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Manfred Hackl, CEO der Erema (Bild: VDMA)

Gibt es schon genügend Kapazitäten dafür?

Manfred Hackl: In den letzten Jahren sind schon viele Kapazitäten aufgebaut worden, und es werden weiter viele aufgebaut. Treiber ist natürlich die Nachfrage. Je mehr Regranulat nachgefragt wird, desto mehr Kapazitäten werden geschaffen. Es ist derzeit viel in Bewegung in diesem Markt.

 

 

Merken Sie das auch bei Erema als Lieferant von Recycling-Maschinen?

Hackl: Man braucht sich bei uns nur die letzten drei Jahre anzusehen, um zu erkennen, wohin die Entwicklung geht. Unser Umsatz ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, sodass wir im letzten Geschäftsjahr auf 180 Millionen Euro gewachsen sind. Die Recycler, unsere Kunden, investieren derzeit stark.

Braucht der wachsende Recycling-Markt auch andere Maschinen?

Hackl: Wir haben in den letzten Jahren sehr viele technologische Entwicklungen gemacht, zum Beispiel im Bereich der Prozessstabilität, der Filtration oder der Geruchsminimierung und viele neue Produkte auf den Markt gebracht, die es den Recyclern erlauben, höherwertiges Regranulat
herzustellen. Dadurch und durch die Weiterentwicklungen auch bei den der Extrusion vorgelagerten Prozessen sind heute Ergebnisse möglich, die von drei Jahren noch gar nicht denkbar waren. Dieser Weg wird sich fortsetzen. Das mechanische Recycling wird sich immer weiter entwickeln. Denn Regranulat wird schon längst nicht mehr nur für Parkbänke und ähnlich einfache Produkte gebraucht, sondern in vielen hochwertigen Produkten eingesetzt.

Faserverstärkte Kunststoffe sind aktuell kaum zu recyceln. Wird es angesichts des hohen Innovationstempos bald auch Recycling-Lösungen hierfür geben?

Hackl: Grundsätzlich ist es langfristig denkbar, dass dafür Lösungsansätze zur Verfügung stehen. Aber es wäre nicht richtig, alles nur darauf auszurichten, beispielsweise CFK recyceln zu können. Wir werden auf viele Jahre mit den Windrädern und anderen Teilen aus diesem Material noch kein Problem für die Umwelt bekommen. Man sollte sich besser auf die Dinge konzentrieren, die jetzt erforderlich sind. Natürlich kann man parallel dazu Entwicklungen vorantreiben, CFK recyclingfähig zu machen. Aber aktuell sind Verpackungsabfälle, die in der Umwelt landen, die größere Herausforderung. Hier gilt es, Kreisläufe schneller und besser zu schließen.

Viele Kunststoffhersteller forschen in Richtung chemisches Recycling. Drohen einem mechanischen Recycler da künftig Geschäftseinbußen?

Hackl: Chemisches Recycling ist noch eine Vision, und zwar auf lange Sicht. Aber selbst, wenn es funktioniert, wird es immer nur eine Ergänzung zu mechanischem Recycling sein können, da diese Verfahren schon sehr ausgereift und wirtschaftlicher sind. Für viele Anwendungen kann mit mechanischem Recycling schon sehr hochwertiges Granulat erzeugt werden, und es gibt ständig Optimierungen und neue Entwicklungen, wie auch auf der K 2019 zu sehen sein wird. Es liefert auch den kleinsten CO2-Fußabdruck. Chemisches Recycling mag in der Zukunft in besonderen Fällen eingesetzt werden, aber nicht für das Gros des Materials. Ich sehe da aber gar keinen Wettbewerb, denn es ist genug Material für alle da.

Kann man eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft aus Europa exportieren?

Hackl: Ich bin davon überzeugt, dass sie ein Vorbild für andere Regionen der Welt sein kann. Denkbar wäre es doch, dass alle Beteiligten hier in Europa – also die Industrie, die Maschinenbauer, die Abfallentsorger – zeigen, wie man Sammelsysteme aufbaut, wie die einzelnen Schritte und das Zusammenspiel aller funktionieren. Dann könnte man daraus durchaus ein Geschäftsmodell entwickeln, um diese Technologie als Dienstleistung oder Beratung oder als Equipment zu vertreiben. In China greift der Gedanke der Kreislaufwirtschaft schon. In Shanghai ist seit dem ersten Juli ein Sammelsystem verpflichtend eingeführt worden. Innerhalb weniger Monate wurde es aufgebaut. Wieder sehr schnell, wie man das von China kennt. Dieses Denken ist inzwischen sehr verbreitet in den Köpfen der Entscheider in China. Das Land recycelt auch schon lange, bis vor kurzem übrigens Kunststoffabfall, der importiert wurde. Ich glaube, dass sich die Exportchancen vergrößern, wenn wir den Gedanken der Kreislaufwirtschaft vorantreiben und verbreiten.

Wird sich das schlechte Image des Kunststoffes bessern, wenn wir in Europa Kreislaufwirtschaft haben und auch öffentlich zeigen können, dass sie funktioniert?

Hackl: Auf alle Fälle. Das ist vor allem eine Frage des Zeigens und der Kommunikation. Denn eines ist klar, wir werden den Kunststoff in Zukunft noch viel mehr benötigen als heute, um unseren Lebensstandard und unseren Way-of-Life auch bei einer weiter rasant wachsenden Weltbevölkerung zu halten. Deshalb müssen wir den Kreislauf für Kunststoff schließen, so wie wir es mit Papier, Metall und Glas schon geschafft haben.

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