Die ersten Gespräche zwischen den Projektteams von Keba und Erema fanden bereits 2017 statt, der Projektstart war für 2019 geplant. Im Rahmen der K 2022 in Düsseldorf wurden dann Technologielösungen von Keba für die Intarema-Maschinenserie des Recyclingtechnologieanbieters aufs Österreich eingeführt.
„Am Anfang waren wir auf der Suche nach einem Steuerungstechnik-Hersteller, mit dem wir unsere Zukunft flexibel gestalten können und der Gesamtlösungen anbietet. Keba war zunächst nicht auf dem Radar, aber nach einigen Recherchen, auch in Gesprächen mit Geschäftspartnern, kristallisierte sich aufgrund der guten Referenzen, der ähnlichen Größe und der Möglichkeit, auf der partnerschaftlichen Ebene auf die Entwicklung zuzugreifen, die perfekte Win-Win Situation heraus“, erklärt Martin Kienbauer, Head of Automation bei Erema, den Beginn der Zusammenarbeit. Erema wollte eine völlig neue Hardware bauen und die Software nicht mehr nur "parametrieren", sondern wirklich programmieren, eine eigene Architektur entwickeln, mehr Freiheiten haben und die eigene Kreativität in die Entwicklung der Softwarekonzepte einbringen.
„Die räumliche Nähe, die Offenheit und die ähnliche Mentalität waren ein weiteres entscheidendes Plus für die erfolgreiche Zusammenarbeit,“ wie Kienbauer erklärt. Mit der globalen Supply-Chain-Krise ab 2021 spielten diese Eigenschaften plötzlich eine wesentliche Rolle.
Kunststoffrecycling: Der große Überblick
Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
Was waren die Hauptgründe für die Zusammenarbeit?
„Unternehmen werden oft jahrelang darauf getrimmt, so zu denken, wie der Hauptlieferant denkt, und das bringt eine gewisse Inflexibilität mit sich bzw. führt zu blinden Flecken“, meint Kienbauer. Keba unterstützte bei der Entwicklung eines völlig neuen Automatisierungskonzeptes. Der Hauptantrieb für die Entwicklung dieses neuen Konzepts war untypischerweise nicht die Kosteneinsparung. „Kosten sind immer ein Thema, ganz klar, aber uns als technologischen Vorreiter treiben andere Dinge. Der erste Treiber und der absolute Hauptgrund war die Abkehr von der Parametrierung und der Einstieg in die echte Programmierung, um die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, also zu programmieren, zu visualisieren, etwas völlig Neues in der Tiefe selbst zu gestalten,“ erklärt Kienbauer.
Die umgesetzten Konzepte basieren auf der Keba Automatisierungsplattform Kemro X, in einem dezentralen Hardwarekonzept liegt der Schwerpunkt im systematischen Aufbau einer modularen Maschinenarchitektur. Die Idee dabei ist, eine zentrale Steuerung durch mehrere, kompakte Steuerungen aus der skalierbaren Kecontrol C5 Steuerungsfamilie zu ersetzen, um mehr Flexibilität für Anwenderanforderungen zu etablieren. Optionale Peripherieeinheiten können einerseits eigenständig agieren, oder aber integrieren sich nahtlos in eine Erema Gesamtanlage. Moderne Softwarestrukturen der Kemro X Plattform sowie Technologien wie OPC UA Pub/Sub unterstützen diesen Lösungsansatz. Zukunftssicherheit in Technologie und Programmierung, die Offenheit der Entwicklung eigener Services auf Steuerungsebene sowie die Integration in das Erema Bluport-Portal – die Edge Device Lösung – sind ebenfalls essenzielle Bestandteile der Architektur.
Als Visualisierungsgerät kommt ein Multitouch HMI-Panel der Ketop AP500 Serie zum Einsatz. Konkret handelt es sich hier um ein 21.5-Zoll-Multitouchbildschirm mit Windows 10 IOT-Betriebssystem. Bei Großanlagen werden mehrere dieser Bildschirme genutzt. Zukünftig kann auch auf mobile Geräte der Ketop Familie zugegriffen werden.
