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Dr. Manica Ulcnik-Krump, Interseroh, und Manfred Hackel, Erema, präsentieren Recycling-Compounds, die mit der Corema-Technologie hergestellt wurden. (Bild: Alba Group)

Derzeit werden 80 Prozent des Kunststoffabfalls in zehn Flüsse eingetragen, die alle außerhalb Europas liegen. Dies ist ein Problem für die Umwelt und ein großer Verlust für die Wirtschaft. Damit Kunststoff in einem geschlossenen Kreislauf geführt werden kann, müssen alle Beteiligten – national wie international – auf dieses Ziel hinarbeiten. Die Maschinenbauer sowohl für Spritzgieß- als auch für Recyclingmaschinen bieten Lösungen dafür an. Sie registrieren, dass das Thema seitens des Marktes mehr und mehr umgesetzt wird.

Der Werkstoff oder besser Wertstoff Kunststoff ist in den Blickpunkt von Öffentlichkeit und EU-Politik gerückt. Der Plastverarbeiter hat sich auf der Fakuma zum Thema Circular Economy bei Maschinenbauern umgehört. Es lässt sich sagen, dass die Hersteller von Zerkleinerungs- und Recyclingmaschinen Technik sowie Anlagen anbieten, um in großem Stil Post-Consumer- und andere Kunststoff-Abfälle zu sortieren, zu zerkleinern und für die Weiterverarbeitung aufzuarbeiten. Die Unternehmen bemerken eine verstärkte Nachfrage an Recyclingmaschinen, die durchaus auf neuen Regularien und Gesetzen zum Recycling beruht. Aus ihrer Sicht kann der Materialkreislauf technisch geschlossen werden und es ist festzustellen, dass sich der Kreis zunehmend schließt.

Smart Recycling steigert Qualität und Umweltnutzen für Recompounds

Eine technische Neuerung auf diesem Gebiet stellten der Umweltdienstleister Interseroh, Köln, und der Technologiehersteller Erema, Ansfelden, Österreich, vor. Es handelt sich um das Kaskaden-Extrusionssystem Corema, das es ermöglicht maßgeschneiderte Recycling-Compounds für hochwertige Anwendungen in nur einem Verfahrensschritt herzustellen. Im Herstellungsprozess werden – vergleichbar mit der Compoundierung von Neuware – Additive, Modifikatoren und anorganische Füllstoffe in Anteilen von 0,25 bis 40 Prozent zugegeben. In Echtzeit und digital erfolgt die Qualitätskontrolle von Materialrheologie und Farbstabilität. Das Verfahren spart auch beim Herstellen komplizierter Rezepturen bis zu 50 Prozent der Treibhausgasemissionen verglichen mit der Verwendung von Neugranulat aus Rohöl. „Solche nachhaltigen Innovationen sind aus unserer Sicht der richtige Weg, um die Ziele der EU-Kunststoffstrategie zu erreichen und die Kreislaufwirtschaft in Europa erfolgreich weiter auszubauen“, betonte Dr. Manica Ulcnik-Krump, Leiterin der Business Unit Recycled-Resource bei Interseroh.

VDMA

Thorsten Kühmann, VDMA, und Dr. Frank Stieler, Krauss Maffei, eröffneten den Presserundgang zur Kreislaufwirtschaft. (Bildquelle: Simone Fischer/Redaktion Plastverarbeiter)

Das Thema Circular Economy stand auch im Mittelpunkt eines vom VDMA-Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen, Frankfurt, initiierten Fachpresserundgangs auf der Fakuma. Der Verband macht sich für die Kreislaufwirtschaft stark und sieht seine Aufgabe darin, eine Plattform zum Austausch für alle Mitwirkenden zu bieten, um Interessen und Bedürfnisse untereinander besser zu verstehen.

Partnerschaften wichtig

Dr. Frank Stieler, CEO der Krauss Maffei Gruppe, München, erläuterte: „Um eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoff aufzubauen ist eine gute Kooperation und eine enge Abstimmung mit Partnern ausschlaggebend. Krauss Maffei arbeitet bereits heute mit anderen Maschinenherstellern zusammen, zum Beispiel mit dem österreichischen Maschinenhersteller und Recycling-Spezialisten Erema.“ Stieler weiter: „Wir sehen neben einer ökologischen Verpflichtung ganz klar auch ökonomische Chancen.“

Definition des Begriffs Rezyklat notwendig

Ein wichtiger Schritt zur Kreislaufwirtschaft ist, dass Rezyklate und daraus gefertigte Produkte von Verarbeitern, den großen Brands und Endkunden akzeptiert werden. „Es ist dringend an der Zeit, sich mit aller Kraft mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Kunststoffprodukte – ökonomisch, technologisch und ökologisch sinnvoll – optimal in eine nach Möglichkeit global strukturierte Kreislaufwirtschaft einzubringen sind“, appellierte Dr. Christoph Schumacher, Leiter Marketing und Unternehmenskommunikation bei Arburg, Loßburg.

