MEX_17_P_152

Rund 15.000 Besucher aus 52 Ländern kamen zur Moulding Expo 2017 nach Stuttgart. (Bild: Messe Stuttgart)

Zwar blieb die Zahl der Moulding-Expo-Besucher  am unteren Rand der Erwartungen – am Eröffnungsabend hatte Ulrich Kromer von Baerle, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, noch 15.000 bis 17.000 Besucher in Aussicht gestellt. Keinen Zweifel gab es aber an der Kompetenz des Fachpublikums. Viele der 760 Aussteller berichteten von intensiven und langen Gesprächen mit dem internationalen Fachbesuchern. Laut Erhebung der Messeleitung stieg der Ausländeranteil gegenüber der Erstauflage der Moulding Expo 2015 von 11 auf 15 Prozent an. Diesmal kamen Besucher aus 52 Ländern nach Stuttgart, wobei Österreich, die Schweiz, Italien, die Türkei, Tschechien, Frankreich und Portugal die größten Kontingente stellten. In der Umfrage gaben 76 Prozent der Besucher an, bei Einkäufen und Beschaffungen im Unternehmen ausschlaggebend, mitentscheidend oder beratend tätig zu sein. 83 Prozent wollen demzufolge die Fachmesse weiterempfehlen.

P1050398

Stark nachgefragt waren die live von Studenten der Hochschule Reutlingen gefertigten Messe-Give-Aways. Mehr als 11.000 Teile des Essbestecks fanden Abnehmer. (Bildquelle: Ralf Mayer/Redaktion Plastverarbeiter)

Insgesamt haben die Organisatoren um Teamleiter Florian Niethammer gezeigt, dass sich auch nach einer außergewöhnlich starken Premiere – an der ersten Moulding Expo 2015 nahmen 620 Aussteller und 14.000 Besucher teil – noch quantitative und qualitative Steigerungen erzielen lassen. Gegenüber dem PLASTVERARBEITER lobten Aussteller die direkten Kommunikationswege zur Messeleitung und die Flexibiltät, mit der Änderungswünsche im Nachgang der ersten Veranstaltung umgesetzt wurden – ein wesentliches Qualitätsmerkmal im umkämpften Markt der Fachmessen.

Im Fokus der Ausstellung stand der Werkzeug-, Modell- und Formenbau mit Spritzgieß-, Druckguss-, Gießerei-, Stanz- und Umformwerkzeugen sowie verschiedenen Verfahren des Modell- und Prototypenbaus. Aber auch die Anbieter unter anderem von Heißkanälen und Normalien, Werzeugmaschinen, Messtechnik und Software stießen auf reges Interesse der Fachbesucher. Verschiedene Firmen stellten in Stuttgart Messe-Neuheiten oder Portfolio-Erweiterungen vor.

Neues aus dem Bereich Heißkanäle und Normalien

P1050408

Normalien-Hersteller bildeten in Stuttgart eine wichtige Ausstellergruppe. (Bildquelle: Ralf Mayer/Redaktion Plastverarbeiter)

So präsentierte der Normalienhersteller Meusburger, Wolfurt, Österreich, unter anderem seinen neuen Etagenantrieb E 8630 für die synchrone Ansteuerung von Etagenwerkzeugen. Die Produktneuheit aus der Kategorie Entformen steht in zwei kompakten Baugruppen zur Verfügung. Die geschliffenen und induktiv gehärteten Zahnstangen haben eine Länge von 800 bis 1.200 mm. Durch die kleine Zahngröße wird ein genauer Synchronlauf erzielt. Einen weiteren Vorteil bietet die DLC-Beschichtung der kraftaufnehmenden Gleitplatte, wodurch der Verschleiß reduziert wird.

Der neue Einschubregler H1250/… von Hasco, Lüdenscheid, ist als Einfach- und Zweifach-Gerät erhältlich. Als Vorteile des Heißkanal-Regelgerätes nennt der Hersteller unter anderem die verbesserte, selbstoptimierende Regelcharakteristik sowie den Softstart für die schonende Heizungstrocknung. Mit Soll/Ist-Temperatur-, Regelparameter- und Fehlermeldungs-LED-Anzeigen sowie eindeutiger Alarmdiagnose haben Bediener den aktuellen Betriebszustand immer im Blick. Eine weitere Neuheit aus dem Heißkanal-Bereich von Hasco ist die Düsenbaureihe Vario Shot. Die leicht zu wartenden Düsen erlauben Einbtauchtiefen bis 300 mm, die Verarbeitung technischer und verstärkter Kunststoffe und die Fertigung mittelgroßer Spritzteile mit bis zu 2.000 g Schussgewicht. Die Heiz-Regeltechnik und große Fließkanaldurchmesser sorgen für ein homogenes Temperaturprofil.

