Anlage zum chemischen Recycling von Kunststoffen

Die Erweiterung baut auf der ersten Anlage von Mura im englischen Teesside auf, die 2023 voll betriebsbereit sein wird. (Bild: Mura Technology)

In enger Zusammenarbeit werden Dow und Mura die marktfähige Rückführung von Kunststoffen in die globalen Lieferketten sicherstellen, was den Wert von Kunststoffabfällen steigern und die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe fördern soll. Gemeinsam planen die Unternehmen dazu auch mehrere moderne Großanlagen in den USA und Europa.

Als größter Abnehmer der von Mura produzierten, zirkulären Rohstoffe spielt Dow eine entscheidende Rolle. Dieser zirkuläre Rohstoff, der derzeit noch aus deponierten oder verbrannten Kunststoffabfällen gewonnen wird, verringert die Verwendung fossiler Rohstoffe in der Kunststoffproduktion und ermöglicht es dem Chemiekonzern, einen recycelten Rohstoff für die Entwicklung qualitativ neuwertiger Kunststoffe zu produzieren und die Nachfrage globaler Markenunternehmen zu bedienen.

Was die Partnerschaft mit Mura für Dow bedeutet

Die nun geplanten Kapitalinvestitionen seitens des Start-ups und Dows Abnahmevereinbarungen zur weltweiten Förderung und Erweiterung fortschrittlicher Recyclingkapazitäten stellen das bisher größte Partnerschaftsprojekt beider Unternehmen dar.

„Die Stärkung der Partnerschaft zwischen Dow und Mura ist ein wichtiger Meilenstein in Dows Bestreben, der Einführung bahnbrechender Technologien für chemisches Recyclingdynamik zu verleihen“, sagt Marc van den Biggelaar, Advanced Recycling Director bei Dow. „Durch die Investition in neue Anwendungen schafft Dow die Grundlage, um die gestiegene Nachfrage seiner Kunden nach Recyclingmaterialien zu erfüllen und die Lieferketten wirksam zu beeinflussen und somit eine funktionierende Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen voranzubringen.“

„Diese Partnerschaft gibt Dow weiteren Auftrieb auf dem Weg zur Diversifizierung von Rohstoffen, die für die Förderung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe unerlässlich sind“, ergänzt Diego Donoso, President of Packaging and Specialty Plastics bei Dow. „Ein wahrhaft zirkuläres Geschäftsmodell für Kunststoffe wird auch die Dekarbonisierung ermöglichen und uns auf dem Weg zu Netto-Null unterstützen.“

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Welche Rolle ein innovatives Recyclingverfahren dabei einnimmt

Die Intensivierung dieser Zusammenarbeit ermöglicht die schnelle Skalierung des Hydro PRS (Hydrothermal Plastic Recycling Solution) -Recyclingverfahrens von Mura, mit dem alle Arten von Kunststoffen recycelt werden können, einschließlich flexibler und mehrschichtiger Kunststoffe, die bisher als „nicht rezyklierbar“ galten. In großem Umfang eingesetzt, kann diese Technologie verhindern, dass Millionen Tonnen Kunststoff und Kohlendioxid jährlich in die Umwelt gelangen, und gleichzeitig Rohstoffe für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft bereitstehen. Dow unterstützt diese Aufgabe mit seiner materialwissenschaftlichen Expertise.

„Das globale Kunststoffproblem ist eines unserer bislang drängendsten Umweltprobleme – wir dürfen einfach keine Zeit verlieren,“ erklärt Dr. Steve Mahon, CEO von Mura Technology. „Die von Mura entwickelte Technologie kann die globale Kreislaufwirtschaft im Bereich Kunststoffe fördern, und unsere Partnerschaft mit Dow ist eine wichtige Voraussetzung für den weltweiten Einsatz von Hydro PRS. Dieser nächste Schritt sowie die von Dow zur Verfügung gestellten Ressourcen werden es uns ermöglichen, die Recyclingkapazitäten zu finanzieren, drastisch zu erhöhen und zirkuläre Kunststoffe in großem Umfang in die globalen Lieferketten einzuführen.“

Die weltweit erste Anlage, in der das Hydro PRS-Verfahren zum Einsatz kommt, befindet sich im englischen Teesside, die 2023 in Betrieb gehen soll. Die Produktionsanlage mit einer Kapazität von 20 kt pro Jahr wird Dow mit einem zu 100 % recycelten Rohstoff beliefern. Damit spielt die Anlage in Teesside eine wichtige Rolle in der beidseitigen angestrebten chemischen Recycling-Kapazität von 600 kt bis zum Jahr 2030.

Die weltweite Präsenz des Chemiekonzern wird die Hochskalierung der Technologie des Start-ups durch mehrere Projekte in den USA und Europa ermöglichen. Dies schließt Pläne über Kollokation Möglichkeiten mit ein, die den Werken von Mura erhebliche Integrationsvorteile bieten werden.

Ergänzt wird dieses Vorhaben im chemischen Recycling durch andere Projekte von Dow im Bereich werkstoffliches Recycling und Abfallökosystemen, die heute angekündigt wurden:

Wie das Hydro PRS-Recyclingverfahren genau funktioniert

Muras firmeneigene Lösung Hydro PRS ist ein hydrothermales Recyclingverfahren, das Wasser in Form von überkritischem Wasserdampf  verwendet. Der Dampf fungiert hier als eine Art Molekül-Schere, die die Bindungen von längerkettigen Kohlenwasserstoffen in Kunststoffe zertrennt, um die wertvollen, ursprünglichen Chemikalien und Öle zurückzugewinnen, die zur Kunststoffherstllung dienen – in nur 25 Minuten.

Diese Öle, die den ursprünglichen fossilen Produkten entsprechen, werden dann verwendet, um neue Kunststoffe zu erzeugen, die den Materialien aus nicht-recycelten, ursprünglichen Rohstoffen in nichts nachstehen. Dabei kann das gleiche Material mehrfach wiederverwertet werden, sodass eine wahrhafte Kreislaufwirtschaft für Kunststoffabfälle möglich wird. Anders als beim konventionellen Recyclingverfahren sind die Produkte für die Verwendung in Lebensmittelverpackungen geeignet.

Das Verfahren kann alle Arten von Kunststoffen recyceln, auch bislang „nicht rezyklierbare“ wie z.B. Folien, Töpfe, Kübel und Tabletts, die derzeit nur verbrannt oder auf Deponien entsorgt werden können. Das Verfahren ist so konzipiert, dass es komplementär zum herkömmlichen Recycling und umfassenderen Initiativen wie dem werkstofflichen Recycling eingesetzt werden kann, bei dem Kunststoffabfälle zerkleinert und zu verschiedenen Kunststoffprodukten umgeformt werden. Werkstoffliches (mechanisches) Recycling ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil in Dows Recyclingstrategie.

Die Nutzung von überkritischem Dampf bedeutet, dass die Technologie skalierbar ist. Im Gegensatz zu anderen Verfahren, bei denen der Abfall von außen erhitzt wird, gibt der Dampf seine Energie innen ab, wodurch eine effiziente Umwandlung der Kunststoffabfälle erreicht wird. Dieses Verfahren kann unabhängig von der Größe aufrechterhalten werden.

Quelle: Dow

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