Der 3D-Druck, auch als additive Fertigung bekannt, hat durch seine Vielseitigkeit und Effizienz viele Industriebereiche verändert. Die Vorteile der Technologie liegen in der Fähigkeit, komplexe Geometrien zu erstellen, die mit traditionellen Methoden nur schwer oder gar nicht herstellbar sind. Eingesetzt werden unterschiedliche Materialien wie Kunst-stoffe, Metalle, Keramiken, Glas und sogar Lebensmittel. Gerade die Vielfältigkeit der verwendbaren Werkstoffe und Verfahren innerhalb der additiven Fertigung erfordert eine fundierte Ausbildung der Facharbeiter. Diese Problematik beeinflusst mittlerweile nicht nur die Produktion und Entwicklung, sondern strahlt auch auf die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Branche aus.
Mit modernen Ausbildungsinhalten können attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden.
Kunststoffbranche als Arbeitgeber
Der allseits diskutierte „Fachkräftemangel“ ist kein neues Phänomen, jedoch hat er sich in den letzten Jahren in der Kunststoffbranche deutlich verschärft. Viele Fachkräfte der Babyboomer-Generation gehen in den Ruhestand und wichtiges Know-how mit ihnen. Zum anderen hat die Kunststoffbranche in der öffentlichen Wahrnehmung ein Imageproblem. Diskussionen um Umweltverschmutzung und die Auswirkungen von Kunststoff auf die Natur haben dazu geführt, dass sich weniger junge Menschen für eine Ausbildung in diesem Bereich entscheiden. Dies sind keine neuen, unerwartet auftauchenden Probleme, sondern wurden in der Industrie häufig unterschätzt oder vernachlässigt. Facharbeiter, Meister, Techniker und Hochschulabsolventen sind mittlerweile „Mangelware“ geworden. Nicht selten versuchen Unternehmen, durch Quereinsteiger Lücken zu schließen. Gerade dann ist es jedoch zwingend erforderlich, durch intensive Schulung das notwendige Wissen zu vermitteln. Hier gilt es, in kurzer Form auf die bestehenden Kenntnisse aufzubauen und die branchenspezifischen Besonderheiten zu schulen.
Dies bedeutet auch, dass Unternehmen verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren müssen, um den Marktanforderungen gerecht zu werden. Der Bedarf an Fachkenntnissen im Bereich der additiven Fertigung ist immens, und die Suche nach Facharbeitern wird aufwendiger. Vor allem auf der Technikerebene gibt es aktuell nur ein geringes Bildungsangebot, was viele Firmen vor Herausforderungen stellt. Die Komplexität der Technologien erfordert oft spezialisiertes Personal, das in der Lage ist, Probleme zu identifizieren und zu beheben.
In enger Zusammenarbeit mit der IHK Würzburg-Schweinfurt wurde der Praxisstudiengang „Geprüfte/r Industrietechniker/in Additive Fertigung“ ins Leben gerufen. Erste Überlegungen hierzu gab es bereits im Jahr 2017, und nach Abstimmung der Inhalte und Prüfungen konnte der erste Lehrgang im Jahr 2023 starten. Die Weiterbildung beinhaltet aktuelle Themen aus der additiven Fertigung sowohl im Kunststoff-, Metall- als auch Glas- und Keramikdruck, Materialien, Konstruktion und Arbeitssicherheit.
Mit modernen Studiengängen und Ausbildungsinhalten hat die Kunststoffindustrie die Chance, attraktive Möglichkeiten für zukünftige Arbeits- und Fachkräfte zu schaffen. Trotz Sparmaßnahmen, die viele Unternehmen dieses Jahr betreffen, ist es wichtiger denn je, in die Mitarbeiter in Form von Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren. Denn das Know-how der Personen birgt großes Einsparpotenzial – durch Effizienz im Prozess.
Quelle: SKZ