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Pigmente aller Art sind derzeit heiß begehrt. Farbbatches-Hersteller berichten von Versorgungsproblemen. (Bildquelle: Lanxess)

Zu den Stichworten Pigmente und Farbstoffe gehen gleich drei Firmen auf Probleme ein, die die Branche zurzeit beschäftigen. So teilt Deifel, Schweinfurt, mit, dass die letzten zwei Jahre gezeigt haben, dass eine zuverlässige Versorgung von Pigmenten aus verschiedenen Gründen nicht immer gewährleistet sei. Zu diesen Gründen gehört sicherlich, wie Granula, Merenschwand, Schweiz, schreibt, dass es in Zukunft wohl eine Konzentration der Pigmentanbieter geben wird, nachdem die europäischen Leader beide die Geschäfte verkaufen wollen. „Wie der europäische Markt dann mit eigenen Produkten versorgt werden soll, wird fraglich“, merkt Granula an .

Unsicherheit bei Pigmentversorgung

Dazu teilt Treffert, Bingen, mit, dass die Verfügbarkeit der Rohstoffe extrem schwierig einschätzbar sei, da von sofort lieferfähig bis vielleicht in einem halben Jahr lieferbar auszugehen sei und dies mit den entsprechenden Preisanstiegen verbunden sei. Treffert zufolge sind jederzeit Änderungen im Produktportfolio der Pigmenthersteller möglich, wie insbesondere Abkündigungen und regulatorische Änderungen. Daher würden, wie Deifel ausführt, höhere Lagerbestände aufgebaut werden, um den Kunden eine Versorgungssicherheit zu garantieren. Auf der anderen Seite aber müssten die Hersteller der Farbbatches und Farbstoffe durch die häufig aktualisierten gesetzlichen Regelungen auch bei der Beschaffung und Bevorratung der Pigmentrohstoffe sehr vorsichtig sein, da sie diese sonst im schlimmsten Fall nicht mehr einsetzen dürften.

Biokunststoffe erfordern Anpassung

Mit dem Hinweis, dass Pigmente weniger beliebt sind, da Rezyklierbarkeit wichtiger geworden ist, geht Lehmann & Voss, Hamburg, auf das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ein, das auch Clariant Plastics & Coating, Lahnstein, anspricht. Gemäß Treffert werden Farbmittel und Additive aus nachwachsenden Rohstoffen im Zuge der Umweltthematik stärker nachgefragt. Nahezu gleichlautend teilen dazu Karl Finke, Wuppertal, und Granula Deutschland, Rudolstadt, mit, dass vor dem Hintergrund knapper werdender Erdölressourcen und dem stark wachsenden Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit die Marktbedeutung von Biokunststoffen schnell zunimmt. Eine Reihe von Materialien, die ganz oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und/oder biologisch abbaubar sind, hat sich inzwischen am Markt etabliert.

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Die Nachfrage der Verarbeiter nach Biokunststoffen mit biologisch abbaubaren Masterbatches steigt. Ein Anwendungsbeispiel sind bunte Kaffeekapseln. (Bildquelle: Granula)

