Die ewige Forderung nach mehr Digitalisierung können viele schon nicht mehr hören. Der Aufruf zu mehr Mut und Risikobereitschaft reicht einfach nicht, um Bewegung in die, an vielen Stellen eingeschlafene, Transformation zu bringen. Vielleicht stellen wir die falschen Fragen. Die Frage ist nicht, ob sich die Investition in die Digitalisierung in fünf Jahren rechnet, sondern ob man ohne diese Investition in fünf Jahren noch konkurrenzfähig ist. Dies gilt eben nicht nur in Bezug auf die Kunden, sondern auch in Bezug auf die Mitarbeiter. Falls das noch immer nicht reicht, nehmen wir einen anderen Ansatz.
Wann haben Sie zuletzt jeden Prozess in Ihrem Unternehmen auf den Prüfstand gestellt? Nicht nur hinsichtlich Effizienz, Dauer, Personalaufwand, sondern auch vor dem Hintergrund der verfügbaren Technologien. Wie würde der Prozess aussehen, wenn Sie aktuelle Technologien einsetzen? Die Digitalisierung bietet eine einzigartige Chance genau das zu tun. Jeden Prozess auf den Prüfstand zu stellen. Vermutlich ist das zum letzten Mal bei der erstmaligen Einführung der ISO 9001 in Ihrem Unternehmen geschehen. Aber selbst, wenn Sie Ihre Prozesse kontinuierlich hinterfragen, hat die Technologie in den letzten Jahren nochmals deutlich an Fahrt aufgenommen und es gilt jede Chance zu ergreifen, um up-to-date zu bleiben und die Vorteile der neuen Technologien zu nutzen. Weitere gute Gründe für mehr Digitalisierung und Prozessinnovation liefern die zentralen, branchenweiten Herausforderungen, denen man mit digitalen Technologien begegnen kann.
Die Frage ist, ob man ohne Investitionen in Digitalisierung konkurrenzfähig bleibt.
Der Wert des Wissens
Die erste Herausforderung sind fehlende Fachkräfte, vor allem in der Produktion. Somit gilt es die verbliebenen Fachkräfte bestmöglich zu unterstützen, damit sie das Arbeitsaufkommen noch bewältigen können. Hierfür wurden schon viele sogenannte Assistenzsysteme entwickelt, die hier unterstützen können, wie in den SKZ-Projekten Shopvis4.0, Digiplat4Train oder Protocol. Auch der Markt bietet eine Vielzahl an Lösungen und doch hapert es oft an der Akzeptanz, insbesondere bei sehr erfahrenen Mitarbeitern. Hier kann man nur im besten Sinne für gegenseitigen Respekt werben. Ohne den Input von erfahrenen Mitarbeitern wäre keines der genannten Systeme überhaupt entstanden. Das Praxiswissen hat einen unschätzbaren Wert in der Entwicklung von digitalen Lösungen. Gerade deshalb sollten auch erfahrene Mitarbeiter diese Systeme als Unterstützung wahrnehmen und nicht als Gefahr. Sie sollten dabei helfen diese Systeme weiterzuentwickeln, denn keiner von ihnen will ewig arbeiten.
Was wir hingegen wollen, ist unsere Ressourcen möglichst lange zu erhalten. Eine Kreislaufwirtschaft kann nur gelingen, wenn wir nicht nur Materialien im Kreislauf führen, sondern auch deren Qualität entlang des Lebensweges schlüssig dokumentieren und kommunizieren können. Dass dies weder auf Papier noch mit einer Ansammlung aus digitalen Dokumenten sinnvoll funktioniert, ist offensichtlich. Wir brauchen Struktur und Automatisierung. Wenn Sie ein Material kaufen, dann ist der Digitale Produktpass schon in Ihrem ERP – so die Wunschvorstellung. Technische Lösungen und Anbieter, die in der Lage sind, dies umzusetzen, gibt es genug. Wir beschäftigen uns in Projekten wie Coppa intensiv mit digitalen Technologien zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft.
Wir brauchen die Digitalisierung. Nicht zum Selbstzweck, sondern um die großen Herausforderungen der Branche zu lösen, Prozesse weiterzuentwickeln und konkurrenzfähig zu bleiben.