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Mit Haimer Face Shield ausgestattet: Tobias Völker (Leiter Marketing Haimer) und Sebastian Völk (Vertrieb bei Deckerform) beim Gespräch über das Spritzgießwerkzeug. (Bild: Haimer, Deckerform)

Die Covid-19-Pandemie hat viele Unternehmen in eine Krise gestürzt. Aber solche Krisenzeiten bergen stets Chancen. Sie sind immer auch das, was man daraus macht. Und dieses „Machen“ zeichnet erfolgreiche Firmen wie die Haimer in Igenhausen bei Augsburg aus. Nachdem das „Corona“-Virus auch in ihrer Heimat Menschen getroffen hat, entstand in der Geschäftsleitung des Familienunternehmens die Idee, ein Produkt zu entwickeln, das neben Mitarbeitern in Industrie und Handwerk auch Personen in anderem Umfeld (wie Büro, Rezeption, Optiker, Friseure etc.) schützt. Die Ende März entstandene Idee formte sich zu einem Vollvisier Gesichtsschutz, einem Haimer „Face Shield“, das gefährliche Tröpfchen durch eine durchsichtige Scheibe von Augen, Nase und Mund fernhält und gleichzeitig angenehmer vom Tragekomfort für die ganztägige Anwendung ist.

Kompetente Partner vor Ort

Von vornherein war klar, dass für den Werkzeugbau und den Produktionsprozess ein leistungsstarker Partner mit ins Boot geholt werden muss. Erste Wahl: die Deckerform-Gruppe, Spezialist für Formenbau und Kunststofftechnik, zudem ebenfalls ein Familienbetrieb und im nur knapp zehn Kilometer entfernten Aichach zuhause. Für das Gesichtsschutz-Projekt waren für Haimer die Kompetenzen im Formenbau und der Ideenschmiede entscheidend. Beim Deckerform-Ansprechpartner Peter Ottillinger stießen die Haimer-Pläne auf große Zustimmung. „Unsere Konstrukteure legten sogar eine Wochenendschicht ein, um die engen Zeitvorgaben zu erfüllen“, berichtet Ottillinger. „Gerade, weil alles sehr schnell gehen musste, war der kurze Weg zwischen Igenhausen und Aichach sehr vorteilhaft. So konnten die Haimer Entwickler und ich ein perfektes Pingpong-Spiel aufziehen, in dem wir die Vorstellungen vom Produkt, dem erforderlichen Werkzeug und dem optimalen Produktionsprozess permanent abgestimmt haben.“

Ausgehend von einer Spritzgießsimulation, die wegen der sehr dünnen Wandstärken und langen Fließwege zwingend erforderlich war, ergänzten die Kunststoffspezialisten die Produktkonstruktion um Angüsse und Verteiler. Und sie planten die Werkzeugtechnik: Wo werden Heißkanäle benötigt, wo sind Formschrägen erforderlich? Wie sind die Wandstärkenverhältnisse? Wo braucht man Touchierungen? „Wir haben dabei auf eine optimierte Zerspanung geachtet“, erklärt Peter Ottillinger. „Schließlich wollten wir die Formwerkzeuge hauptsächlich fräsen und zeitaufwändiges Erodieren vermeiden. So galt es zum Beispiel, die Rippen in ihrem Tiefen-/Breitenverhältnis und den Radien so zu gestalten, dass sie gefräst werden können.“

Enge Kooperation zwischen Entwicklung und Werkzeugbau

Den beiden Unternehmen gelang es, Produktentwicklung und Werkzeugkonstruktion für das Gesichtsschutz Vollvisier so zu ineinander zu verzahnen, dass der Werkzeugbau nach einer Woche loslegen konnte. Aber auch hier war intensive Abstimmung erforderlich. „Wir haben ein Versuchswerkzeug hergestellt, bei dem wir mit Tauchkanten arbeiten, um die Wandstärke flexibel einstellen zu können“, erklärt Peter Ottillinger. „So bekommt man ein Gefühl für unterschiedliche Wandstärken und wie sich das Teil biegen lässt. Außerdem haben wir Materialtests gefahren, um auch diesbezüglich ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Tobias Völker, Marketingleiter bei Haimer, weist auf Entscheidendes hin: „Zu unseren beiden Unternehmen passt nur ein Produkt, das höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wird. Das gilt für das Design und die Funktionalität des Gesichtsschutzes ebenso wie für den einfachen Umgang damit und die gute Verträglichkeit. Schließlich wollen wir mit diesem Projekt auch beweisen, dass wir in der Lage sind, hier in Deutschland bessere Produkte zu wettbewerbsfähigen Kosten herzustellen.“

Das Haimer Face Shield Model 1 besteht abgesehen vom Visier aus zwei Teilen: dem Visierhalter und dem Kopfträger. Überzeugend ist die ergonomische Ausführung: Durch einstellbare Bänder kann es optimal auf den Kopf des Trägers eingestellt werden. Im Bereich der Stirn sorgt ein weicher, austauschbarer Stoffeinsatz für besten Tragekomfort. Es ist mit Atemschutzmasken und zusätzlichen (Schutz)Brillen kombinierbar. Da es nach vorne aufgeklappt werden kann, muss es beim Telefonieren, Trinken oder Wechsel von Atemmasken nicht abgenommen werden.

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Das Face Shield Model 1 eignet sich besonders für Einsätze in produzierenden Betrieben (Industrie und Handwerk) und Büros, da das Sichtfeld nicht eingeschränkt ist. Bildquelle: Haimer, Deckerform

Ende Mai fand die erste Bemusterung statt, der finale Verbesserungen folgten. Für die Produktion der ersten 1.000 Teile stellte Deckerform sein „Technikum“ zur Verfügung, eine Halle, in der sich fünf betriebsbereite Toyo-Spritzgießmaschinen mit Schließkräften zwischen 50 und 1300 Tonnen befinden. Für die Montage und Konfektionierung ist Haimer zuständig, ebenso für die zukünftige Serienproduktion auf den hauseigenen Maschinen. Deren Automatisierung übernimmt wiederum Deckerform. Schließlich verfügt das Unternehmen diesbezüglich über viel Erfahrung und hat zudem die passenden Komponenten im Produktprogramm.

Erste Auslieferung im Juni

Die ersten Produkte werden ab Anfang Juni ausgeliefert. Sie gehen als Spende und „kleines Dankeschön“ an die Krankenhäuser in Aichach und Friedberg (bei Augsburg) sowie an weitere Pflegeeinrichtungen. „Uns ist der soziale Aspekt dieses Projektes sehr wichtig“, bekräftigt Völker. „Wir wollen ein Zeichen setzen, was alles möglich ist, wenn wir regionale Kräfte bündeln.“ Peter Ottillinger stimmt dem voll und ganz zu und sagt‘s auf bayerisch: „Zamhalten müss mer – aus der Region für die Region, Deutschland, Europa und die ganze Welt.“
Ab Mitte Juni ist das Face Shield auch für alle Gewerbetreibenden, Industrie, Handwerk und Handel erhältlich. (ega)

 

 

 

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Unternehmen

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