KTM Logo auf Firmengebäude vor Fahnen

Der größte europäische Motorradhersteller KTM steht vor der Insolvenz. (Bild: KTM)

Der traditionsreiche österreichische Motorradhersteller KTM steckt in einer schweren finanziellen Krise. Das Unternehmen benötigt dringend eine Finanzspritze von mehreren hundert Millionen Euro, um die Zahlungsfähigkeit zu sichern. Ohne eine Überbrückungsfinanzierung droht die Insolvenz, wie mehrere Berichte übereinstimmend melden.

KTM hatte in den vergangenen Jahren stark expandiert und Produktionskapazitäten ausgebaut. Doch eine Kombination aus gesunkenen Verkaufszahlen, steigenden Produktionskosten und einer globalen wirtschaftlichen Abkühlung führte zu erheblichen Verlusten. Besonders der europäische Markt, wo KTM als Branchenführer gilt, zeigte eine schwächere Nachfrage. Zudem belasteten hohe Lagerbestände und ungünstige Wechselkurse die Bilanz.

Auswirkungen auf Mitarbeiter und Standorte

Die Krise hat bereits spürbare Konsequenzen für die Belegschaft. Laut internen Quellen wurden bisher rund 573 Mitarbeiter entlassen, hauptsächlich in der Produktion und Verwaltung. "Wir bedauern diese Maßnahmen zutiefst, aber sie sind notwendig, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern", erklärte CEO Stefan Pierer. Insgesamt beschäftigt KTM weltweit über 5.000 Menschen.

Die verbleibenden Mitarbeiter müssen sich auf weitere Einschnitte einstellen. Überstundenabbau, Kurzarbeit und ein Einstellungsstopp gehören zu den Maßnahmen, die derzeit umgesetzt werden. Auch die Standorte in Österreich und Indien sind von der Krise betroffen.

Montagelinie für KTM-Motorräder
Die Zukunft von KTM ist nach wie vor offen. (Bild: KTM)

CEO Stefan Pierer: "Ich kämpfe um mein Lebenswerk"

Stefan Pierer, der seit über 30 Jahren an der Spitze des Unternehmens steht, zeigte sich kämpferisch. "KTM ist mein Lebenswerk, und ich werde alles tun, um das Unternehmen zu retten. Unsere Marke hat eine treue Fangemeinde und ein enormes Potenzial, das es zu nutzen gilt", sagte Pierer in einem Interview. Pierer betonte zudem, dass die Marke weiterhin in der MotoGP präsent bleiben werde: "Der Motorsport ist Teil unserer DNA. Es gibt keine Pläne, sich zurückzuziehen, aber wir müssen smarter arbeiten und Kosten senken."

Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung

Ein potenzieller Investor war die indische Bajaj Auto, die bereits 49,9 % der KTM-Anteile hält. Allerdings sind die Verhandlungen über eine weitere Finanzspritze offenbar gescheitert. Der KTM-Vorstand hat am 26. November 2024 beschlossen, einen Antrag auf Eröffnung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung für KTM sowie deren Tochtergesellschaften KTM Components und KTM F&E  zu stellen. Dieses Verfahren ermöglicht es, das Vermögen unter gerichtlicher Aufsicht weiter zu verwalten und gleichzeitig die Sanierung der KTM-Gruppe eigenständig voranzutreiben. Andere KTM-Tochtergesellschaften, insbesondere alle Vertriebsgesellschaften, sind von diesem Schritt nicht betroffen.

Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen gemeinsam mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu erarbeiten. Die angestrebte Restrukturierung soll nicht nur den Fortbestand der KTM-Gruppe sichern, sondern auch die Grundlage dafür schaffen, gestärkt aus dem Prozess hervorzugehen.

Im Rahmen der Sanierung ist geplant, die Produktion in den kommenden zwei Jahren gezielt zu reduzieren, um die bestehenden Überbestände bei KTM und den Händlern abzubauen. Dadurch soll die Betriebsleistung an den österreichischen Standorten in den Jahren 2025 und 2026 um mehr als eine Milliarde Euro gesenkt werden. "Es geht darum, das Unternehmen robust zu machen. Robust für die Zukunft", sagt Co-CEO Gottfried Neumeister.

Die Punkte der geplanten Restrukturierung in der Übersicht

  • Kostensenkung: Nicht essenzielle Projekte werden eingefroren, und die Produktion wird vorübergehend gedrosselt.
  • Verkauf von Vermögenswerten: Unprofitable Tochterfirmen könnten verkauft werden, um kurzfristig Kapital zu generieren.
  • Investitionen in profitable Modelle: KTM plant, sich auf die Entwicklung von Elektromotorrädern und der erfolgreichen Enduro-Serie zu konzentrieren.

Zudem sollen staatliche Förderprogramme geprüft werden, um zusätzliche Mittel zu mobilisieren. Die österreichische Regierung hat bisher jedoch keine Stellungnahme abgegeben.

Quelle: KTM

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