
Kenny Saul, Geschäftsführer SHS Plus. (Bild: SHS Plus)
Wie tragen virtuelle Assistenzsysteme zur Effizienzsteigerung im Kunststoffrecycling bei, insbesondere in Bezug auf die Überwachung und Optimierung von Prozessen in heterogenen Maschinenparks?
Die Digitalisierung von ganzen Produktionswerken, auch im Falle sehr heterogener Maschinenparks ist heutzutage keine große Herausforderung mehr. Dazu existieren mittlerweile sehr viele gute und kostengünstige Lösungen, so dass das Erfassen, Speichern und Visualisieren von Maschinendaten kein Hexenwerk mehr darstellen. Jedoch führt die reine Sammlung von Prozessdaten nicht zu einer Effizienzsteigerung oder gar einer Optimierung – dazu bedarf es einer Auswertung der gesammelten Daten.
Exakt bei diesem Prozess der Auswertung kommen die Stärken virtueller Assistenzsysteme wie dem Vipra System zum Tragen. Denn wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei nicht um einen Datenlogger oder ein Monitoringsystem, sondern um einen Assistenten. Die Aufgabe eines Assistenten ist es, Tätigkeiten selbstständig durchzuführen oder zumindest so vorzubereiten, dass diese enorm erleichtert werden.
Gute Assistenzsysteme erfassen nicht nur die Prozessdaten aus der Produktion, sondern überwachen diese auch selbstständig, versehen diese mit Zusatzinformationen, analysieren die Daten, beispielsweise auf Drifts, Trends, Ausreißer oder Anomalien und präsentieren die Ergebnisse solcher Analysen dem Benutzer in einfacher und anschaulicher Form. Exakt hier liegt die Aufgabe und auch die Stärke eines guten Assistenzsystems. Das System nimmt dem Anwender die Aufgabe der Datenanalyse zu einem Teil ab, bzw. bereitet diese Aufgabe bereits optimal vor.
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Welchen Herausforderungen begegnen Unternehmen bei der Implementierung solcher Systeme in bestehende Produktionsanlagen, und wie unterstützt SHS Plus diese bei der Integration?
Auch wenn oft angenommen wird, dass die Herausforderungen primär auf technologischer Seite liegen, ist dies oft nicht der Fall. Die Technologien, die benötigt werden, um digitale Produktion zu ermöglichen sind heutzutage bereits vorhanden und müssen nur genutzt werden. Die zu bewältigenden Herausforderungen liegen oft auf der Seite des Personals, der Kapazitäten sowie der Expertise. Bei einer digitalisierten Produktionsanlage werden quasi sämtliche vorhandenen Maschinenparameter digital gespeichert und in Datenbanken abgelegt. Aber was sagen uns diese Daten nun, wonach müssen wir darin suchen, worauf müssen wir achten und was können wir daraus ableiten?
Um diese Fragen zu beantworten, bedarf es unterschiedlicher Elemente:
- Prozessverständnis:
Nur mit tiefem Prozessverständnis über die Kunststoffverarbeitung ist es möglich, sinnvolle Aussagen über den Verlauf dieser Daten zu treffen. Nur ein Prozessexperte kann beantworten, ob eine Massetemperatur von 190°C für das aktuelle Produkt optimal oder kritisch und ob ein Schmelzedruck von 600 bar noch akzeptabel ist. - Fähigkeiten im Bereich Datenanalyse:
Der Umgang mit großen Datenmengen sowie die Auswertung und Analyse von Datensätzen ist nicht immer trivial. Heutzutage existieren eigene Ausbildungsberufe oder Studiengänge (z.B. Data Engineering) in denen diese Fähigkeiten erlernt werden. Im Bereich vieler Produktionsunternehmen wird es jedoch so gehandhabt, dass diese Aufgabe von einem Mitarbeiter nochmal eben „nebenbei“ erledigt werden soll. - Interesse bzw. Affinität:
Die Arbeit mit Prozessdaten und die Bedienung von Softwaresystemen ist etwas grundsätzlich anderes als die Arbeit in der Produktion, an der Maschine oder beispielsweise im Einkauf, Vertrieb oder dem Controlling. Nicht jeder hat Interesse oder gar eine Affinität zur Arbeit mit softwarebasierten Big-Data Systemen. Da Prozessdatenanalyse aber durchaus auch einmal anstrengend sein kann oder sich nicht in jedem Fall zwingend unmittelbar Erfolgserlebnisse einstellen, ist ein grundsätzliches Interesse und eine hohe Affinität bzw. Motivation eine wichtige Herausforderung.
