
Frank Stammer ist ebenfalls Vorsitzender der EU-Normung im Bereich des Kunststoffrecyclings und zugleich Mitglied im Programmbereit des Praxisforum Kunststoffrezyklate. (Bild: Tecpart)
Herr Stammer, Sie sind im Programmbeirat des Praxisforums Kunststoffrezyklate tätig. Welche zentralen Themen und Herausforderungen des Kunststoffrecyclings erwarten Sie auf der Veranstaltung, und wie können diese den Teilnehmern helfen, konkrete Lösungen für die Praxis zu entwickeln?
Frank Stammer: Das diesjährige Programm des Praxisforums Kunststoffrezyklate spannt einen beeindruckenden Bogen über relevante Themenfelder, Einsatzbereiche und Innovationen im Kontext des werkstofflichen Kunststoffrecycling. Die Teilnehmer erhalten in intensiven zwei Tagen spannende Einblicke in die Verfügbarkeiten von Rezyklaten und können sich über Optimierungspotenziale und neue Ansätze im Bereich der Recyclingsysteme und -technologien austauschen und vernetzen. Außerdem werden aktuelle legislative Veränderungen, etwa in den Bereichen Verpackungen, Automobil- und Bauprodukte, adressiert. Neben diesen übergeordneten Fragen zum Kunststoffrecycling werden im Weiteren die neuesten Innovationen, z.B. aus den Bereichen Additivierung, Pigment- und Tracersysteme, Recycling biobasierter Kunststoffe, immer mit dem Fokus auf die Anwendung, vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Themengebiet Einsatz und Möglichkeiten von Digitalisierungs- und KI-Systemen, mit Blick auf eine zuverlässige Rezyklatverarbeitung.
Die Teilnehmer des 7. Praxisforums Kunststoffrezyklate werden nach der Veranstaltung in Darmstadt mit vielen neuen Impulsen und konkreten Ideen in ihre Unternehmen zurückkehren. In der aktuell angespannten aber weiterhin dynamischen Situation des Kunststoffrecyclings, kann dies neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen und konkrete Antworten auf die Herausforderungen der Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffen bieten.
SAVE THE DATE: Praxisforum Kunststoffrezyklate 2025
Merken Sie sich schon mal den 26. und 27. März 2025 vor, denn dann steht wieder das Fachforum zum Werkstofflichen Recycling in Darmstadt an.
Das Praxisforum Kunststoffrezyklate bietet geballtes Expertenwissen auf internationaler Ebene: Neben aktuellen Marktentwicklungen, Forschungsansätzen und technischen Lösungen liegt der Fokus verstärkt auf praktischen Anwendungen in den unterschiedlichsten Branchen.
Überzeugen sie sich selbst und werfen Sie einen Blick auf das vorläufige Programm.
Reservieren Sie sich den Termin in Ihrem Kalender für zwei intensive Tage, die mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen zum Austausch und zur Vernetzung gefüllt sind. Zur Anmeldung gelangen Sie hier.
Als Vorsitzender der europäischen Normung im Bereich des Kunststoffrecyclings stehen Sie vor der Herausforderung, internationale Interessen zu vereinen. Welche Fortschritte konnten in den letzten Jahren erzielt werden, um einheitliche Standards zu etablieren, und welche Hürden müssen noch überwunden werden?
In der Normung des Kunststoffrecyclings stehen wir vor der Herausforderung, dass wir aktuell viele legislativen Veränderungen gleichzeitig in Deutschland, Europa und in der Welt für die praktische Arbeit in den Unternehmen konkretisieren müssen. Dabei ist es extrem wichtig mit möglichst vielen Experten unserer Industrie in den Dialog zu treten und gemeinsam die beste Möglichkeit der normativen Ausgestaltung von Gesetzen zu finden. Aus diesem Grund ist es uns im TecPart so wichtig das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF und das Praxisforums Kunststoffrezyklate zu unterstützen, um diese Plattform des Austauschs möglichst vielen Experten zugänglich zu machen.
Auf europäischer Ebene haben wir, im Rahmen eines EU-Normungsmandates, in den vergangenen Monaten fast 50 Normen im Bereich des Kunststoffrecyclings und des Rezyklateinsatzes in neuen Produkten auf den Weg gebracht. Das hört sich zunächst viel an, allerdings ist das erst die Spitze des Eisbergs. Bereits jetzt sind die Experten in den technischen Komitees dabei zu prüfen, welche Folgeprojekte und weiteren Normen benötigt werden, um die Kreislaufwirtschaft weiter voranzubringen.
Die Normung spielt eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft. Wie stellen Sie sicher, dass technische Standards nicht nur den Recyclingprozess optimieren, sondern auch Anreize für den Einsatz von Rezyklaten in neuen Produkten schaffen?
Die Normung kann in der Tat eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft spielen. Um sicherzustellen, dass technische Standards sowohl den Recyclingprozess optimieren als auch Anreize für den Einsatz von Rezyklaten in neuen Produkten schaffen, müssen die Normen spezifische Anforderungen an die Verwendung von Rezyklaten in neuen Produkten definieren. Dies könnte beispielsweise durch die Definition von Qualitätsstandards für Rezyklate geschehen. Gleichzeitig müssen die Anforderungen auf einer umfassenden Lebenszyklusanalysen basieren, die die ökologischen und ökonomischen Vorteile der Verwendung von Rezyklaten im Vergleich zu Primärmaterialien aufzeigen. Darüber hinaus sollten die Normen auch Richtlinien enthalten, die das Design von Produkten so fördern, dass sie am Ende ihrer Lebensdauer leichter recycelbar sind. Dies könnte beispielsweise durch die Verwendung einheitlicher Materialien oder durch modulare Designs geschehen.
Neben der normativen Gestaltung müssen jedoch die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Rezyklaten weiter verbessert werden. Wir sollten über Anreizsysteme nachdenken, die Unternehmen belohnen, wenn sie Rezyklate verwenden oder recyclingfreundliche Produkte designen. Die Normung kann dies durch beispielsweise durch Zertifizierungen oder Labeling-Systeme unterstützt. Gleichzeitig sollten Normen zudem Raum für technologische Innovation lassen und neue Verfahren zur Verbesserung des Recyclings und der Wiederverwendung von Materialien unterstützen.
Kunststoffrecycling: Der große Überblick
Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
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