Wo zirkuläres Denken anfängt
Wenn man das Thema Recycling und Kreislaufwirtschaft anschneidet, sollte man in der Diskussion über die Fähigkeiten von Maschinen und Technik hinausgehen. Laut Kienbauer gibt es kein allgemeingültiges Rezept, wie man die aktuellen Probleme lösen und global erfolgreich sein kann, aber eines ist klar: Jeder sollte bei sich selbst anfangen. Für Erema geht es nicht nur um die Anzahl der produzierten und verkauften Maschinen, sondern darum, was mit ihnen geschieht und welchen Beitrag sie leisten können. Auch wenn das Unternehmen für seine Kunststoffrecyclinganlagen und -maschinen bekannt geworden ist, gibt es noch andere Unternehmen in der Erema Gruppe, die eine eigene Rolle auf Eremas Weg zur Schließung des Kreislaufs der Wirtschaft spielen. Zum Beispiel, das Unternehmen Plasticpreneur hat sich zur Mission gesetzt, weltweit einen erschwinglichen Zugang zum Kunststoffrecycling in kleinem Maßstab zu schaffen, von denen die lokalen Gemeinschaften ökologisch, sozial und wirtschaftlich profitieren können.
Was sind die Trends auf dem Recyclingmarkt?
Trotz der schwierigen globalen Marktsituation konnte Erema in den letzten Jahren den Umsatz steigern, zum Teil aufgrund neuer günstiger EU-Vorschriften und der EU-Politik insgesamt, aber auch aufgrund neuer Anwenderstrukturen auf dem Markt. In der Vergangenheit gab es viele kleine Recyclingunternehmen, die alles in Eigenregie, lokal und in kleinem bis mittlerem Umfang erledigten. In letzter Zeit interessieren sich jedoch bekanntere und global agierende Unternehmen für die Produkte, und auch andere Lösungen für das Recycling von Folienproduktionsabfällen oder Chemikalien sind im Kommen. Globale Marken haben sich zum Ziel gesetzt, den Recyclinganteil in den eigenen Produkten sukzessive zu erhöhen. Diese vom Verbrauchermarkt vorangetriebenen Trends haben Auswirkungen auf den weltweiten Absatz von Recyclingmaschinen. Da die überwiegende Mehrheit der Kunststoffprodukte, einschließlich Verpackungen, auf allen Kontinenten lokal hergestellt wird, steigt die Nachfrage nach Recycling-Kunststoffgranulat und Maschinen zu seiner Herstellung vor allem in Europa, Süd- und Nordamerika, Afrika sowie in Asien.
Steigende Qualitätsanforderungen sind eine weitere Herausforderung, die Kienbauer aber auch als Chance sieht. „Jede Qualitätsverbesserung, die wir erreichen, bedeutet, dass das Granulat höchstwahrscheinlich in neuen Produkten eingesetzt werden kann, und es bietet eine breitere Basis für neue Anwendungen.“ Jede Produktgruppe eines jeden Herstellers hat ihre eigenen Vorstellungen von Qualität, Bedürfnisse und Schwerpunkte. Wasserflaschen haben andere Qualitätsanforderungen als Shampoo Flaschen oder Verpackungen für Käse oder Schinken. Mit dem stetigen Anstieg der Qualitätsanforderungen steigt auch der Aufwand, interne Prozesse zu überdenken und neu aufzusetzen als auch mit flexibleren Lieferanten zusammenzuarbeiten, was Kienbauer und sein Team aber nicht abschreckt.
Neben der Einführung der bestehenden Lösungen für die Intarema-Maschinenserie und Peripheriegeräte (etwa das Filtrationsgerät) wollen Keba und Erema auch bei Technologiethemen und Weiterentwicklungen enger zusammenarbeiten – auch bei der Analyse der Einsatzmöglichkeiten von Ketop Wireless HMIs. Darüber hinaus wird weiter überlegt, wie Kemro X, die offene Steuerungsplattform der Keba, verwendet werden kann, um sämtliche Technologien und Benefits selbst direkt in die Steuerung einbringen zu können.
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