junger Mann schaut durch ein geöffnetes Werkzeug auf einer Spritzgießmaschine

Kunststofftechnikstudent Michael Aigner, der gerade ein Praktikum bei Rico Elastomere Projecting in Thalheim bei Wels in Oberösterreich absolviert. (Bild: Rico)

Nach meinem Lehrabschluss zum Kunststofftechniker stellte ich mir die Frage: „War das jetzt etwa schon alles?“ Rund vier interessante Jahre lagen hinter mir, in denen ich den Werkstoff und die verschiedensten Verarbeitungstechnologien, insbesondere den Silikon- und 2K-Spritzguss, kennengelernt hatte. Ich wusste, dass ich darüber noch mehr und detaillierter lernen wollte. Die Bandbreite der Kunststoffbranche ist enorm – unzählige Kunststoffe mit verschiedensten Eigenschaften und dazu die vielen Verarbeitungsmöglichkeiten und Anlagen.

Aber welche Weiterbildung sollte es jetzt genau werden? Nach einiger Recherche und intensiver Überlegung war für mich klar: Es wird der Bachelorstudiengang „Nachhaltige Kunststofftechnik & Kreislaufwirtschaft“ an der Johannes-Kepler-Universität in Linz. Die Kombination aus Kunststofftechnik und dem Nachhaltigkeitsaspekt erschien mir einfach schlüssig. Denn die Kunststofftechnikerinnen und -techniker werden oft an den Pranger gestellt: „Ha! Ihr seid also die Umweltverschmutzer!“ Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass genau diese Ingenieure diejenigen sind, die an solchen gesellschaftlichen Problemen forschen und Lösungen erarbeiten.

Die ersten zwei Semester des Studiums waren fordernd. Man musste erstmal mit der Umstellung vom Arbeitsalltag zum Studentenalltag klarkommen und lernen wie studieren eigentlich funktioniert. Ein Studium hat nämlich mit dem bislang bekannten Schulsystem nicht mehr viele Gemeinsamkeiten. Zudem kamen die Grundlagen-Lehrveranstaltungen wie Mathematik, Mechanik, Chemie, Elektrotechnik und Maschinenbau, welche auch mal „nicht so viel Spaß machten“. Fächer wie Nachhaltigkeitsmanagement oder eine kunststofftechnikbezogene Projektarbeit, welche sich über zwei Semester streckte und den ersten Kontakt zur Kunststofftechnik bieten sollte, rundeten das Curriculum gut ab. Das geforderte hohe Maß an Selbstorganisation und die effiziente Zeiteinteilung waren anfangs schwierig. Mit der Zeit erlernt man aber auch diese Skills, welche auch im späteren Berufsleben bestimmt einen Benefit mit sich bringen.

Mir wurde klar, dass es sich beim Grundstudium eigentlich um eine Mischung aus Chemie und Maschinenbau handelt. Man lernt alles über die Chemie der Kunststoffe, sowie über die Maschinen, in denen dieser dann verarbeitet wird. Vom 3D-Drucker über die Spritzgussmaschine bis zur Blasfolienanlage. Nebenbei kommt der Gedanke zur Nachhaltigkeit, Kreislauffähigkeit und dem Produktlebenszyklus nie zu kurz. Ein Leben ohne Kunststoff ist nicht mehr denkbar, deshalb ist es umso wichtiger moderne Lösungsansätze und Recyclingtechnologien zu entwickeln. Diese Aufgaben sind einfach spannend und man wird sich bewusst, dass man einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet.

Studieninteressierte sollten Interesse an den naturwissenschaftlichen Fächern mitbringen. Aber keine Angst! Es gibt nichts, was man sich mit etwas Fleiß nicht erlernen könnte.

Natürlich macht man sich bei der Studienauswahl auch Gedanken über die Zukunft. Welche Möglichkeiten habe ich nach dem Bachelor? Hierzu möchte ich sagen, dass mir die Auswahl an der JKU sehr gut gefällt. Man kann sich nach dem Bachelor entscheiden, ob man den eher puristisch-technischen Pfad einschlagen möchte mit dem Masterstudiengang „Polymer Engineering and Science“ oder doch lieber den Management Pfad mit „Sustainability and Plastics Management“, welcher Wirtschaft und Technik vereint. Mit beiden Studienabschlüssen stehen einem unzählige Karrieremöglichkeiten offen.

Aktuell absolviere ich ein Praktikum im Projektmanagement bei der Firma Rico Elastomere Projecting, bei der ich auch meine Ausbildung absolvierte. Rico fertigt Spritzgusswerkzeuge, automatisiert Prozesse und produziert Elastomerteile im Ein- und Mehrkomponenten-Spritzguss. Man merkt, dass Rico großen Wert darauflegt, junge Talente zu fördern. Für mich bedeutet das Praktikum aber auch, alle Kollegen wieder zu treffen und weitere Abteilungen kennenzulernen.

Abschließend kann ich behaupten, dass das Kunststofftechnikstudium die richtige Entscheidung für mich war. Es ist vielseitig, zukunftsorientiert und spannend. Ich kann es jedem technikinteressierten jungen Menschen nur wärmstens ans Herz legen.

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