Denn für Recyclingware gibt es derzeit einen Bewusstseins- jedoch noch keinen Einsatztrend. Damit sich dies ändert und Verarbeiter zunehmend Rezyklate für das Fertigen von Kunststoffprodukten verwenden, werden standardisierte Markenqualitäten in ausreichender und verfügbarer Menge benötigt. Diese ist jedoch nur vorhanden, wenn rezyklierbare Kunststoffabfälle in hinreichender Menge gesammelt und aufbereitet werden. Weitere Schlüssel, um die Recyclingraten zu erhöhen, sind ein Produktdesign im Sinne des Design-4-Recycling und ein besseres Abfallmanagement auf EU-Ebene.

Paulo Glerean, Business Devolopment & Institutional Affairs bei Aliplast, Ospedaletto, Italien, und Vorstandsmitglied der Plastics Recyclers Europe (PRE), Brüssel, führte beim Rundgang aus: „Wenn wir eines Tages geschlossene Kreisläufe haben wollen, müssen wir die Kräfte aller Partner in der Wertschöpfungskette bündeln, und das schließt auch die Endverbraucher mit ein. Wir müssen gemeinsam und entschlossen an allen entscheidenden Schritten des Kreislaufs, wie der Herstellung der Produkte, der Gebrauchsphase und der Entsorgung, arbeiten. Nur so können wir ein effizientes Abfallmanagement für Kunststoffe etablieren mit dem Ziel, eines Tages komplett geschlossene Kreisläufe zu haben.“

Industrie 4.0 unterstützt Kreislaufwirtschaft

Motan

Sandra Füllsack und Carl Litherland von der Motan Holding im Gespräch mit Thorsten Kühmann. (Bildquelle: Simone Fischer/Redaktion Plastverarbeiter)

Motan nutzt die Digitalisierung seiner Anlagen, um den besonderen Anforderungen, die Recyclingware, verglichen mit Neuware, an das Fördern stellt, zu begegnen. Sandra Füllsack, geschäftsführende Gesellschafterin der Motan Holding, Konstanz, erläuterte: „Die physikalischen Eigenschaften von Rezyklaten sind niemals so gut wie die von Neuware. Das bedeutet, dass auch die Handling-Prozesse dieser Materialien immer komplexer sind, wenn die Qualität des Endproduktes beibehalten werden soll. Hier kann Industrie 4.0 die Kreislaufwirtschaft perfekt unterstützen.“

Dr. Christoph Steger, CSO Engel Holding, Schwertberg, Österreich, sah dies genauso: „Industrie 4.0 bereitet Circular Economy in der Kunststoffindustrie den Weg. Die zunehmende Intelligenz der Spritzgießmaschinen ermöglicht stabile Prozesse, selbst wenn die Qualität des Rohmaterials schwankt.“

Circular Economy auf dem asiatischen Markt ein Thema?

Gerd Liebig, Vorsitzender der Geschäftsführung Sumitomo (SHI) Demag, Schwaig, antwortete auf die Frage nach der Stellung der Kreislaufwirtschaft im asiatischen Markt: „Unsere Kunden in Asien legen vermehrt Wert auf die Verwendung von recyclingfähigem Material. Es kommen ebenfalls in größerem Umfang neue Materialien, wie zum Beispiel Biopolymere, zum Einsatz.“ Liebig führte weiter aus, dass die Meeresverschmutzung durch Mikroplastik im asiatischen Raum dafür verantwortlich ist, dass im Juni 2018 ein verschärftes Meeresschutzgesetz in Japan erlassen wurde und in China und Korea strengere Regeln für das Kunststoffrecycling eingeführt werden. Denn durch das Verschmutzen der Gewässer werden Fischbestände reduziert, die diesen Ländern als wichtige Nahrungsquelle dienen.

ist Redakteurin Plastverarbeiter. simone.fischer@huethig.de

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