CEO Lutz Busch und Maik Krüger, Leitung Business Development, bei Kampf Schneid- und Wickeltechnik

CEO Lutz Busch und Maik Krüger, Leitung Business Development, bei Kampf Schneid- und Wickeltechnik im Way2K-Interview. (Bild: Kampf Schneid- und Wickeltechnik)

Wie hat die Digitalisierung bei Kampf Fahrt aufgenommen?
Lutz Busch: Vor sieben Jahren haben wir in einer Kundenbefragung ermittelt, welche Bedeutung Industrie 4.0, damals der Begriff für die Digitalisierung in der Industrie, für sie hat. Wir haben erfahren, dass unsere Kunden großes Interesse daran haben, mehr Daten über den Produktionsablauf zu bekommen und früher Hinweise auf nötige Wartung oder den Austausch von Teilen zu erhalten, um die Produktion so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Wir haben damals schon ein digitales Tool entwickelt, mit dem man aktuelle Zustandsberichte von Maschinen erzeugen konnte. Seither haben wir uns weiterentwickelt und haben heute eine komplette IIoT-Plattform, über die wir mit unseren Kunden und auch mit unseren Lieferanten operieren können. Krüger: Es wird immer wichtiger, Systeme miteinander zu verbinden, wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen. Zur K hin werden wir eine weitere Stufe in unserer IIoT-Plattform präsentieren. Die Digitalisierung entwickelt sich immer weiter, Produkte werden immer ausgereifter und Technologiesprünge kommen in immer kürzeren Abständen. Daraus ergeben sich stets neue Anwendungen und Möglichkeiten.

Von wem geht das denn aus, vom Kunden oder von Kampf?
Busch: Um überhaupt in die Diskussion einsteigen zu können, müssen wir unseren Kunden signalisieren, dass wir im Bereich Digitalisierung Lösungen anbieten. Aber es kommen auch Kunden auf uns zu. Das geht so weit, dass wir zum Beispiel mit einem Kunden einen Prototypen für eine völlig neue, hochautomatisierte Maschine entwickelt haben, die wir mittlerweile zehn Mal an diesen Kunden haben verkaufen können. Da haben wir quasi ein neues Geschäftsfeld betreten. Hohe Automatisierung und Digitalisierung gehen in diesen Projekten Hand in Hand. Je mehr ein Kunde automatisieren will, umso notwendiger wird auch Digitalisierung.

Folien werden abgewickelt
Digitalisierung unterstützt dabei, Produktionsprozesse effizienter und transparenter zu machen. (Bild: Kampf Schneid- und Wickeltechnik)

Die Way2K-Interviewreihe:

Hand mit Recyclingzeichen in der Hand
(Bild: Ourteam - stock.adobe.com)

Bis zur K-Messe 2022 sind es zwar noch einige Monate, nichtsdestotrotz können Sie die verbleibende Zeit investieren und einen Blick in die bisherigen Interviews aus der Way2K-Reihe des VDMA werfen. Hier gelangen Sie zur Übersicht.

Kann die Digitalisierung in der Produktion dazu führen, den Fachkräftemangel zu mildern?
Busch: Da ist man in einem Dilemma. Immer mehr automatisierte Abläufe werden Personal bei einfacher wiederkehrender Tätigkeit schrittweise ersetzen. Gleichzeitig werden Qualitäts- und Prozessanalysen und -optimierungen als Wettbewerbsvorteil immer entscheidender. Nach unserer Erfahrung müssen Menschen hierfür umso besser ausgebildet sein. Das Qualifikationsniveau muss höher sein, weil die Aufgaben viel komplexer werden, um die Potentiale der Digitalisierung vollständig zu nutzen.

