junger Mann sitz an einem PC

Sebastian Wiedl, wissenschaftlicher Mitarbeiter Kunststofftechnik an der TH Rosenheim. (Bild: Roberto Lackner)

Als ich 2013 nach dem allgemeinen Abitur vor der Entscheidung stand, was ich studieren sollte, war mein ursprünglicher Plan, dual zu studieren und wenn möglich, Maschinenbau. Das Duale Studium ermöglichte mir Krauss Maffei, jedoch nicht im Bereich Maschinenbau sondern Kunststofftechnik. Vor meinem Studium der Kunststofftechnik hatte ich noch nie vom Studiengang Kunststofftechnik gehört. Was zunächst wie ein Zufall erschien, entpuppte sich als eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Erst wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, merkt man, wie allgegenwärtig Kunststoffe sind. Im Auto, beim Einkaufen, beim Arbeiten, in Klamotten, in Brillen...

Kunststofftechnik ist ein Berufsfeld, das sowohl unglaublich vielseitig als auch zukunftsweisend ist. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, bieten Kunststoffe auf biologischer Basis eine vielversprechende Lösung. Die Bioökonomie setzt genau hier an und zeigt, dass Kunststoffe nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch funktional überzeugend sein können. Biobasierte Kunststoffe reduzieren unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und sind oft biologisch abbaubar, was einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.

Neben der Bioökonomie spielt auch das Recycling eine entscheidende Rolle. Mechanisches Recycling ist eine bewährte Methode, um Kunststoffe im Kreislauf zu halten und so Ressourcen zu schonen. Durch innovative Verfahren können wir heute Kunststoffe so aufbereiten, dass sie nahezu unbegrenzt wiederverwendet werden können. Dies reduziert nicht nur den Abfall, sondern auch den Bedarf an neuem Material.

Ein weiterer spannender Bereich ist der Leichtbau durch Faserverbundwerkstoffe. Diese Materialien sind extrem stark und gleichzeitig leicht, was sie ideal für Anwendungen im Automobil- und Flugzeugbau macht. Durch den Einsatz von Faserverbundwerkstoffen können wir nicht nur das Gewicht von Fahrzeugen reduzieren, sondern auch den Energieverbrauch senken und somit einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten.

Kunststofftechnik bietet eine unglaubliche Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten. Egal, ob du dich für Produktentwicklung, Werkzeugbau, Prozesstechnik oder nachhaltige Materialien interessierst – die Chancen sind nahezu unbegrenzt. Die Branche braucht motivierte und neugierige Menschen, die bereit sind, einen echten Unterschied zu machen.

Für junge Studenten und Abiturienten kann ein Studium der Kunststofftechnik der erste Schritt in eine spannende und sinnvolle Karriere sein. Du arbeitest nicht nur an innovativen Projekten, sondern leistest auch einen wichtigen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen. Dieser Bereich bietet die Möglichkeit, sich ständig weiterzuentwickeln und an vorderster Front neuer Technologien zu stehen.

Kunststofftechnik ist ein umfangreiches und interessantes Feld, das vielfältige Karrieremöglichkeiten in allen technischen Branchen bietet. Ein Verständnis für Polymere ist von unschätzbarem Vorteil und verschafft oft einen Wissensvorsprung. Polymere sind die Werkstoffe der Zukunft und bieten spannende Perspektiven.

Seit 2020 arbeite ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Rosenheim im Bereich der holzbasierten Bioökonomie. Hier beschäftige ich mich mit holzbasierten Fasern in der Kunststofftechnik. Was meine Arbeit besonders erfüllend macht, sind die Vielfalt der Themen und die Möglichkeit, durch Forschungsprojekte, Publikationen, Industrieaufträge und Studentenprojekte in die verschiedensten Bereiche der Branche einzutauchen. Der Austausch auf Kongressen aus aller Welt ist ein zusätzlicher Bonus. Aktuell finde ich insbesondere biobasierte Systeme in der Kunststofftechnik spannend. Diese Entwicklungen sind vielversprechend und könnten einen bedeutenden Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten.

Wenn ich auf meinen Werdegang zurückblicke, gibt es keinen Zweifel: Ich würde jederzeit wieder Kunststofftechnik studieren!

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