Markt

28. Feb. 2020 | 10:30 Uhr | von Redaktion

Deutlicher Gewinnrückgang im Geschäftsjahr 2019

Coronavirus macht der BASF zusätzlich zu schaffen

Abflauende Weltwirtschaft, Handelsstreit zwischen den USA und China, Unsicherheiten durch den Brexit: Diesen Negativfaktoren musste der Chemiekonzern BASF im vergangenen Geschäftsjahr Tribut zollen. Der Umsatz sank gegenüber 2018 um 1,5 % auf 59,3 Mrd. EUR, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach 2019 – auch aufgrund von Sondereinflüssen – um 32,2 % auf 4,1 Mrd. EUR ein. Trotz anhaltendem wirtschaftlichen Gegenwind, der durch das Coronavirus verstärkt wird, rechnet der Konzern für das laufenden Jahr 2020 mit einem Umsatzwachstum sowie einem stabilen Gewinnniveau. Der angekündigte Stellenabbau soll schneller als ursprünglich geplant erfolgen.

Salpetersäurefabrik am Standort Ludwigshafen / The nitric acid plant at the Ludwigshafen site

Verbundstandort der BASF in Ludwigshafen. (Bild: alle BASF)

Der Umsatzrückgang im Jahr 2019 resultierte laut BASF aus niedrigeren Mengen und Preisen. Der Ebit vor Sondereinflüssen lag mit 4,5 Mrd. EUR um 1,7 Mrd-EUR (-28 %) unter dem Wert des Vorjahres, bedingt durch geringere Beiträge der Segmente Materials und Chemicals.

„Unser Unternehmen behauptet sich auch in schwierigen Zeiten. 2019 war ein herausforderndes Jahr mit starkem weltwirtschaftlichen Gegenwind“, so BASF-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller, der die Zahlen des Ge­schäftsjahres 2019 gemeinsam mit Finanzvorstand Dr. Hans-Ulrich Engel in Ludwigshafen vorstellte. Die Handelskonflikte zwischen den USA und China wirkten negativ. Wichtige Absatzmärk­te entwickelten sich langsamer. Verstärkt wur­de dies durch Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit. Industrie- und Chemie­produktion wuchsen deutlich langsamer als erwartet. Die Nachfrage aus vielen wichtigen Kundenbranchen ging deutlich zurück, vor allem aus der Automobilindustrie. „Wir haben unser Ergebnis trotz eines schwierigen Marktumfeldes in allen verbrau­chernahen Segmenten gesteigert. Leider konnte dies aber den Rückgang in der Basischemie nicht ausgleichen“, so Brudermüller. Das Ebit vor Sonder­ein­flüssen der beiden Segmente Materials und Chemicals ging um 2,2 Mrd. EUR auf 1,8 Mrd. EUR zurück. Der starke Verfall der Isocyanate-Preise, geringere Cracker-Margen, die planmäßigen Wartungsabstellungen von Crackern und eine insgesamt schwache Nachfrage wirkten hier erheblich belastend. Die Segmente Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care und Agricultural Solutions hingegen legten beim Ebit vor Sondereinflüssen zu. „Sehr erfreulich entwickelten sich die von Bayer erworbenen Geschäfte. Sie trugen wesentlich zum Umsatz- und Ergebnisanstieg bei“, so Brudermüller.

Konzernumbau und Stellenabbau beschleunigt

„Wir haben 2019 genutzt und unsere Unternehmensstrategie mit Energie, Leiden­schaft und Tempo umgesetzt. Mit neuem Zuschnitt unserer Organisation, redu­zier­ter Komplexität, gestraffter Verwaltung und vereinfachten Prozessen sind wir in das neue Jahr gestartet“, sagte Brudermüller. Wesentliche Teile der funktionalen Dienstleistungen wurden den Unterneh­mens­be­reichen zugeordnet. Zudem wurde eine schlanke Konzernzentrale mit rund 1.000 Mitarbeitern geschaffen. Die neue Einheit Global Business Services ist seit dem 1. Januar ope­rativ. Ihre rund 8.800 Mitarbeiter bieten weltweit und nachfrageorientiert ihre Ser­vices intern an, zum Beispiel in Bereichen wie Finanzen, Controlling, Be­schaf­fung und Supply Chain. Dies werde die Wettbewerbsfähigkeit der BASF-Ge­schäf­te weiter stärken, hieß es in Ludwigshafen. Damit ist die Umsetzung der Strategie jedoch nicht abgeschlossen, wie Bruder­müller betonte: „Die wesentlichen Schritte sind eingeleitet. Viel Detailarbeit liegt dieses Jahr noch vor uns.“All diese Maßnahmen sollen BASF wieder auf profitablen Wachstumskurs bringen, mit deutlicher Kundenorientierung und einer agilen Organisation.

Auch die Straffung der Organisation wurde beschleunigt. BASF hatte an­gekündigt, bis Ende 2021 weltweit 6.000 Positionen abzubauen. Diese Zahl soll nun schon Ende 2020 erreicht werden. Im vergangenen Jahr hat BASF weltweit bereits 3.100 Stellen abgebaut.

