Ministerpräsident Michael Kretschmer vor einer Maschine und Journalisten

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer bei der Einweihung des neuen Zentrums für Kunststoffrecycling in Dresden. (Bild: Holypoly)

Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Gründung des auf das Recycling von Kunststoffprodukten spezialisierten Start-ups Holypoly wurde die neue Closed-Loop-Factory eingeweiht. Auf dem Areal des Städtischen Gewerbehofs in Dresden bündelt das Unternehmen heute alle Prozesse der Kreislaufwirtschaft unter einem Dach. Der neue Firmensitz, der sich auf über 750 m² erstreckt, ist Entwicklungszentrum, Testlabor, Recycling-Station und Produktionsstätte in einem. Jedes hier entstehende Produkt ist so einzigartig wie die Ausgangsprodukte und ihre Materialzusammensetzung. In einem eigenen Technikum werden neue Recyclingprozesse getestet und moderne Verfahren erprobt, bevor sie in die serielle Fertigung übergehen. So werden mit jedem Projekt mehr Erfahrungswissen aufgebaut.

„Wir wollen Wissensführer auf dem Feld der Kreislaufwirtschaft werden und dazu beitragen, dass Kunststoffrecycling selbstverständlich wird“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Fridolin Pflüger. Die Nachfrage seitens der Industrie war zuletzt bereits so groß, dass das Unternehmen am alten Standort an Kapazitätsgrenzen stieß. Heute setzt man neue Größenmaßstäbe, wie Pflüger ergänzt: „Die Closed-Loop-Factory erlaubt uns, unsere Produktionskapazitäten relevant zu erweitern und das Kunststoff-Recycling im größeren Stil zu betreiben. Damit erhöhen wir auch unsere Attraktivität gegenüber den großen Marken.“

Menschen in einer Werkshalle
Bei der Einweihung der Closed-Loop-Factory in Dresden waren zahlreiche geladene Gäste vor Ort. (Bild: Holypoly)

Kapital für Vision eines ganzheitlichen Kunststoffrecycling

In der Gründungszeit, die genau in die Corona-Pandemie fiel, erschwerte eine Serie von Lockdowns den Start. In dieser Situation kam die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen, kurz MBG zur Hilfe und stellte Risikokapital für das Start-up zur Verfügung. Das Kapital stammte aus dem Corona-Hilfsfonds für Start-ups, welcher gemeinsam vom Bund (über die KfW), dem Freistaates Sachsen (über die SAB) und der MBG finanziert wurde. Beim Dresdener Start-up ist die MBG bis heute der erste und einzige institutionelle Investor – eine bewusste Entscheidung, wie Pflüger erklärt: „In den Gesprächen mit der MBG wurde schnell klar, dass unsere Werte übereinstimmen. Die MBG hat frühzeitig an unsere Vision eines ganzheitlichen Kunststoffrecyclings geglaubt und ist wie Holypoly fest in der Region verwurzelt. Darüber hinaus passt die Form der stillen Beteiligung zu unserem Anspruch, alle Gesellschaftsanteile und Stimmrechte in unseren Händen zu belassen.“

MBG Beteiligungsmanager Vincent Kretzschmar zieht eine Zwischenbilanz: „Trotz der herausfordernden Startbedingungen der Pandemie ist es Holypoly gelungen, im schnell wachsenden Markt des Rohstoffrecyclings Fuß zu fassen und sich als kompetenter, leistungsfähiger 360°-Partner für Unternehmen zu beweisen. Mit der neuen Closed-Loop-Factory bestärkt das Unternehmen seine Verbundenheit zu Dresden und schafft die Voraussetzungen für die weitere Skalierung.“

Als Full-Service-Dienstleister deckt Holypoly den gesamten Transformationsprozess vom Abfallprodukt hin zur recycelten Neuware ab. Das eigentliche Materialrecycling, also das Wiederaufbereiten des Kunststoffs, ist dabei nur ein Teilschritt. Das erfahrene Team kümmert sich weiterhin auch um die Annahme und Sortierung ausgedienter Produkte, die Materialentwicklung, das Produktdesign sowie die Herstellung und Vermarktung der Sekundär-Produkte. Mit dem übergreifenden Projektmanagement nimmt man eine zentrale Aufgabe wahr. Schließlich gilt es, mehrere Akteure entlang der Wertschöpfungskette zu koordinieren, die sonst eher isoliert voneinander handeln.

Fridolin Pflüger
Mitgründer und Geschäftsführer Fridolin Pflüger redet im Beisein der Gäste. (Bild: Fabian Tschök)

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Welche Projekte bisher bereits erfolgreich angegangen wurden

In einem Pionierprojekt mit NUK verleiht das das Start-up ausgedienten Babyartikeln ein zweites Leben. Dafür werden Nuckel, Trinkflaschen und Becher bundesweit eingesammelt, in ihre Kunststoffbestandteile zerlegt und neu zu Spielzeug aufbereitet, das zu 100 % aus recyceltem Material besteht. Dafür wurden farbenfroh designte Sammelboxen, die sogenannten „Schnullermonster“, entwickelt. Über 1.100 Kindertagesstätten hatten sich für das Recyclingprogramm angemeldet und die Boxen bei sich aufgestellt, die außerdem in 100 Geschäften zu finden waren. Aus den bis Sommer dieses Jahres eingereichten Alt-Artikeln wurden in einer ersten Runde rund 12.000 Sandformen hergestellt, die nun an die Sammlerinnen und Sammler zurückgehen. Das Pilotprojekt mit NUK ist so erfolgreich angelaufen, dass das Konzept nun auch nach Frankreich exportiert werden soll.

Auch mit Marken wie Mattel, Lamy oder Bosch arbeitet man zusammen, um deren Kerngeschäft nachhaltiger aufzustellen und Recyclingprogramme für ihre Produkte auf- und umzusetzen. HolyPoly begleitet den Prozess von Anfang bis Ende mit umfassenden Beratungs-, Entwicklungs- und Fertigungsdienstleistungen. Mit dem Schreibgerätehersteller Lamy arbeitet man beispielsweise darauf hin, den ikonischen Füller aus Sekundärkunststoff herzustellen. Schon heute werden Lamy Malkästen aus rückgewonnenem Kunststoff gefertigt, die nächstes Jahr in den Handel kommen.

Quelle: Holypoly, MBG

 

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