Digitalisierung wird immer mit hoher Sicherheit zusammen gedacht. „Unsere Daten sind die Kernkompetenzen unseres Unternehmens! Sie müssen unbedingt geschützt sein.“ Dieser Gedanke ist richtig, doch die beiden Themenfelder Sicherheit und Digitalisierung sind noch stärker miteinander verbunden. Erst wenn die Kernkompetenzen einer Firma in einer geeigneten, digitalen Form vorliegen, bedeuten sie die Sicherung der wertvollen Ressource „Wissen“. Hierzu reichen Konstruktionsabläufe, Prozessdaten aus der Fertigung, Forschungsberichte oder Rezepturdatenbanken bei Weitem nicht aus. Sie stellen bestenfalls Ergebnisse und Handlungsanleitungen dar. Bei Neuentwicklungen müssen sie mühsam individuell angepasst werden. Das kostet Zeit und ist ermüdende Routinearbeit. Wenn aber die vorliegenden Ergebnisse in übertragbare Erkenntnisse verwandelt werden, ist ihre Nutzung sinnvoll, nachhaltig und effektiv.
Die einschätzbare Simulation ist immer ein Werkzeug zum Erkenntnisgewinn.
Ein Produktionsoptimum ist nur ein mögliches Optimum
Im Spritzgießzyklus bringt der Erkenntnisgewinn der Digitalisierung nicht nur Zehntelsekunden im Zyklus, sondern bedeutet Vorteile bei der gesamten Produktentstehungskette. Unser neues Mitglied im FSKZ-Netzwerk Simpatec macht es vor: Maschinencharakterisierung, passgenaue Materialdaten und Parametrisierung der Simula-tions-Modelle gleichen die Bauteilergebnisse mit der Realität ab. Vergleichende Simula-tionen werden zum echten Erkenntniswerkzeug und liefern wertvolle Hinweise schon zu Beginn der Produktentwicklung. Dies soll im gemeinsamen Forschungsprojekt „DigiMatCha“ für Rezyklatmaterialien bearbeitet werden. Das Ziel ist es, den Sim2Real Gap, also den stets bestehenden Unterschied der digitalen Abbildung zum realen Prozess, möglichst klein beziehungsweise einschätzbar zu gestalten. Im Projekt „KIcKER“, durchgeführt im Programm „KI4KMU“, wird über „physics informed AI“ gemeinsam mit Ianus Simulations die Simulationsgenauigkeit bei der Auslegung von Profil-Extrusionswerkzeugen erhöht. Um die Spritzgießsimulation von Thermoplastischen Elastomeren realitätsnäher zu gestalten, werden im Projekt „Viskositätsoptimierung-TPE“ (IGF-22722 N) die spezifischen Fließeigenschaften dieser Stoffklasse erforscht. Wenn die konsequente Digitalisierung verfolgt wird und Informationen aller Abteilungen zusammenfließen, kann maschinelles Lernen die verborgenen Erkenntnisse offenlegen und eine intelligente, simulationsunterstützte Produktentwicklung schaffen. Dann wird die Produktentwicklung vom Alltagstrott befreit und bietet Raum für Innovation und Kreativität. Dies macht den Menschen, wie manchmal befürchtet, nicht überflüssig – ganz im Gegenteil! Bewertung und Prüfung der vorgelegten Basisarbeiten bleibt in der Hand der Entwickler. Sie bauen darauf auf, prüfen und erweitern mit Wissen, Können, Intuition und Freude an der Sache die Horizonte von Produkten und Prozessen. Diese Szenarien sind keine Science-Fiction! Die konsequente Anwendung der Analysewerkzeuge ist ein Kernthema der „Digitalen Fabrik“ des SKZ. Das passiert nicht in den nächsten zehn Jahren – es passiert heute und wird einen entscheidenden Schritt der Unternehmen in die Zukunftsfähigkeit bedeuten. Wer sich diese Vorteile nicht sichert, wird im dynamischen Markt der Kunststoffverarbeitung abgehängt.
Quelle: SKZ