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Im Betrieb der Tuftingmaschine am TFI stechen die Nadeln in das Trägermaterial und bringen so das Polgarn für den Kunstrasen ein. (Bild: TFI)

Allein in Deutschland gibt es rund 5.000 für den Fußball gemeldete Kunstrasenplätze. Unter den grünen Stoppeln verbirgt sich allerdings eine schwere Last für Vereine und Umwelt. Laut Angaben des Wirtschaftsverbandes IAKS Deutschland werden pro Quadratmeter Kunstrasen rund 5 kg Granulat verfüllt, in anderen Ländern dürfte es noch deutlich mehr sein. „Bei einem Kunstrasen mit einer Faserlänge von 42 mm schauen nur 12 mm aus der Masse von Füllmaterialien, die auf die Fläche ausgebracht wurden“, erläutert Dr. Ulrich Berghaus von Morton Extrusionstechnik, einem Hersteller von Kunstrasen. In einem neuen Platz steckten fast 50 Prozent des alten Platzes mit drin – als Einfüllmaterial. Als Mikroplastik kann dies Probleme bereiten. Zusammen mit dem Aachener Institut für Bodensysteme (TFI) arbeitet das Unternehmen am Kunstrasen der Zukunft. Dieser soll ohne problematische Füllstoffe auskommen.

Kunstrasen aus einem Polymer

Die Noppen des Kunstrasens sollen künftig auch ohne Polyurethan und ohne Latex gut im Trägermaterial halten. „Ideal wäre ein Kunstrasen aus nur einem Polymer“, sagt TFI-Projektleiter Dirk Hanuschik. Denn ähnlich wie bei Lebensmittelverpackungen sind nicht trennbare Stoffverbünde ungünstig für hochwertiges Recycling. Hanuschik und sein Team forschen deshalb mit ihrem Industriepartner an einem Kunstrasen-Design, das ohne Polyurethan und ohne Latex für die Rückenbeschichtung des Trägermaterials auskommt.

In einer Thermobonding-Anlage sollen die Kunstrasen-Noppen direkt auf das Trägermaterial aufgeschmolzen, nicht aufgeklebt werden. Trotzdem ist eine Haltbarkeit von rund zwölf bis 15 Jahren das Ziel – wie bei aktuell verlegtem Kunstrasen. Testen kann er die neuen Materialien auf der Industrie-Beschichtungsanlage, die am TFI in verkleinertem Maßstab steht. Schon Mitte nächsten Jahres soll eine erste Produktionsanlage in Betrieb gehen. (jhn)

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