HRS Flow, San Polo di Piave, Italien, präsentierte unter anderem neue Heißkanaldüsen für Multikavitätenwerkzeuge. Die verschleißarmen Düsen der Baureihe Reinforced sind für hohe Einspritzdrücke ausgelegt und eignen sich für das Spritzgießen von Dünn- und Dickwandprodukten. Die Version für Dünnwandanwendungen kann außerdem für die Herstellung von dekorierten Formteilen mittels In Mould Labeling eingesetzt werden.

Oberflächenbearbeitung und angepasste Werkstoffe

Freigestellt

Der Prototypen- und Formenbau war einer der Kernbereiche der Messe. (Bildquelle: Ralf Mayer/Redaktion Plastverarbeiter)

Neues aus dem Bereich Oberflächenbearbeitung stellte Joke Technology, Bergisch Gladbach, vor. Das Handstück-Gerät Enesk Amicro zum Schleifen, Polieren und Fräsen bringt es auf bis zu 60.000 Umdrehungen pro Minute, 20 Prozent mehr als die Vorgänger-Versionen. Auch bei diesen hohen Drehzahlen ist gemäß Hersteller ein verschiebungsfreies Fräsen möglich. Die Touchbedienung ist kombiniert mit einem Drehregler inklusive fühlbarem Widerstand. Neu hat Joke zudem eine gerschlossene Variante des Eneska Laserschweiß-Gerätes, das für das Verschweißen von Kleinteilen mit einem Stereomikroskop mit zehnfacher Vergrößerung ausgestattet ist. Das geschlossene Gerät kann ohne eigenen Laserbeauftragten betrieben werden und bedarf keines speziellen Raumes.

Erstmals auf der Moulding Expo stellten die Deutschen Edelstahlwerke, Witten, den neuen Spezialstahl Formadur 400 für Spritzgießformen vor. Der vorvergütete Stahl zeichnet sich durch ein homogenes Gefüge bei einer Härte von 365 – 410 HB aus. Dadurch ist er sehr gut polierbar. Der Werkstoff – eine Weiterentwicklung der vorvergüteten Standardgüten 1.2311 und 1.2738 – wurde für die Fertigung komplexer und großer Werkzeuge beispielsweise für das Spritzgießen von Heckklappen   und Kotflügeln konzipiert. Die homogene Durchverfügbarkeit bis in den Kern bezeichnet Daniel Frie, technischer Kundenberater bei den Deutschen Edelstahlwerken, als eine der größten Herausforderungen bei der Herstellung großer Formenstahlblöcke.

Das intelligente Werkzeug kommt

Im Zuge der Digitalisierung in der Kunststoffverarbeitung wird zunehmend auch die Integration von Sensorik in die Werkzeuge gefordert. Kistler, Sindelfingen, führte auf der  Moulding Expo vor, wie sich Sensoren auf einfache Weise in Werkzeuge positionieren, installieren, verkabeln und auf Funktionsfähigkeit prüfen lassen. Zudem stellte der Messtechnik-Spezialist ein neues Produkt aus der Reihe seiner piezoelektrischen Innendruck-Sensoren vor. Der Sensor Typ 6185 besitzt einen Frontdurchmesser von nur 2 mm und wurde speziell für den Einsatz auf engem Raum entwickelt. Er liefert auch unter Einwirkung von Seitenkräften sichere Messergebnissse. Für Anwendungen in Mehrkavitätenwerkzeugen können die temperaturunabhängigen piezoelektrischen Sensoren auch ohne Kabel arbeiten. Dabei wird das Drucksignal direkt auf den Kopf des Sensors und ein Messelement übertragen, das eine zum Druck proportionale Ladung abgibt.

In Zukunft könnten Werkzeuge eine noch wesentlich größere Rolle in der Qualitätssicherung spielen, die weit über die heute praktizierte Messtechnik hinausgeht. Dies wurde in dem durchwegs gut besuchten Vortragsprogramm im Rahmen der Moulding Expo deutlich. So skizzierte etwa Prof. Dr. Thomas Seul, Präsident des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF), die Vision des vernetzten, intelligenten Spritzgießwerkzeugs. Dieses gibt in Echtzeit zahlreiche prozessrelevante Informationen an den Maschinenbetreiber weiter. Die Daten werden von im Werkzeug eingebetteten Diagnosesystemen erhoben, die geringe Abweichungen beispielweise in der Werkstoff-Zusammensetzung sofort erkennen. Seul zufolge könnte die Integration solcher intelligenten Monitoringsysteme dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Werkzeuge- und Formenbaus zu stärken.

Kontakt

Messe Stuttgart, Stuttgart

www.moulding-expo.de

 

 

 

 

ist Chefredakteur Plastverarbeiter. ralf.mayer@huethig.de

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Landesmesse Stuttgart GmbH

Messepiazza 1
70629 Stuttgart
Germany