Im Herbst auf der K in Düsseldorf hatte das Unternehmen traditionell vorsichtig für das Jahr 2022 einen Umsatz von gut 750 Mio. Euro genannt. „Durch den weitaus besseren Umsatz im letzten Quartal und vor allen Dingen im Dezember, konnten wir im vergangenen Jahr einen Umsatz von 875 Mio. Euro erzielen. Das sind 19 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2021, in dem der Umsatz bei 735 Mio. Euro lag“, gab Jürgen Boll, Geschäftsführer Finanzen, Controlling, IT des Unternehmens bekannt. Boll führte weiter aus, dass ein Drittel der Steigerung auf Preiserhöhungen und zwei Drittel auf die Volumenzuwachs zurückzuführen sind. Die Produktionsauslastung sei derzeit im Plan, jedoch für die zweite Jahreshälfte des laufenden Jahres noch nicht absehbar.
„2022 haben wir insgesamt 26 Mio. Euro in Fertigungstechnik, Produktionslogistik und Infrastruktur investiert“, berichtet Jürgen Boll. Gerhard Böhm, Geschäftsführer Vertrieb, Service, ergänzte, dass die Investitionsfreude der Branche aufgrund der Diskussion über explodierende Energiepreise in der zweiten Jahreshälfte 2022 deutlich verhaltener war. „Aus diesem Grund hat sich der Invest im Wesentlichen auf neu anlaufende Projekte und unbedingt erforderliche Kapazitätserweiterungen beschränkt“, führt Böhm weiter aus. Die Absatzmärkte beurteilt Böhm wie folgt: „Auch die weiteren europäischen Länder reagierten auf die Energiediskussion, sodass die enormen Preissteigerungen in den Bereichen Material und Energie ein großes Hemmnis sind. Amerika ist ein wichtiger und stabiler Markt für Arburg. In Asien ist die Situation zweigeteilt. Außerhalb Chinas ist viel Bewegung und Indien gewinnt an Bedeutung. Innerhalb Chinas wird nach Ende des Lockdowns die Stimmung endlich wieder besser und alle hoffen, dass die Chinaplas im April einen positiven Impuls in Richtung Zukunft geben wird.“
Laut Böhm zeigen alle Konjunkturindikatoren nach oben, auch wenn die Wirtschaft derzeit in einer ordentlichen Delle stecke. Die aktuellen technologischen Entwicklungen sowohl in der Medizintechnik als auch in der Automobilindustrie werden Investitionen unumgänglich machen. Der Medical-Sector habe sich für Arburg positiv entwickelt, die Elektronik-/Elektrobranche seien auf einem gleichbleibend guten Niveau, ebenso die Packaging- und die Baubranche.
Was hinter dem "Action Plan: Energy" steckt
Der Aktionsplan umfasst verschiedene Maßnahmen, die die Verarbeiter darin unterstützen, die Kosten in der Fertigung deutlich zu senken und den Energiebedarf über die Maschine hinaus zu optimieren. „Energiekosten haben beim Spritzgießen mit Lichtgeschwindigkeit an Bedeutung gewonnen“, betont Gerhard Böhm. So könne mit einem Maschinen-Retrofit hinsichtlich Zylindervollisolierung bis zu 40 % Heizenergie und dem Einbau von energieeffizienten Motoren der Klasse IE3 bis zu 10 % Energie eingespart werden. Das Nachrüsten eines Arburg Energiesparsystems (AES) kann sich bei neuern Allroundern lohnen, so der Hersteller. Dazu gehört aber auch die Ermittlung von Druckluftleckagen, die enorme Energiefresser darstellen. Weiterhin berät das Unternehmen auch hinsichtlich Förderprogrammen, die in Verbindung mit Energiesparmaßnahmen verfügbar sind.
Arburg unterstützt Verarbeiter, die für eine Zertifizierung dokumentierte und rückverfolgbare Energieverbrauchsmessungen benötigen. Dieser Service ist in den Modulen
- Basic – Energieverbrauch von Maschine und Robotsystem im Betrieb,
- Extendet – zusätzliche Ermittlung des Verbrauchs in Anfahr- und Kühlphase, sowie der Peripheriegeräte,
- Complete – erweitert um den Druckluft- und Wasserverbrauch, Durchfluss und Kühlleistung
verfügbar. Für die Transparenz der Energiedaten sorgen digitale Services von Arburg-X-World, die nun auch als App für Smartphone und Tablet verfügbar sind.
