Innerhalb der EU berichteten die Unternehmen seit dem dritten Quartal 2022, dass sie bei der Wettbewerbsposition zurückfallen. Ähnliches gilt auf den Weltmärkten (ohne EU), wo diese Entwicklung schon im ersten Quartal 2022 begonnen hatte. „Für die deutsche Industrie wird es schwieriger, sich im Wettbewerb zu behaupten“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.
Nahezu alle Branchen in der Industrie berichteten, dass sich ihre Wettbewerbsposition im ersten Quartal 2024 gegenüber dem vierten Quartal 2023 verschlechtert hat. Eine Ausnahme bilden hier die Pharmaindustrie sowie die Hersteller von Holzwaren (ohne Möbel). Mit Blick auf die Märkte außerhalb der EU meldeten alle Branchen außer der Getränkeindustrie eine schlechtere Wettbewerbsposition als im letzten Quartal.
Auch im Inland sehen sich mehr und mehr deutsche Unternehmen unter Druck. Bis Ende 2022 gab es nahezu immer eine Tendenz, dass die Unternehmen sich mehrheitlich gut auf dem Inlandsmarkt behaupten konnten. Dies änderte sich vor einem Jahr.
So sehen die Zahlen für die kunststoffverarbeitende Industrie aus
Wettbewerbsposition | Verarbeitendes Gewerbe Q2/2024 | Gummi- und Kunststoffwaren Q2/2024 | allgemeiner Maschinenbau Q2/2024 | Verarbeitendes Gewerbe Q3/2022 | Gummi- und Kunststoffwaren Q3/2022 | allgemeiner Maschinenbau Q3/2022 |
Inland | -6,73 | -12,66 | -1,97 | 1,76 | -3,26 | 9,47 |
Ausland EU | -13,53 | -19,68 | -7,97 | -6,11 | -4,51 | 7,31 |
Ausland außerhalb EU | -20,50 | -22,72 | -15,10 | -12,37 | -9,24 | 9,75 |
Die saisonbereinigten Daten stammen aus der Erhebung des Ifo-Instituts und zeigen, dass die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit zunehmend berechtigter wird.
Diese Gründe sieht der Leiter der Ifo-Umfragen als Ursache
Die Ursachen sind vielfältig: Exogene Schocks wie die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Wirtschaft schwer belastet. Besonders der Wegfall russischer Gaslieferungen traf die deutsche Industrie hart, die ohnehin europaweit am stärksten von Materialmangel betroffen war. Nach diesen Schocks erholte sich die Wirtschaft nur schleppend. Der Auftragsmangel in der Industrie ist evident. Der Preisdruck ist hoch, und nicht alle Unternehmen können mithalten, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter erodiert.
Ein strukturelles Problem ist zudem, dass sich die deutsche Wirtschaft auf ihren Erfolgen ausgeruht hat und es versäumte, sich auf Veränderungen vorzubereiten. Der Aufstieg Chinas als aktiver Spieler auf den Weltmärkten war lange absehbar, doch entsprechende Maßnahmen blieben aus.
Die genannten Schocks haben zudem gezeigt, dass das bisherige Wirtschaftsmodell Deutschlands nicht robust und dauerhaft nicht mehr tragfähig ist: Günstige Energie aus Russland ist passé, die Dekarbonisierung drängt, und der demografische Wandel ist längst Realität.
Quelle: Ifo Institut
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