Da die klassischen technischen Berufe sehr überlaufen waren, bin ich mehr oder weniger zufällig in der kunststoffverarbeitenden Industrie gelandet. Während meiner umfangreichen technischen Ausbildung kam die Kunststoffkomponente dazu. Mir wurde schnell bewusst, dass dieser Berufszweig weitestgehend unbekannt war und somit ein gewisses Alleinstellungsmerkmal darstellte. Was in Zeiten überfüllter Elektrotechnik- und Maschinenbaustudiengänge, eine gewisse Jobgarantie versprach.
Nach einer betrieblichen Ausbildung folgte ein Studium der Kunststoff- und Kautschuktechnik. Als angehender Ingenieur war ich überrascht welche Möglichkeiten sich boten: Angefangen bei der Rohstoffentwicklung, Konstruktion, Produktion bis hin zum Vertrieb reichten die Einstiegsangebote in die kunststoffverarbeitende Industrie. Das vielfältige und vielseitige Berufsangebot hat sich in den letzten 30 Jahren nicht wesentlich verändert, es kamen Digitalisierung und KI hinzu. Jedoch wäre heute meine Motivation, Kunststofftechnik zu studieren, eine andere: Den Wertstoff Kunststoff mit vielfältigen Eigenschaften dort einzusetzen, wo es ökologisch sinnvoller ist als die klassischen Werkstoffe Glas, Papier und Stahl. Mit meiner gewonnen Berufserfahrung kann ich mir diesen in unzähligen Anwendung vorstellen.
In Zeiten von „Nachhaltigkeitsdenken“ darf die Frage gestellt werden, warum wir einen Werkstoff der vielen Umwelteinflüssen widersteht, oftmals als „Einwegartikel“ einsetzen. Mit den wesentlichen Vorteilen von Kunststoffen, wie Gewicht, Verarbeitbarkeit, anpassbare chemische und/oder mechanische Eigenschaften, hat er längst seinen Platz neben den klassischen Werkstoffen erobert und eignet sich hervorragend für Mehrfachnutzung oder Daueranwendungen. Um diese Anwendungen umzusetzen, bedarf es junger, gut ausgebildeter kreativer Köpfe, die die Möglichkeiten aber auch Limits von Kunststoffen kennen.
Ein umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln und Leben werden wir nur erreichen, wenn wir Kunststoffe sinnvoll einbeziehen.