Interview mit Bettina Schall

Bettina Schall, Geschäftsführerin bei der P.E. Schall. (Bild: Schall-Messen)

Nachdem die Fakuma aufgrund der Pandemie im vergangenen Jahr eine Zwangspause einlegen musste, kann es bei der aktuell erfreulichen Entwicklung beim Infektionsgeschehen Mitte Oktober 2021 endlich wieder in Richtung Friedrichshafen gehen. Wie wird die Messe „im Jahr danach“ aussehen? Werden die Stände der Aussteller aufgrund des Hygienekonzepts bestimmte Designvorgaben erfüllen müssen?

Bei der diesjährigen Fakuma werden – wie bei allen Veranstaltungen derzeit – dezidierte Vorgaben hinsichtlich Abstandshaltung, Besucherführung, Lüftung, Hygiene­stationen und dergleichen gelten. Natürlich kann eine Messe, ganz gleich, ob die Fakuma oder eine andere Großveranstaltung, in diesem Messeherbst 2021 nicht so aussehen, wie wir es in der Vergangenheit gewohnt waren. So werden sich die Aussteller neben den allgemeingültigen Vorgaben jeweils so einrichten, dass Standbesucher und Standpersonal bestmöglich geschützt sind und zugleich der persönliche Fachaustausch ungehindert möglich ist.

Können Sie uns bei der Gelegenheit vielleicht auch etwas über den aktuellen Buchungsstand verraten?

Der aktuelle Buchungsstand ist sehr erfreulich, das ist schon seit einigen Monaten so, auch von internationaler Seite. Denn fest steht doch, dass die Unternehmen der Kunststoffherstellung, der Kunststoffverarbeitung sowie der Kunststoffanwender jetzt dringend auf die Präsenzmesse Fakuma 2021 warten. Die Branche ist sehr in Bewegung, hier tut sich viel hinsichtlich Digitalisierung der Prozesse einerseits und Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft andererseits. Auch die Werkstofftechnologie ist erheblich vorangeschritten, bei Leichtbau und neuen Materialien werden wir sicher interessante Neuheiten sehen.

Wenn die Corona-Pandemie auch, wie es scheint, am Abklingen ist, verschwunden wird sie im Herbst noch nicht sein und grenzüberschreitende Dienstreisen noch nicht in dem Maße stattfinden, wie in den Jahren zuvor. Wird es für die Daheimgebliebenen auch diesmal wieder eine Fakuma-Virtuell geben?

Selbstverständlich, die Fakuma-Virtuell hat sich ja als nützliche und sinnvolle Plattform etabliert, über die alle Beteiligten an jedem Tag rund um die Uhr übers ganze Jahr in Kontakt treten können. So wird die Fakuma-Virtuell ein begleitendes Angebot zur Präsenzmesse Fakuma 2021 sein. Und allen, die nicht persönlich zur Messe anreisen können, die Möglichkeit dazu geben, hinsichtlich der Ausstellerangebote up to date zu bleiben und direkte Kontaktdaten zu nutzen.

Werden die virtuellen Angebote eigentlich zusammen mit der Pandemie verschwinden oder künftig fester Bestandteil der Messe sein?

Jetzt wollen wir erst einmal vernünftig und zuversichtlich abwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt. Schall-Messen sind auf jeden Fall von Haus aus reale Präsenzmessen, und das werden sie auch bleiben. Aber selbstverständlich werden wir unseren Ausstellern und den Fachbesuchern, wenn es gewünscht wird, die digitalen Marktplätze weiter begleitend anbieten, denn sie sind wichtig und sinnvoll. Aber die virtuellen Messeportale werden in unserem B-to-B-Geschäft niemals eine Präsenzveranstaltung ersetzen.

Ein Thema, das ja keineswegs an Bedeutung verloren hat, ist das der Kreislaufwirtschaft. Können Sie im Gespräch mit den ausstellenden Unternehmen bereits erkennen, wie diese das Thema auf der Messe aufgreifen werden?

Die Kreislaufwirtschaft ist eines der Hauptthemen der Branche. Der Wandel von der linearen hin zur Kreislaufwirtschaft ist in vollem Gange und aufgrund der komplexen Zusammenhänge eine große aktuelle und künftige Herausforderung – sowohl für die Industrie als auch für die Gesellschaft insgesamt. Produkthersteller und -designer befassen sich bei der Gestaltung eines Produktes intensiv mit den Themen Rohstoffverwendung, Rezyklatverwendung, Produktlebenszyklus, Recyclingfähigkeit, Umweltverträglichkeit etc. Das Stichwort „Design for Recycling“ wird uns alle intensiv beschäftigen: Das konsequente Sammeln und Sortieren sowie die ständige Weiterentwicklung sowohl beim Recycling als auch beim Einsatz von Rezyklaten sorgen dafür, dass sich Kunststoffe mehr in Stoffströmen bewegen. Wiederverwerten statt wegwerfen, heißt die Devise. Aber das muss sinnvoll geschehen. Zudem sind Leistungsfähigkeit, Effizienz, Qualität und oftmals auch Hygieneansprüche zu erfüllen – keine triviale Aufgabe!

Die vergangenen Wochen und Monate waren durch unzuverlässige globale Lieferketten bei Rohstoffen im Kunststoffbereich geprägt. Machen diese Erfahrungen eine nationale Kreislaufwirtschaft nun vielleicht auch aus wirtschaftlicher Sicht noch einmal interessanter?

Das muss und wird der Markt entscheiden. Ganz sicher haben alle Unternehmen während der vergangenen eineinhalb Jahre ihre Lieferketten sorgfältig auf den Prüfstand gestellt und konsolidiert. Insofern, das glaube ich ganz fest, ist die Chance genutzt worden, bisher Gewohntes neu zu überdenken und vielleicht auch eher nationale oder innereuropäische Strukturen zu nutzen. Aber das wird sicher individuell unterschiedlich sein. Vor allem bleibt es ein spannendes Thema!

Aufgrund des Lockdowns haben digitale Lösungen wie Remote-Services oder sogar virtuelle FAT bei Maschinenbauern wie auch Kunden eine neue Akzeptanz gefunden. Werden solche Angebote ebenfalls dominant auf der Messe vertreten sein?

Auch diese Angebote werden sicher individuell unterschiedlich ausfallen, denn Remote-Services und virtuelle Werksabnahmen hängen maßgeblich vom Stand der Digitalisierung sowohl seitens des Herstellers als auch des Abnehmers ab. Aber klar ist doch, dass die Lockdown-Phasen der Digitalisierung einen ordentlichen Schub verliehen und die Remote-Aktivitäten deutlich gesteigert haben, auch in der kunststoffverarbeitenden Industrie und bei deren Anwendern.●

 


Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur PLASTVERARBEITER

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