Mann in Papierboot wirft Rettungsring

Die kriselnde Automobilindustrie war mitentscheidend. Die Produktion bei Frimo läuft derzeit weiter - auch die Suche nach einem Investor wird ausgelotet. (Bild: Mohamed Hassan - Pixabay)

Der Technologieanbieter für Werkzeuge, Anlagen und Turnkey-Produktionssysteme für die Automobilindustrie will sich mithilfe eines Insolvenzverfahrens sanieren. Einen entsprechenden Antrag stellte die Geschäftsführung beim zuständigen Amtsgericht Münster. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Rechtsanwalt Stefan Meyer.

Neben der Holding-Gesellschaft Frimo Group ist von der Insolvenz auch die operative Tochtergesellschaft Frimo betroffen. Beide Gesellschaften haben ihren Sitz in Lotte bei Osnabrück. Frimo unterhält zudem unselbstständige Niederlassungen und Produktionsstätten in Freilassing, Hamburg und Sontra.

++ Update ++ Verkaufsprozess gestartet

Umgehend nach seiner Bestellung hat der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Meyer für Frimo einen strukturierten internationalen Investorenprozess eingeleitet. Zum Verkauf stehen neben den deutschen Gesellschaften auch die ausländischen Tochtergesellschaften sowie die Betriebsimmobilien am Standort in Freilassing und Sontra.

In den vergangenen Tagen haben bereits mehrere potenzielle Investoren proaktiv Interesse bekundet. „Wir werden alles daransetzen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und sämtliche Optionen prüfen, um eine Sanierung und den Neustart der Unternehmensgruppe zu ermöglichen. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, für Frimo eine zukunftsfähige Investorenlösung zu finden“, betont Meyer.

Den Verkaufsprozess unterstützen die M&A Experten (Distressed M&A und Automotive) der international agierenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pwc. Das Team um Timo Klees und Martin Schwarzer wird in den nächsten Tagen eine internationale Marktansprache initiieren. Erste Gespräche mit Investoren wurden bereits geführt. Der Verkaufsprozess soll voraussichtlich bis Ende April 2023 abgeschlossen sein.

Geschäftsbetrieb wird fortgeführt

Die Produktion bei Frimo wird auch während des Sanierungsprozesses weitergeführt, wie es heißt. „Alle Aufträge im Projektgeschäft werden derzeit geprüft, mit den Kunden verhandelt und soweit möglich einvernehmlich fortgeführt; auch die Serviceleistungen und das After-Sales-Geschäft sollen uneingeschränkt fortgeführt werden“, sagt Meyer.

Die Frimo-Tochtergesellschaften im Ausland (Ungarn, Polen, USA, Mexiko und Shanghai) sind von der Einleitung des Insolvenzverfahrens nicht unmittelbar betroffen und sollen mit geeigneten Maßnahmen stabilisiert werden, um Folgeinsolvenzverfahren bestmöglich zu vermeiden. In der Gruppe beschäftigt Frimo rund 1.200 Mitarbeiter.

„Wir werden alles daransetzen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und sämtliche Optionen prüfen, um eine Sanierung und den Neustart der Unternehmensgruppe zu ermöglichen. Kurzfristig wird auch in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss eine Investorensuche im Rahmen eines strukturierten M&A-Prozesses gestartet“, führt Meyer aus.

Kriselnde Automobilindustrie mitentscheidend

Die Frimo Group entwickelt und baut Anlagen und Werkzeuge für ein breites Technologiespektrum. Der Schwerpunkt liegt auf Ausrüstungen zur Fertigung von Kunststoff- und Verbundkomponenten, und zwar sowohl für das Automobil-Interieur als auch Exterieur in großen Stückzahlen. Dazu zählen Innenraumverkleidungen, Dach- und Bodenmodule oder Stoßfänger.

Spätestens seit Beginn der Absatz- und Lieferkrise der Automobilindustrie befindet sich die Gruppe in einem anhaltenden Prozess der Krisenbewältigung und Restrukturierung. Die Krisen sind bekannt: begonnen bei den Corona-Lockdowns, gefolgt von der Lieferkrise in der Automobilindustrie bis hin zu den gegenwärtigen geopolitischen Krisen, die Auslieferungen blockiert oder gar unmöglich gemacht haben. Hinzu kommt die Explosion bei den Kosten für Rohstoffe und Energie, ohne dass diese Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden konnten. Diese Situation wird verschärft durch die Zahlungsbedingungen innerhalb der Branche.

Zwar zeigte sich beim Auftragseingang und auch bei den Umsatzzahlen zuletzt ein deutlicher Trend der Erholung, nicht zuletzt dank der wachsenden Absatzmärkte in Bereich der Elektromobilität. So hat die Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr rund 160 Mio. Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es nur 145 Mio. Euro Gesamtleistung, die in den Jahren 2019 und davor aber noch bei über 200 Mio. Euro lag.

In den schwachen Jahren 2021 und 2022 hat die Frimo Group viel Liquidität verloren, die von den Fremd- und Eigenkapitalgebern jetzt nicht weiter gedeckt werden konnte, um die außergerichtliche Restrukturierung fortzusetzen.  

„Trotz unserer konsequenten strategischen Ausrichtung und positiven Wachstumsindikatoren ist eine Fortführung des Frimo Geschäftsmodells im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich“, erklärt Siegfried Köhler, Co-CEO Sales & Operations der Frimo Group. „Das Insolvenzverfahren gibt uns nun die Möglichkeit, bei laufendem Geschäftsbetrieb langfristig tragfähige neue Konzepte für unsere Unternehmensgruppe mit einem Mehrwert für unsere Kunden zu entwickeln.“

Auch während des Sanierungsprozesses im Insolvenzverfahren wird die Frimo Gruppe auch weiterhin von einem Beraterteam der Sanierungskanzlei Wellensiek unterstützt.

Quelle: Frimo, Pluta

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