Der Chemiepark Gendorf wird um eine großtechnische Anlage zur Umwandlung von Kunststoffabfällen erweitert. Das Fürther Unternehmen Pruvia plant, eine der größten kommerziellen Plastic-to-Oil-Anlagen Europas zu errichten. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2026 vorgesehen. Das von Pruvia entwickelte Verfahren basiert auf einem kontinuierlichen Pyrolyse-Prozess. Dabei werden bislang nicht recycelbare Mischkunststoffe in ein nicht fossiles Naphtha umgewandelt. Dieser Rohstoff kann in der petrochemischen Industrie zur Herstellung neuer Kunststoffe verwendet werden. Damit ersetzt die Technologie fossile Rohstoffe und trägt zur Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie bei. Die geplante Anlage in Gendorf wird jährlich 35.000 t Kunststoffabfälle verarbeiten. Das entspricht der Menge, die von mehr als 900.000 Menschen erzeugt wird. Eine Verdopplung der Kapazität auf 70.000 t ist für 2028 vorgesehen. Pruvia investiert dafür zunächst einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag und wird rund 30 Mitarbeiter beschäftigen. Für den Bau der Anlage wird eine 2,5 ha große Fläche im Norden des Chemieparks erschlossen. Die artenschutzrechtlichen Prüfungen sind abgeschlossen, Rodungsarbeiten starten im Februar. InfraServ Gendorf stellt die Infrastruktur bereit, einschließlich Schienenanschluss, Energieversorgung und technischer Dienstleistungen. Pruvia hat die Skalierbarkeit seiner Technologie bereits in einer Demo-Anlage in Leuna unter Beweis gestellt. Die kommerzielle Umsetzung in Gendorf soll nun zeigen, dass chemisches Recycling wirtschaftlich tragfähig ist. Laut CEO Martin Nitz zeichnet sich das Verfahren durch hohe Energieeffizienz und niedrige Betriebskosten aus. COO Dr. Andreas Kurz betont die Kreislauffähigkeit des Materials: „Mit unserem Verfahren können aus Kunststoffabfällen immer wieder neue Kunststoffe in Neuwarenqualität hergestellt werden.“ Die bayerische Staatsregierung unterstützt das Vorhaben. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sieht in der Anlage einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz in der Chemieindustrie. Gleichzeitig schafft das Projekt neue Arbeitsplätze und stärkt die Wertschöpfung in der Region.

Zusammen realisieren sie eine der größten Anlagen für chemisches Recycling in Europa: (v.l.) Dominik Gschwendtner (ISG-Geschäftsleiter), Martin Nitz (CEO Pruvia), Andreas Kurz (COO Pruvia), Christoph von Reden (ISG-Geschäftsleiter) und Jan Schäfer (Finance & Legal Pruvia). (Bild: Heiner Heine)

Der Chemiepark Gendorf wird um eine großtechnische Anlage zur Umwandlung von Kunststoffabfällen erweitert. Das Fürther Unternehmen Pruvia plant, eine der größten kommerziellen Plastic-to-Oil-Anlagen Europas zu errichten. Die Inbetriebnahme ist für das vierte Quartal 2026 vorgesehen.

Wie funktioniert das thermochemische Recycling?

Das von Pruvia entwickelte und patentierte Verfahren basiert auf der sogenannten MLM-R-Technologie. Dabei handelt es sich um einen kontinuierlichen Pyrolyse-Prozess, bei dem bislang nicht recycelbare Mischkunststoffe in ein zirkuläres, nicht fossiles Naphtha umgewandelt werden. Dieser Rohstoff kann in der petrochemischen Industrie zur Herstellung neuer Kunststoffe eingesetzt werden.

„Unsere MLM-R-Technologie löst zwei zentrale Herausforderungen des chemischen Recyclings: den hohen Energieeinsatz und die hohen Betriebskosten“, erklärt Martin Nitz, Mitgründer und CEO von Pruvia. „Durch eine optimierte Wärmerückgewinnung und einen hocheffizienten Reaktorbetrieb erreichen wir eine deutliche Energieeinsparung.“ COO Dr. Andreas Kurz ergänzt: „Mit unserem Verfahren setzen wir potenziell einen unendlichen Stoffkreislauf in Gang, da das gewonnene Naphtha immer wieder in Neuwarenqualität recycelt werden kann.“

Der Chemiepark Gendorf erhält Zuwachs: Das Fürther Unternehmen Pruvia wird ab Sommer 2025 eine Anlage für thermochemisches Recycling im Chemiepark errichten.
Der Chemiepark Gendorf erhält Zuwachs: Das Fürther Unternehmen Pruvia wird ab Sommer 2025 eine Anlage für thermochemisches Recycling im Chemiepark errichten. (Bild: Heiner Heine)

Welche Kapazität hat die Anlage?

Die Anlage wird eine Jahreskapazität von 35.000 t Mischkunststoffabfällen haben. Das entspricht dem Kunststoffabfall von mehr als 900.000 Menschen. Eine Verdopplung der Kapazität auf 70.000 t ist für das Jahr 2028 geplant. Pruvia investiert zunächst einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in das Projekt und wird ab der Inbetriebnahme rund 30 Mitarbeiter beschäftigen.

„Diese Investition zeigt, dass chemisches Recycling in industriellem Maßstab wirtschaftlich umsetzbar ist“, betont Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von InfraServ Gendorf. „Pruvia ergänzt mit ihrer Technologie perfekt das Portfolio des Chemieparks.“

Warum ist der Chemiepark Gendorf der ideale Standort?

Für den Bau der Anlage wird eine 2,5 ha große Fläche im Norden des Chemieparks erschlossen. Das Areal wurde von Infraserv Gendorf erworben und als Erweiterungsgebiet vorgesehen. Die artenschutzrechtlichen Prüfungen sind abgeschlossen, und die Rodungsarbeiten beginnen im Februar 2025. Infraserv Gendorf stellt die Infrastruktur bereit, darunter Schienenanschluss, Energie- und Medienversorgung sowie technische Dienstleistungen.

„Der Chemiepark Gendorf bietet optimale Bedingungen für unser Vorhaben“, erklärt Martin Nitz. „Hier können wir unsere Anlage in Rekordzeit in Betrieb nehmen und profitieren von einem Standort, der uns in allen relevanten Bereichen unterstützt – vom Genehmigungsmanagement über den Anlagenbau bis zur Instandhaltung.“

Wie wettbewerbsfähig ist das Verfahren?

Die Technologie von Pruvia wurde in einer industriellen Demonstrationsanlage in Leuna getestet. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) konnte die Skalierbarkeit der MLM-R-Technologie erfolgreich nachgewiesen werden.

„Bisher scheiterte die Marktfähigkeit des chemischen Recyclings oft an hohen Kosten“, sagt Martin Nitz. „Unser Verfahren zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz und niedrige Betriebskosten aus, wodurch wir Kunststoffabfälle wirtschaftlich recyceln können.“

Die bayerische Staatsregierung unterstützt das Vorhaben.

Quelle: Pruvia

Pilotanlage: Die erste Generation der MLM-R-Technologie

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

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