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Die Automatisierung ist nicht breiter als die Spritzgießmaschine und beinhaltet trotzdem alle Produktionsschritte in drei Modulen. (Bild: Hekuma)

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Klaus Wanner, Leiter Vertrieb & Marketing bei Hekuma, Eching. (Bildquelle: Hekuma)

Interview: Ein modulares Anlagenkonzept, seine Grenzen und Potenziale

„50 Tage sind genug“

Der PLASTVERARBEITER hat sich mit dem Vertriebsleiter von Hekuma über die Herausforderungen unterhalten, ein modulares Anlagenkonzept auf komplexe Produkte, wie Interdentalbürsten, auszurichten. Darüber hinaus sieht Wanner weitere Potenziale, um neben Qualitätssicherung und Verpackung zusätzliche Module zu integrieren oder die bestehenden funktional zu erweitern.

Warum hatten Sie lediglich 50 Tage für die Konstruktion der Anlage?
Klaus Wanner:
Aufgrund der Modularität benötigten wir nicht mehr Zeit. Der Grundrahmen steht. Die Entnahme musste lediglich an das Produkt und Werkzeug angepasst werden. Durch die Standardisierung der Module sind die einzelnen Funktionsgruppen schnell und einfacher angepasst. Als Vorbild galt hier das im Jahr 2015 auf der Fakuma gezeigte Pipettenspitzen-System. Die feste Größe des Rahmens erleichtert die Auswahl der zu integrierenden Systeme, wie in diesem Fall die Verpackung von Packmat.

Was ist ein durchschnittlicher Zeitraum, um eine vergleichbare Anlage zu konstruieren?
Wanner: Für eine vergleichbare Anlage im herkömmlichen, sprich Sondermaschinen-Konzept, kann man gut und gerne um die 30 Tage dazurechnen. Wir lägen dann bei 80 statt 50 Tagen. Ein zeitlicher Unterschied, der sowohl für unsere Kunden als auch für uns enorm positive Auswirkungen hat.

 

Auf einem Förderband werden jeweils zwei Schuss gesammelt und in einen Beutel verpackt. Sind die Beutel befüllt, werden sie verschweißt, ein Euroloch ausgestanzt und innerhalb der Automation auf ein Band fallengelassen. (Bildquelle: Hekuma)

Auf einem Förderband werden jeweils zwei Schuss gesammelt und in einen Beutel verpackt. Sind die Beutel befüllt, werden sie verschweißt, ein Euroloch ausgestanzt und innerhalb der Automation auf ein Band fallengelassen. (Bildquelle: Hekuma)

In welcher Hinsicht lässt sich die Anlage noch erweitern?
Wanner: Eine logische Erweiterung wäre nun die Umverpackung für die Beutel, zum Beispiel in Versandkartons. Man könnte auch einen Austausch aller, von der Kamera als fehlerhaft erkannten Teile miteinfließen lassen. Oder das Verpackungsmodul komplett austauschen, wenn zum Beispiel eine Blister-Verpackung gewünscht ist. Eine Alternative zur Stichprobenprüfung mit Kamera wäre eine kavitätenreine Ablage der Bürstchen und bei Bedarf könnte man diese auch noch beschriften.

Welche Module beziehungsweise Funktionen kann Hekuma umsetzen?
Wanner: Für die beiden Messsysteme hatten wir uns auf die Module Entnahme, Qualitätsprüfung per Kamera und Verpackung konzentriert, da dies die häufigsten Anforderungen sind. Hekuma kann alle Funktionen in den Modulen abbilden. Sowohl vorgelagerte Prozesse, wie Stanzen und Biegen von Einlegekomponenten, aber auch nachgelagerte Prozessschritte, wie einfache Montagevorgänge, verschiedene Qualitätsprüfungen sowie das Befüllen und Kennzeichnen der Produkte. Für Pipettenspitzen haben wir bereits zusätzliche Module umgesetzt. Zum Beispiel ein Reject-Modul, indem wir von der Kamera als fehlerhaft erkannte Teile gegen i.O.-Pipettenspitzen austauschen, sowie ein Filtermontage-Modul. Hier werden kleine Filter zunächst vereinzelt und anschließend sanft in die Pipettenspitzen gepresst.

Wo wären für Sie die Grenzen des gerade noch Möglichen?
Wanner: Die Grenzen einer Automation geben immer das Produkt selbst, das Material und das Werkzeug vor. Kühlzeiten, Konturen beziehungsweise Design und Komplexität des Produktaufbaus bestimmen die Automatisierung und deren Geschwindigkeit. Eine Leistungsgrenze der Automation liegt in den Signallaufzeiten. Dies war unter anderem ein Grund für unsere Entscheidung, die Steuerung von Beckhoff für unser modulares Anlagenkonzept Hekuflex einzusetzen. Denn häufig macht die Zykluszeit den Wettbewerbsvorteil aus. Entscheidend ist aber, dass am Ende die Produktqualität stimmt.

Welche Branchen außer der Medizintechnik profitieren noch von dem modularen Anlagenkonzept?
Wanner: Das modulare Konzept ist prinzipiell für alle Branchen einsetzbar. Wir haben den Fokus vorerst auf die Medizintechnik gelegt, da wir hier neben den Ansprüchen an Hygiene beziehungsweise einfachere Reinigung auch den Aufwand für Qualifizierung und reproduzierbare Prozesse berücksichtigen konnten. Zudem haben wir in der Medizintechnik häufig die Anforderung von kurzen Zykluszeiten. Dies alles können wir mit Hekuflex abdecken. Bei Anwendungen ohne besonders hohe Reinheitsanforderungen, wie sie zum Beispiel in der Automobiltechnik üblich sind, bieten wir die modularen Anlagen auch in einer Ausführung mit vereinfachten Materialien an.

Allgemein zum Unternehmen: Welche Branchen machen welchen Anteil Ihres Geschäfts aus?
Wanner: Die Medizintechnik ist bei uns Spitzenreiter mit ca. 50 Prozent, darauf folgt die Automobiltechnik mit ca. 25 Prozent. Das letzte Viertel teilen sich die Bereiche Konsumgüter und Service.

ist Leiter Vertrieb und Marketing bei Hekuma in Eching.

ist Redakteur des Plastverarbeiter. david.loeh@huethig.de

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