Blaue Unterarmorthese aus PA 12, eingefärbt.

Unterarmorthese aus PA 12, eingefärbt. (Bild: SKZ)

Mann mit Brille, Bart, weißem Hemd und grauem Jackett. Adrian Beetz ist Gruppenleiter Forschung Additive Fertigung am SKZ in Würzburg.
Adrian Beetz ist Gruppenleiter Forschung Additive Fertigung am SKZ in Würzburg. (Bild: SKZ)

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen beim Zahnarzt und er erzählt etwas von einem PEEK-Implantat. Klingt nach Hightech, oder? Aber halt mal, Kunststoff im Mund? Geht das überhaupt? Willkommen in der faszinierenden Welt der medizinischen Kunststoffe! Erst mal, was ist PEEK? Klingt wie der Spitzname eines Kumpels, ist aber ein ultrastabiler Kunststoff, der normalerweise in Flugzeugen oder Raketen verwendet wird. Aber warum nicht auch im Mund?! PEEK-Implantate sind genau das – kleine Wunderwerke aus Kunststoff, die ein strahlendes Lächeln und eine stabile Bisskraft bescheren können. Wer hätte gedacht, dass „Plastik“ so nützlich sein kann?

Nicht nur PEEK als Werkstoff

Doch nicht nur im Mund macht Kunststoff eine gute Figur. Im Bereich der filamentbasierten additiven Fertigung hat sich das Hochleistungspolymer PEEK als wahres Allroundtalent erwiesen. Schädelimplantate aus PEEK revolutionieren die Neurochirurgie, indem sie eine optimale Kombination aus Festigkeit und Biokompatibilität bieten. Diese Implantate sind nicht nur leichter als herkömmliche Metallimplantate, sondern ermöglichen auch ein präzises Anpassen an die individuelle Anatomie des Patienten, was die Genesungsdauer verkürzen und das Risiko von Komplikationen verringern kann. Auch wenn PEEK das obere Ende der Anforderungsskala darstellt, können auch weniger performante Kunststoffe eine Rolle in der Medizintechnik einnehmen. Wie am Beispiel von Polyamid in Form von additiv gefertigten Orthesen. Früher waren diese schwer wie Blei und unbequem. Und heute? Von Kopforthesen bis hin zu Beinprothesen können sie maßgeschneidert werden, um den individuellen Bedürfnissen jedes Patienten gerecht zu werden. Der Kunststoff sorgt für ein niedriges spezifisches Gewicht und Flexibilität, ermöglicht eine komfortable Passform bei gleichzeitig angemessener Stabilität und hat sogar Stil. Materialien auf der Grundlage von PLA/PCL/PEG weisen die Biokompatibilität und Funktionalität für Implantate auf. Angefangen von Interferenzschrauben zum Fixieren von Bändern, Stents für Herzgefäße, Clips für bessere Wundheilung oder Gerüste für Knochenwachstum.

Zitat

In der Medizin finden neben Thermoplasten auch Duroplaste Anwendung.

Nun zu einer anderen Materialklasse – den Duroplasten. Resinbasierte Bauteile sind die nächsten Stars am medizinischen Kunststoffhimmel. Metallimplantate, die beim Flughafen-Security-Check immer für Piep-töne sorgen oder zu Wetterfühligkeit führen können, gehören der Vergangenheit an. Implantate aus Kunstharzen können zwischenzeitlich dieselben Funktionen übernehmen. Und das Beste? Sie sind maßgeschneidert, sodass sie perfekt passen und sich natürlich anfühlen. Angefangen bei zahnärztlichen Abdrücken für Anschauungs- oder kieferorthopädische Modelle über Implantatgehäuse, Brücken, Kronen und künstlichen Zähnen bis hin zu Bissschienen. Aber auch bei Medizinprodukten wie Hörgeräten sind die additive Fertigung und Kunststoffe nicht mehr wegzudenken. Insgesamt zeigt der zunehmende Einsatz von Kunststoffen in der additiven Fertigung für die Medizintechnik das enorme Potenzial dieser Materialien, innovative Lösungen für komplexe medizinische Herausforderungen zu bieten. Von maßgeschneiderten Orthesen bis hin zu hochwertigen Implantaten – Kunststoffe haben sich längst als unverzichtbarer Bestandteil der modernen Medizintechnik etabliert.

Quelle: SKZ

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