Dazu gehören, wie Karl Finke weiter ausführt, beispielsweise Polylactid (PLA), Polybutylensuccinat (PBS), Compounds aus Holz und Kunststoff (WPC), thermoplastische Stärkepolymerblends (TPS), Bio-PE, Bio-PP und Bio-PET. Um aus diesen und anderen Biokunststoffen Produkte herzustellen, so Karl Finke weiter, die sich mit erdölbasierten Materialien sowohl wirtschaftlich als auch in ihren Eigenschaften messen können, sei großes Know-how nötig. Bei der Formulierung von Farbmasterbatches und Färbemitteln müssten einerseits die besonderen Eigenschaften und das Verhalten der Biokunststoffe bei der Verarbeitung berücksichtigt werden. Andererseits ergäben sich spezielle Anforderungen an die Rezeptur. Darauf geht auch Granula Deutschland ein mit dem Hinweis, dass Biokunststoffe ebenso wie konventionelle Kunststoffe leicht einfärb- und modifizierbar sein sollen. Farbmasterbatches verbesserten das optische Erscheinungsbild des Endprodukts, ohne  die teils kritischen Rohstoffeigenschaften weiter zu vermindern. Für diese Materialien angebotene Masterbatches erfüllen die höchsten Anforderungen bezüglich biologischer Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit nach EN13432 Norm und ermöglichen den Endkunden, ihre Produkte schnell nach DIN CERTCO oder OK Compost zertifiziert zu bekommen. Dies wäre bereits mehrmals bei unterschiedlichen spritzgegossenen biologisch abbaubaren farbigen Kaffeekapseln realisiert worden. Auch Granula (Schweiz) berichtet, dass nach Jahren und vielen Projekten im Biopolymer-Bereich nun endlich Kundenprojekte am Start sind, die vom Markt direkt nachgefragt werden. Gemäß Deifel ist es wichtig, sich „der Diskussion bezüglich der Verschmutzung der Umwelt durch die Kunststoffe zu stellen und gemeinsam mit den Kunden zu versuchen, nachhaltige und umweltverträgliche Produkte auf den Markt zu bringen. Abbaubare Polymere seien hierbei ein wichtiger Schritt, nur seien die Kosten dieser Polymere aktuell noch zu hoch und dadurch für viele Produkte noch nicht marktfähig.

Additive auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Zu Additivbatches berichtet Granula, dass erste nachhaltig produzierte Additive am Markt seien, die aber aus Kostengründen nur schwer aufgenommen würden.“ Lehmann & Voss, berichtet von im Trend liegenden Additiven, die die Produktivität erhöhen, zum Beispiel bei PPA. Hexpol TPE, Lichtenfels, stellt fest, dass verstärkt Kombi-Batches mit verschiedenen Additiven nachgefragt werden.

Auf Recycling zugeschnittene Produkte

FBW, Niederzier, verweist auf spezielle Farben beziehungsweise Batches in Bezug auf das Recycling von Kunststoffen, um so durch entsprechende Detektierbarkeit des Kunststoffes nach Nutzung diese für den Rohstoffkreislauf  trennen zu können. „Dies gilt besonders für Lebensmittelverpackungen im Single Use, um auch hier ein Kreislauf-  beziehungsweise Recyclingsystem aufzubauen“, schreibt Niedezier weiter. Dass das Thema Circular Economy und Recycling immer stärker diskutiert wird, stellt auch Treffert fest und berichtet, dass dieses Thema auch in die Entwicklung der Produkte mit einfließt.

Spezifische Trägermaterialien zunehmend gefragt

Zu Trägermaterialien berichtet Lehmann & Voss, dass PE und PP nach wie vor die wichtigsten sind. Gleichwohl gibt es, gemäß Hexpol TPE, Lichtenfels, einen anhaltenden Trend zu spezialisierten Lösungen, was zur Folge hat, dass das Trägermaterial des Batches immer genauer auf das einzufärbende Material abgestimmt werden muss, Dazu liefert Lifocolor, Lichtenfels, ein Beispiel mit speziellen Masterbatches für das Einfärben von PPS. Dieser teilkristalline Kunststoff hält Dauerbelastungen bis 240°C und kurzzeitig bis ca. 270 °C stand. Die für die Verarbeitungstemperatur von ca. 300 °C erforderliche Hitzebeständigkeit der Farbbatches ist sowohl für das Spritzguss- als auch für das Extrusionsverfahren gegeben. Die Farbbatches stehen auch in Kleinmengen zur Verfügung, was dem von Ultrapolymers, Augsburg, festgestellten Wunsch der Kunden nach „schneller Belieferung auch von kleineren Gebinden“ entspricht.

Auch Deifel spricht die hohen Verarbeitungstemperaturen weit über 300 °C an, die durch die Weiterentwicklung der technischen Kunststoffe erforderlich werden. Diese erlauben vermehrt die Substitution von Metallteilen durch Kunststoffteile. Um diesen erforderlichen Temperaturen Stand zu halten, „sind neue Pigmente gefragt“, schreibt Deifel.

ist freier Mitarbeiter des Plastverarbeiter. office@hoffmanns-texte.de

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