Die Unterstützung von SHS sieht dabei so aus, dass wir die Punkte 1 und 2 dieser Aufzählung für unsere Kunden übernehmen können. Unsere unterschiedlichen Experten besitzen Prozessverständnis über jeden erdenklichen Kunststoffverarbeitungsprozess und wir sind aufgrund unseres Erfahrungsschatzes schnell in der Lage zu identifizieren, wo genauer hingeschaut werden sollte. Zudem besitzen unsere Ingenieure sämtliches notwendiges Wissen im Bereich der Datenanalyse um aus dem oft unüberschaubaren Wust aus Prozessdaten, diejenigen herauszufiltern die relevant sind.
Mit diesen Voraussetzungen sind wir dann auch in der Lage, das Assistenzsystem für den Kunden so zu konfigurieren, dass Analyseaufgaben selbstständig und automatisiert vom System übernommen werden können. Derartige Leistungen bieten wir unseren Kunden, im Übrigen ausschließlich aus der kunststoffverarbeitenden Industrie, als Dienstleistung an. Dabei kann der Umfang frei festgelegt werden, von wenigen Stunden im Monat mit kurzen von uns moderierten Webmeetings in denen wir die relevanten Prozessdaten des Kunden aufbereiten und dem Kunden präsentieren bis hin zur einer umfassenden Begleitung.
Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie aktuell im Bereich der Digitalisierung, die das Kunststoffrecycling nachhaltig beeinflussen könnten?
Ich erwarte eine Veränderung im Bereich des Stellenwertes den das Themengebiet der „digitalen Produktion“ in Recyclingbetrieben einnimmt. Während der Bereich „Prozessdaten“ heutzutage oft als Nebenaufgabe betrachtet wird, die ein Mitarbeiter mal so nebenbei miterledigen kann, werden Produktionsbetriebe hier zukünftig umdenken und Mitarbeiter entweder speziell für diese Aufgabe schulen und einteilen oder neue Mitarbeiter dafür einstellen bzw. Dienstleister beschäftigen. Das im Bereich der Datenanalyse hohe Potenziale liegen ist mittlerweile kaum mehr strittig und in den Köpfen so weit verankert, dass die grundsätzliche Frage, ob Digitalisierung sinnvoll und notwendig ist oder nicht, kaum mehr diskutiert wird. Nun geht es darum aus diesen neuen Technologien und Möglichkeiten das Maximum bzw. das Optimum herauszuholen. Dies geht nur mit Engagement und entsprechend geschulten Mitarbeitern. Diejenigen Betriebe, die möglicherweise zu klein sind um eigenes Personal für Datenanalyse zu beschäftigen, werden vermehrt auf die Angebote externer Dienstleister zurückgreifen. Der externe „Data Scientist“ wird möglicherweise in einigen Jahren genauso zum Standard-Berater für einen kleinen- oder mittelständigen Kunststoffverarbeiter werden, wie es heutzutage der Steuerberater oder die externe Fachkraft für Arbeitssicherheit ist.
Die nachhaltige Beeinflussung der Produktion wird dann die Folge sein und sich auswirken in sauberen und verschwendungsarmen Prozessen, effizienter Abarbeitung von Aufträgen, Aufbau von zusätzlichem Prozesswissen, hoher Qualität und hoher Planbarkeit sowie Wettbewerbsfähigkeit.
Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
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