Dr. Martin Brudermüller

Dr. Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF

BASF hat eine Reihe von Portfoliomaßnahmen umgesetzt. So wurde die Übernahme des Polyamid-Geschäfts von Solvay am 31. Januar 2020 abgeschlossen. Der Kaufpreis beträgt 1,3 Mrd. EUR. „Unsere Kunden werden davon profitieren. Wir bieten nun ein komplementäres Portfolio, eine stärkere regionale Präsenz und eine verbesserte Liefersicherheit“, so Hans-Ulrich Engel. Mit Lone Star hat sich BASF über die Veräußerung des Bauchemie-Geschäfts für 3,17 Milliarden Euro geeinigt. Der Abschluss wird im 3. Quartal 2020 erwartet. Das weltweite Pigmentgeschäft von BASF wird Teil des japanischen Spezialchemie­unternehmens DIC werden. Der Kaufpreis beträgt 1,15 Milliarden Euro. Mit einem Abschluss wird im 4. Quartal 2020 gerechnet. Im vergangenen Jahr wurde zudem der Zusammenschluss von Wintershall und DEA abgeschlossen und damit das führende unabhängige europä­ische Explorations- und Produktionsunternehmen geschaffen. BASF hält 72,7 Prozent und LetterOne 27,3 Prozent an Wintershall Dea. Engel: „Die Integration ist auf gutem Weg und wird voraussichtlich im Dezember 2020 abgeschlossen sein. Wir erwarten ab 2022 Synergien von mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr. Der Börsengang ist abhängig von den Marktbedingungen in der zwei­ten Hälf­te dieses Jahres geplant.“

Den Erwerb von Geschäften von Bayer im Segment Agricultural Solutions wertet BASF als erfolgrei­chen Schritt. „Die Integration der Geschäfte wurde innerhalb eines Jahres abgeschlossen. Sie erwirtschafteten 2019 einen Umsatz von 2,2 Mrd. EUR und trugen mehr als 500 Mio. EUR zum Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) vor Sondereinflüssen bei“, sagte Engel. „2025 wollen wir durch die Akquisition einen zusätzlichen Umsatz im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erzielen. Wir sehen uns auf gutem Weg, dieses Ziel zu erreichen.“

Coronavirus dämpft den Ausblick 2020

„In diesem Jahr erleben wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Mit dem Coronavirus ist ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belastet. Eine geringere Nachfrage und Produktionsausfälle in vielen Branchen sind bereits sichtbare Folgen der Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus“, so Martin Brudermüller. BASF geht davon aus, dass sich die negativen Effekte des Coronavirus weltweit vor allem im 1. und im 2. Quartal 2020 deutlich auswirken werden. Diese Annahmen berücksichtigen derzeit keine weltweite Ausbreitung des Virus, die zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Weltwirtschaft über die erste Jahreshälfte hinaus führt. Brudermüller: „Wir erwarten jedoch nicht, dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können.“ Die Weltwirtschaft wird deshalb nach Einschätzung von BASF mit 2,0 % voraussichtlich deutlich langsamer wachsen als 2019 (2,6 Prozent). Für die globale Chemieproduktion prognostiziert das Unternehmen mit 1,2 % ein Wachstum deutlich unter dem Niveau von 2019 (1,8 %). Das wäre das mit Abstand niedrigste Wachstum seit der Finanzkrise 2008/2009.

„Unseren Umsatz wollen wir auf 60 bis 63 Mrd. EUR steigern – auch wenn das Umfeld weiter herausfordernd und von hoher Unsicherheit geprägt ist,“ sagte Brudermüller. Das Ebit vor Sondereinflüssen der BASF-Gruppe wird voraussichtlich einen Wert zwischen 4,2 Mrd. EUR und 4,8 Mrd. EUR erreichen (2019: 4,5 Mrd. EUR). „Wir erwarten, dass unsere Abnehmerindustrien größtenteils leicht wachsen. Allerdings rechnen wir damit, dass die Produktion in der Automobilindustrie weiter zurückgeht“, so der Konzernchef. BASF unterstellt im Ausblick 2020, dass sich die handelspolitischen Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern nicht weiter entspannen und der Brexit in der Übergangsphase die Konjunktur nicht wesentlich beeinträchtigt.

Investitionen verlagern sich zunehmend nach Asien

Einen Ausblick gab Brudermüller auch auf künftige Investitionen. So plant BASF, in den nächsten fünf Jahren 23,6 Milliarden Euro zu investieren. Mehr als ein Drittel davon entfallen im Zeitraum von 2020 bis 2024 auf die Wachstumsschwerpunkte, also die beiden Großprojekte in Asien, den Verbundstandort in Guangdong und den Chemiekomplex im indischen Mundra, sowie auf das Arbeitsgebiet Batteriematerialien. „Was sich damit ändern wird, ist vor allem der regionale Schwerpunkt. Denn in den nächsten fünf Jahren werden wir 41 % unserer Investitionen für den asiatisch-pazifischen Raum und 34 % für Europa bereitstellen“, sagte der Konzernchef.  Zum Vergleich: Im Planungszeitraum 2019 bis 2023 entfielen 27 % auf die Region Asien-Pazifik und 43 % auf Europa. Für 2020 plant BASF Sachinvestitionen (Zugänge zu Sachanlagen ohne Akquisitionen, IT-Investitionen, Rückbauverpflichtungen und Nutzungsrechte aus Leasingverhältnissen) in Höhe von 3,4 (2019: 3,3) Mrd. EUR.

BASF hat ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele

BASF hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu wachsen. Das heißt, dass das Unternehmen bei steigender Produktion die Treibhausgasemissionen der Standorte und des Energieeinkaufs konstant halten will – auf dem Niveau von 2018. Im Vergleich zu 2018 sind die absoluten Treibhausgasemissionen von BASF im Jahr 2019 um 8 % auf 20 Mio. t gesunken. Dies ist größtenteils auf Abstellungen von Großanlagen zurückzuführen, unter anderem für planmäßige Wartungsarbeiten. Zudem wurden Energielieferverträge angepasst und  Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Prozessoptimierung umgesetzt. Für das Jahr 2020 erwartet BASF einen Anstieg der Emissionen auf das Niveau von 2018, unter anderem bedingt durch eine geringere Anzahl geplanter Großabstellungen und die Übernahme des Polyamidgeschäfts von Solvay.

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