Wie verändert die Digitalisierung die Kommunikation mit dem Kunden?
Busch: Zunächst einmal muss klar gemacht werden, dass die von uns gesammelten Daten natürlich dem Kunden gehören. Er entscheidet, was damit gemacht wird. Er kann sagen, die Daten werden an der Maschine erhoben und bleiben im Betrieb. Der Kunde kann sie aber auch für eine Cloud-basierte Lösung zur Verfügung stellen, wo sie von uns anonymisiert weiterverarbeitet werden. Das ist die von uns präferierte Lösung, denn nur mit einer möglichst großen Anzahl von Daten kann man zielgerichtet Algorithmen entwickeln. Wenn wir zu den Betriebszuständen unserer Maschinen möglichst viele Daten haben, können wir zum Beispiel in auftretenden Fehlersituationen eventuelle Regelmäßigkeiten erkennen. Daraus können wir Handlungsempfehlungen ableiten, von denen unser Kunde profitiert.

Maik Krüger: Neben einer höheren Betriebssicherheit kann die Digitalisierung auch bei der Schaffung von neuen effizienten Kontaktmöglichkeiten wie beispielsweise Kundenportalen helfen. Im täglichen Leben nutzen wir die Digitalisierung ganz selbstverständlich. Wir bestellen viele Dinge einfach im Internet. Dies kann man in den B2B-Bereich übertragen. Abläufe können vereinfacht und wichtige Informationen und Lösungsangebote rund um die eingesetzten Produkte geteilt werden. Wichtige Ersatzteile, Upgrade-Möglichkeiten oder auch Trainingsinhalte können schnell identifiziert, Verfügbarkeiten und Kosten geprüft und Bestellungen einfach abgewickelt werden.

Viele Firmen sind in puncto Datenaustausch noch zurückhaltend. Können Sie sie verstehen?
Busch: Das ist ungefähr so, als würde man sagen, wir bauen lieber keine Autos, weil damit hin und wieder auch Unfälle passieren. Die ganzen Vorteile des Autos, die Mobilität, würden dadurch vollkommen negiert. Es stimmt, die Gefahr eines Hackerangriffes ist real. Das sehen wir auch bei uns. Noch vor ein paar Jahren hätten wir gesagt, was soll uns bei einem Hackerangriff groß passieren. Das hat sich in der Tat völlig gewandelt. Man muss einfach mehr in die Sicherheit investieren. Aber ich würde den technischen Fortschritt nicht nutzen können, wenn ich sagte, die Cyberkriminalität sei mir so suspekt.

Wie hilft die Digitalisierung beim Ziel, nachhaltiger zu wirtschaften?
Busch: Sie ist zum Beispiel eine wichtige Voraussetzung für die Kreislaufwirtschaft. Die erreicht man nur, wenn alle miteinander arbeiten und sich vernetzen. Nehmen wir das Beispiel des digitalen Produktpasses. Der ist nötig, damit man Kunststoffprodukte rückverfolgen kann und genau weiß, was sie enthalten. Nur so ist sinnvolles Recycling möglich. Für eine Folie wird erst Material aufgeschmolzen, dann wird sie gereckt, geschnitten und oft auch noch bedruckt. In jedem Schritt stecken Informationen. Die kann man nur sammeln und als Information bereitstellen, wenn alle ihre Daten beisteuern. Wir haben vor Jahren bereits ein digitales Rollenprotokoll zusammen mit Kooperationspartnern aus der Wertschöpfungskette entwickelt. Heute sind wir aktiver Partner in einer großen Brancheninitiative zur Realisierung digitaler Produktpässe.

Krüger: Bereits heute können weitverbreitete, hochwertige Verpackungen, wie etwa Chipstüten, mit einem hohen Rezyklat-Anteil und hoher Qualität hergestellt werden. Noch wissen wir nicht, wie viele Kreisläufe eine solche Chipstüte tatsächlich erleben kann, aber wir sind davon überzeugt, dass Kunststoffe ein wertvolles Material auf unserem Weg zur Klimaneutralität sind. Um das volle Potenzial auszuschöpfen, brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft, die auf Datenaustausch und Transparenz entlang des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen basiert.

Wickelanlage von Kampf
Folienverarbeitung: eine Prime Slitter Blackline. (Bild: Kampf Schneid- und Wickeltechnik)

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