oznor

Blick in die Produktionshalle eines portugiesischen Werkzeugbau-Unternehmens.  (Bild: alle Ralf Mayer/Redaktion Plastverarbeiter)

bsh

270 Teilnehmer verfolgten die internationale Konferenz Moulds Portugal 2018.

Sämtliche Einzelangebote des Moulds Event – die internationale Konferenz Moulds Portugal, das wissenschaftlich/technische Meeting RPD (Rapid Product Develpment), der Brokerage Event sowie zahlreiche Seminare und Workshops – erfreuten sich reger Beteiligung. Was nicht verwundert, denn das portugiesische Cluster spielt eine gewichtige Rolle in der Welt des Werkzeug- und Formenbaus. Seit 2010 haben die portugiesischen Branchenunternehmen ihr Exportvolumen insgesamt mehr als verdoppelt. Im Jahr 2017 erreichten die Ausfuhren den neuen Rekordwert von mehr als 675 Mio. EUR . Exportiert wurde in 93 Länder, wobei Spanien (22 Prozent des Gesamtexportwerts), Deutschland (21 Prozent) und Frankreich (12 Prozent) die größten Zielmärkte bildeten. Portugal ist der drittgrößte Werkzeug-Produzent Europas und die Nummer Acht weltweit. Gewachsen sind die portugiesischen Werkzeugbauer vor allem als Premium-Partner der internationalen Automobilindustrie, die mehr als 80 Prozent des Branchenumsatzes abdeckt.

Fokus auf Automotive

bsh

Joao Faustino ist Präsident des nationalen Verbandes der Formenbauer, Cefamol, und CEO des Unternehmens TJ Moldes in Marinha Grande, Portugal.

Die momentan bei den Auto-Herstellern herrschende Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Automobilität habe zu einer gewissen Abkühlung bei der Akquise neuer Projekte in diesem Segment geführt, räumt Joao Faustino, Präsident des Nationalen Verbandes der Formenindustrie (Cefamol), im Gespräch mit PLASTVERARBEITER in Marinha Grande ein. Der portugiesische Werkzeugbau sei aber weiterhin in einer sehr guten Verfassung und behaupte seine starke Stellung auf den internationalen Märkten. Der Verband unterstützt die Branchenunternehmen in vielfältiger Weise, unter anderem auch bei der Erschließung weiterer Kundensegmente neben Automotive, wie etwa Verpackung, Medizintechnik und Elektrotechnik/Elektronik. Mit einigem Erfolg: „Wir sind auch in diesen Bereichen gewachsen“, betont Faustino. Wie ihre Branchenkollegen in Deutschland müssen sich auch die portugiesischen Werkzeugbauer einem wachsenden Konkurrenzdruck aus Asien, vor allem aus China, stellen. „Wir unternehmen große Anstrengungen – auch mit Unterstützung von Universitäten –, um unsere Maschinen- und Montageprozesse weiter zu optimieren“, sagt Faustino. Ein wichtiges Ziel sei zum Beispiel die Verkürzung der Produktionszeiten für Werkzeuge, um die Verkaufspreise auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu gestalten.

 

Standorte modernisiert

oznor

Blick in die Produktionshalle eines portugiesischen Werkzeugbau-Unternehmens. (Bildquelle: alle Ralf Mayer/Redaktion Plastverarbeiter)

Dabei kann der portugiesische Werkzeugbau auf einem hohen Niveau aufbauen. Viele der Unternehmen, die sich quasi alle in Privatbesitz befinden, haben in den vergangenen Jahren ihre Maschinenparks nach State of the Art-Gesichtspunkten aufgerüstet. Hohe Investitionen flossen etwa in moderne Fünf-Achs-Zerspanungsanlagen, in Automatisierungslösungen, in neue Software sowie in die Förderung der “papierlosen Produktion”. Einige Unternehmen haben ihre Standorte komplett modernisiert und ausgebaut. “Bei der Planung neuer Gebäude achten wir von vorne herein nicht nur auf Produktionseffizienz, sondern auch auf die Schaffung einer optimalen Arbeitsumgebung”, sagt der Vertreter eines familiengeführten Werkzeugbau-Unternehmens. Aus gutem Grund, denn die Rekrutierung von hochqualifizierten Fachkräften ist auch in Portugal kein Kinderspiel. In den Werkzeug-Cluster-Regionen herrscht nahezu Vollbeschäftigung. “Gleichzeitig verfolgen wir unseren Lean-Management-Ansatz konsequent weiter”, sagt der Unternehmsvertreter.

 

Neue Märkte erschließen

„Voneinander lernen“, lautet eine weitere Devise des portugiesischen Werkzeugbaus. Kooperations-Vereinbarungen mit ausländischen Branchen-Organisationen beinhalten unter anderem den Austausch von Mitarbeitern und Studenten. So ist es kein Zufall, dass eine große Delegation aus Japan din Moulds Event 2018 besuchte. Ebenfalls im Rahmen einer Kooperation absolvieren zurzeit Werkzeugmacher aus Mexiko ein Training in Portugal. Mexiko gilt aufgrund seiner aufstrebenden Auto-Produktion als Zukunftsmarkt, weshalb fünf portugiesische Werkzeugbau-Unternehmen derzeit Investitionen in dem mittelamerikanischen Land planen. Faustino ist zuversichtlich, dass mit dem aufgegleisten Nachfolge-Abkommen für den von US-Präsident Trump gekündigten NAFTA-Freihandelsvertrag die Bedeutung Mexikos als Auto-Produzent für den US-Markt erhalten bleibt.

Cefamol handelt proaktiv, um die Marke „Engineering & Tooling from Portugal“ weltweit bekannter zu machen und neue Marktchancen auszuloten. Zum diesem Zweck brach im November 2018 beispielsweise eine Delegation nach Indonesien auf, um sich mit lokalen Werkzeugbauern und potenziellen Kunden auszutauschen.

Dem Engineering & Tooling Cluster an, dessen Aktivitäten von der Organsisation Pool-Net, Marinha Grande, koordiniert werden, gehören mehr als 90 Unternehmen an. Auf der Fakuma 2018 präsentierten sind mehr als 30 Branchenunternehmen unter dem gemeinsamen Markendach.

 

ist Chefredakteur Plastverarbeiter. ralf.mayer@huethig.de

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Cefamol

Av. D.Dinis 17
02430 Marinha Grande
Germany