Plastics Europe unterstützt den Clean Industrial Deal, kritisiert jedoch fehlende Maßnahmen für die Kunststoffbranche. Die Organisation fordert gezielte politische Unterstützung, um Investitionen in eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft zu erleichtern. Dringende Handlungsfelder sind die Senkung der Energiekosten, der Bürokratieabbau, die Förderung von Recyclingkunststoffen und Investitionen in nachhaltige Technologien. Laut aktuellen Zahlen sank die europäische Kunststoffproduktion 2023 um 8,3 %. Der globale Marktanteil Europas an der Kunststoffproduktion fiel von 28 % im Jahr 2006 auf 12 % im Jahr 2023. Ein besorgniserregender Rückgang bei recycelten Kunststoffen zeigt die Abhängigkeit von Importen aus Drittstaaten. Die „Plastics Transition Roadmap“ zielt darauf ab, die Kunststoffproduktion bis 2050 zu 65 % aus nicht fossilen Rohstoffen zu ermöglichen und Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Plastics Europe fordert die EU-Kommission auf, einen gezielten Aktionsplan für die Branche zu entwickeln

Plastics Europe warnt: Ohne politische Maßnahmen verliert Europas Kunststoffbranche an Wettbewerbsfähigkeit. (Bild: Dalle 3/ OpenAI)

Plastics Europe unterstützt die Agenda der Europäischen Kommission für Wettbewerbsfähigkeit und Dekarbonisierung und begrüßt den Clean Industrial Deal. Doch die Kunststoffbranche sieht entscheidende Lücken in der Strategie.

„Unsere Mitglieder sind zutiefst besorgt, dass der wesentliche Beitrag des europäischen Kunststoffsektors als Enabler und Fundament der europäischen Industrie nach wie vor nicht zur Kenntnis genommen wird“, erklärt Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe. „Ohne die Umsetzung der dringend erforderlichen Maßnahmen wird Europa zunehmend von Importen von Kunststoffgranulaten und Fertigwaren aus Regionen mit oft weniger strengen Umweltstandards abhängig sein.“

Der Sektor leistet einen wesentlichen Beitrag zu strategischen Industrien wie der Automobilbranche, erneuerbaren Energien, dem Gesundheitswesen und der Verteidigung. Trotzdem fehlen laut Janssens dringend notwendige Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit der Kunststoffproduktion in der EU zu sichern.

Welche Maßnahmen fordert die Kunststoffindustrie?

Plastics Europe fordert gezielte politische Unterstützung, um Investitionen in eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die Branche sieht dabei mehrere Handlungsfelder:

  • Energiekosten senken: Wettbewerbsfähige Energiepreise sind entscheidend für die europäische Kunststoffherstellung.
  • Bürokratie abbauen: Komplexe regulatorische Vorgaben erschweren Investitionen in innovative Kunststofflösungen.
  • Marktnachfrage für recycelte Kunststoffe stärken: Einheitliche Rahmenbedingungen sollen den Binnenmarkt für Recyclingmaterialien fördern.
  • Investitionen in nachhaltige Technologien erleichtern: Finanzierungsmechanismen für klimafreundliche Produktionsprozesse sind erforderlich.

Dr. Christine Bunte, Hauptgeschäftsführerin von Plastics Europe Deutschland, betont die nationale Verantwortung: „Wir haben jetzt eine letzte und einmalige Chance im Schulterschluss mit Politik und Industrie das Ruder für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands herumzureißen. Im Koalitionsvertrag muss die Bedeutung der Kunststoffindustrie für alle Anwenderindustrien verankert und geschützt werden.“

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Wie entwickelt sich die Kunststoffbranche in Europa?

Die europäische Kunststoff-Wertschöpfungskette umfasst 51.700 Unternehmen mit über 1,5 Millionen Arbeitsplätzen. 2023 erzielte die Branche in der EU einen Umsatz von über 365 Milliarden Euro.

Dennoch zeigen aktuelle Zahlen von Plastics Europe einen besorgniserregenden Trend:

  • Die Kunststoffproduktion in der EU sank 2023 um 8,3 % im Vergleich zu 2022.
  • Europas globaler Marktanteil an der Kunststoffproduktion schrumpfte von 28 % im Jahr 2006 auf 12 % im Jahr 2023.
  • Erstmals gab es einen Rückgang in der Produktion recycelter Kunststoffe – eine Folge von Billigimporten aus Drittstaaten.

Janssens warnt: „Das Zeitfenster, um die Wettbewerbsherausforderungen unserer Branche anzugehen und ein günstigeres Investitionsklima zu schaffen, schließt sich schnell.“

Wie kann eine nachhaltige Kunststoffproduktion gelingen?

Die „Plastics Transition Roadmap“ legt das Ziel fest, bis 2050 die Kunststoffproduktion zu 65 % aus nicht fossilen Rohstoffen zu ermöglichen und Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

„Europa hat die Chance, das weltweit erste kreislauforientierte und treibhausgasneutrale Kunststoffsystem zu schaffen“, so Janssens weiter. „Doch unsere Branche kann die Nachhaltigkeitsziele nur erreichen, wenn Europa wettbewerbsfähig genug ist, um in diese zu investieren.“

Die Roadmap definiert Meilensteine bis 2030, um Fortschritte messbar zu machen und Engpässe frühzeitig zu identifizieren. Plastics Europe fordert die EU-Kommission auf, einen Aktionsplan für die Zukunft der Kunststoffbranche zu entwickeln, der die Industrie, die Mitgliedstaaten und politische Entscheidungsträger zusammenbringt.

„Wir brauchen gezielte sektorale Initiativen, Innovationsförderung und Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung mit Schlüsselmaterialien“, erklärt Janssens.

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Welche politischen Rahmenbedingungen sind notwendig?

Plastics Europe unterstützt den kürzlich eingeführten Rechtsakt zur Kreislaufwirtschaft, der den Binnenmarkt für recycelte Materialien stärkt. Gleichzeitig fordert die Branche Schutzmaßnahmen gegen Marktfragmentierung und Dumpingpreise.

„Die Förderung des Binnenmarktes reicht nicht aus. Dieser muss auch geschützt werden“, betont Plastics Europe. Die Organisation unterstützt daher den Aufruf von 400 Wirtschaftsführern, die sich in Antwerpen für eine rasche Umsetzung des Clean Industrial Deal auf nationaler Ebene einsetzen.

Quelle: Plastics Europe

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