
Amer Ribic (Bild: Amer Ribic)
In meiner Kindheit habe ich in Rommelshausen gelebt. Im dortigen Industriegebiet sitzt die Firma Metzger Kunststofftechnik, welche Sonderbehälter und wunderschöne Swimmingpools aus dicken Kunststoffplatten fertigt. Mit dem Sohn des Geschäftsführers war ich gut befreundet. Er hatte zum Geburtstag eine große Miniramp, die aus Kunststoff hergestellt war, geschenkt bekommen. Diese nutzten wir nahezu täglich, um unserm Hobby Skateboarden nachzugehen. Das war für mich der Anstoß, um in Aalen Kunststofftechnik zu studieren, denn ich wollte mir ein Unternehmen aufbauen, um Skateparks in der Umgebung zu installieren.
Das schöne an der Hochschule Aalen war, dass unsere Professoren immer ein offenes Ohr für unsere Fragen hatten. Es war ein sehr familiäres Verhältnis unter Kommilitonen und Professoren. Wir wurden in der Zeit sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet. Es gab während des Studiums mehrere praxisnahe Laborarbeiten (Kunststoffverarbeitung und Kunststoffprüfung) sowie ein Praxissemester. Somit waren wir am Ende des Studiums keine Theoretiker mit Bachelorabschluss, sondern konnten auch gezielt anwenden was im Studium gelernt wurde. Zusätzliche Kurse wie Business Englisch, Bewerbertraining und andere wurden kostenfrei angeboten. Leider hatte der Studiengang nur eine kleine Zahl an Studenten, die aufgrund der negativen medienstereotypen Berichterstattung über „Plastik“ immer weniger wurden und der Studiengang zwischenzeitlich eingestellt wurde. Ich persönlich finde dies sehr schade, da es ein unheimlich spannendes Gebiet ist, das kreativen Ingenieuren grenzenlose Möglichkeiten zur Entfaltung bietet.
Fern vom Traum Skateparks zu bauen, war ich nach dem Studium in der Konstruktion/Projektmanagement tätig. Ich konnte in der Zeit wichtige Erfahrungen in den verschiedenen Feldern der Kunststofftechnik wie Projektmanagement, Konstruktion, Bemusterung, Qualitätssicherung sammeln. Ob es die komplexe Bauteilentwicklung von Medizinprodukten oder das simple Vermessen von Gehäusebauteilen mit dem Messchieber war, langweilig wurde es nie als Kunststoffingenieur! Es ist immer wieder überraschend zu sehen was in der Industrie hinter den Kulissen läuft und wie Produkte, die täglich im Leben genutzt werden, entwickelt und gefertigt werden.
Aktuell bin ich bei Mercedes-Benz im Bereich der globalen werkstofftechnischen Erstbemusterung. Wir überprüfen, dass thermoplastischen Exterieurbauteile wie Spoiler, Kotflügel, Dachbeplankungen und Elastomerdichtungen für beispielsweise Türen, Motoren aber auch O-Ringe den Mercedes-Anforderungen und Liefervorschriften entsprechen. Hierdurch stellen wir sicher, dass die Fahrzeuge sicher auf die Straße kommen. Für mich ein tolles Gefühl.