Digitalisierung setzt IT-Sicherheit voraus
Arburg-X-World wird zwischenzeitlich von 3.500 Unternehmen und über 10.000 Anwendern genutzt. Neu im Portal sind Funktionen wie der CO2-Fußabdruck der Maschine bei ihrer Auslieferung, Nachrüstmöglichkeiten zur Energieoptimierung und „last but not least als Schmankerl das digitale Shopfloor Board für die Informationen und die Kommunikation in der Produktion des Kunden“, führt der IT-Geschäftsführer Jürgen Boll aus. Und weiter: „Wenn wir von Digitalisierung sprechen, spielt natürlich das Thema Sicherheit eine bedeutende Rolle. Dass wir diesbezüglich sehr gut aufgestellt sind, haben wir jetzt auch schwarz auf weiß mit der Zertifizierung nach ISO 27001. Das Thema Datensicherheit stand von Anbeginn der Digitalisierung mit im Raum, war viel diskutiert, sodass diese Zertifizierung als vertrauensbildende Maßnahme sehr wichtig ist."
Kreativität ist für die Unternehmensentwicklung wichtig
Die Historie des Familienunternehmens Hehl umriss Michael Hehl, geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung. „Die 100-jährige Geschichte unseres Familienunternehmens war geprägt von Erfindertum und Wagemut, von Geistesblitzen und Geschäftsideen, von evolutionären Entwicklungen und disruptiven Sprüngen, von Menschen und Technik, von regionaler Verbundenheit und globalem Wachstum“, so Hehl.
Spannende Einblicke in die Historie gewährt das 400-seitige Buch, das anlässlich des Jubiläums herausgegeben wurde. Weiterhin führte Hehl aus, dass neben der Technik die Menschen immer eine zentrale Rolle gespielt haben und immer noch spielen. Aktuell arbeiten weltweit rund 3.600 Menschen für das Familienunternehmen, das sind 6 % mehr als im Vorjahr. In Deutschland arbeiten gegenwärtig rund 3.000 Personen, davon befinden sich 265 in Ausbildung und studieren an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Die Jubiläumsmaschine für das Jubiläum
Die Jubiläumsmaschine, der hybride Allrounder 470 H, wurde von Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik vorgestellt. Er führte aus, dass bei der Konzeption fünf Hauptanforderungen gab: energiesparend, ressourcenschonend, produktionseffizient, bedienfreundlich und zuverlässig sollte sie sein. Um diese Anforderungen zu erfüllen, wurden eine elektrische Schließeinheit mit einer hydraulischen Spritzeinheit kombiniert. „Elektrische Antriebe verringern den Energieverbrauch und senken damit die Betriebskosten sowie den CO2-Fußabdruck der Maschine“, führt Frohnhaus aus. Die Maschine besitzt ein neu entwickeltes Ölmanagement-Konzept, eine Förderstromteilung, die gleichzeitige Bewegungen hydraulischer Nebenachsen sowie den erweiterten Einsatz von Servohydraulik ermöglicht. Die neue Maschine ist in den Leistunsvarianten Comfort, Premium und Ultimate verfügbar. Weiterhin stehen verschiedene Spritzeinheiten und Optionen zur Auswahl. Weitere Informationen zur Maschine erhalten Sie hier. „Die Hybride Maschine sehen wir nicht als Konkurrenz zur vollelektrischen Maschine, sondern eine gute Alternative für Verarbeiter, die bisher den Weg von einer rein hydraulischen zu einer elektrischen Maschine gescheut haben. Denn der Energieverbrauch dieser Maschine liegt sehr nah an dem einer elektrischen Maschine“, sagt Guido Frohnhaus.
Zu den Arburg Jubiläums-Tagen vom 8. bis zum 11. März 2023 kamen insgesamt 5.700 Besucher aus 53 Nationen nach Loßburg. Darunter war auch am Nachmittag des 1. Tages der 100.000ste Besucher des seit 1999 stattfindenden Branchenevents. Zu sehen waren in diesem Jahr rund 50 Exponate, wovon rund die Hälfte Biopolymere oder Rezyklate verarbeiteten.