Pekutherm-Chef Heiko Pfister nennt die Gründe für den geplanten Ausbau der eigenen Geschäftsaktivitäten: „Die weltweite Verwendung von Acrylglas steigt stetig. Das Recycling muss entsprechend mitwachsen. Daher wollen wir unser Recyclingvolumen verdoppeln.“ Pekutherm Kunststoffe in Geisenheim bei Frankfurt am Main, hat sich auf das das Recycling thermoplastischer Materialien wie Acrylglas (Polymethylmethacrylat, PMMA) und Polycarbonat (PC) spezialisiert. Neben Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich wolle man auch das Baltikum sowie Nordeuropa ins Visier nehmen. In letzterem Teil Europas ist das Unternehmen bereits in Dänemark und Finnland aktiv.
Warum Pekutherm expandieren möchte
Grund für die Expansion seien weniger betriebswirtschaftliche Erwägungen als vielmehr die Sorge um Umwelt und Klima, versichert Pekutherm-Chef Heiko Pfister. Nach seinen Recherchen liegt das PMMA-Abfallvolumen in Europa bei jährlich rund 30.000 t Material. Davon werden 5.000 t in Geisenheim durch Recycling einer Neuverwendung zugeführt, der Rest wird anderweitig verarbeitet und durch Verbrennung vernichtet.
„Ein Großteil davon wird in Europa schlichtweg nur eingesammelt und nach Asien verschifft, wo der Recyclinganteil sehr gering sein dürfte“, befürchtet Pfister. Sein Plan für Pekutherm: „Wir wollen unser PMMA-Recyclingvolumen in den nächsten drei Jahren auf 10.000 Tonnen verdoppeln.“ Hinzu kämen weitere 1.000 t PC und nochmals 1.000 t andere Kunststoffe, die derzeit schon in Geisenheim recycelt werden. „Pro 100 Tonnen genutztem Recycling-Material können fast 500 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden“, so Pfister. Dem Umweltschutz kommt die mehrfache Verwendung der Rohstoffe zugute: „Das von uns gewonnene Rezyklat ist in Reinheit und Qualität neuen Rohstoffen gleichwertig.“
Worauf der Schwerpunkt der geplanten Expansion liegt
Damit das Kreislaufgeschäft läuft, benötigt das Unternehmen einen stetigen Nachschub an Material. So liegt der Schwerpunkt bei der internationalen Expansion darauf, Partner zu finden, die PMMA- oder PC-Reste bereitstellen. Pekutherm liefert hierzu Sammelboxen, die vor Ort zur Aufnahme der Abfälle dienen und anschließend ins Werk nach Geisenheim transportiert werden, um den Inhalt zu Granulat aufzubereiten.
Ebenso gefragt als Kooperationspartner sind Hersteller aus ganz Europa, die um ihre Produkte herum eine Kreislaufwirtschaft aufbauen wollen zugunsten des Klima- und Umweltschutzes. Pfister verweist beispielhaft auf das Projekt „Closing the loop“ der Exolon Group, eines Herstellers von Polycarbonat-Platten. Anwender der Exolon Group werden bereits beim Kauf von Neumaterial auf Pekutherm als Recycling-Partner für Verschnitt und Altmaterial hingewiesen.
Die nötigen Sammelcontainer – Ecoboxen genannt – stellt man kostenfrei zur Verfügung, holt sie gefüllt wieder ab und vergütet die gesammelte Abfallmenge. Nach der Aufbereitung im Geisenheimer Werk wird das Granulat Herstellern wie der Exolon Group zur erneuten Verarbeitung zur Verfügung gestellt.
Recyclingkonzept für Plexiglas
Für das bekannte Markenacrylglas Plexiglas des Chemiekonzerns Röhm, dessen Gründer Otto Röhm die ersten Acrylglasscheiben zur Marktreife brachte, bietet Pekutherm seit vielen Jahren ein eigenes Recyclingkonzept an. Dabei werden im Rahmen eines Rücknahme- und Recyclingprogramms Reste aus Plexiglas bei Pekutherm sortiert, aufbereitet und granuliert. Der recycelte Rohstoff wird erneut in Plexiglas-Originalprodukte eingearbeitet.
Die Recyclingprogramme für Plexiglas und Exolon Polycarbonat stuft Pfister als „Vorbilder für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft“ ein. Für seine Expansionspläne erklärt er: „Wir wollen es Herstellern und Verarbeitern überall in Europa ermöglichen, ohne wesentliche Investitionen in eigene Sammelkonzepte zur Kreislaufwirtschaft und damit zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen.“
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Wie hoch ist die weltweite Nachfrage nach Acrylglas?
Die Weltproduktion von Acrylglas steigt seit vielen Jahren, weil sich der bruchsichere, leichte und gut verformbare Kunststoff für zahlreiche Anwendungsfälle eignet. Nach Recherchen von Marktanalysten (Quelle: verifiedmarketresearch sowie exactitudeconsultancy) stieg die weltweite Produktion von Acrylglasplatten von 1,8 Mio. t im Jahr 2000 auf 4,1 Mio. t 2020. Bis 2029 soll das Volumen auf 9,5 Mio. t weiterwachsen. „Unabhängig von den je nach Quelle etwas unterschiedlichen Marktzahlen, die alle ein deutliches Wachstum veranschlagen, ist es ein Gebot der Ökologie und natürlich auch der Ökonomie, die dadurch stark zunehmenden Abfallmengen durch Verschnitt und Altmaterial einer Kreislaufwirtschaft zuzuführen“, sagt Pfister.
Quelle: Pekutherm
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