Rund 230.000 Besucher aus aller Welt strömten an acht Tagen in die Düsseldorfer Messehallen.

Rund 230.000 Besucher aus aller Welt strömten an acht Tagen in die Düsseldorfer Messehallen. (Bild: alle Messe Düsseldorf)

„Die K 2016 war die bisher erfolgreichste K“, resümierte der Marketingleiter eines großen Herstellers von Peripheriesystemen, der an seinen Ständen eine Rekordanzahl an Besuchern registrierte. „Zahlreich getätigte Abschlüsse bereits während der Messe sowie eine Vielzahl an aussichtsreichen Projekten lassen noch viel Positives erwarten“, freute sich der Geschäftsführer eines Spritzgießmaschinen-Herstellers. „Eine solche Vielzahl entscheidungs- und kauffreudiger Kunden habe ich auf einer Messe noch nicht erlebt“, konstatierte gar Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Ausstellerbeirates der K 2016. Die Statements stehen stellvertretend für eine große Mehrheit zufriedener Aussteller, die nicht selten von dem enormen − lediglich am Wochenende abflauenden − Besucheransturm sowie der Qualität der Kontakte überrascht wurden. Kein Zweifel, diese K hatte sowohl Masse als auch Klasse. Gemäß Umfrage der Messe Düsseldorf wollten sich 60 Prozent der angereisten Entscheider nicht nur einen Überblick über die technologischen Entwicklungen verschaffen, sondern trugen konkrete Kaufabsichten im Gepäck. Was nicht überrascht, stehen doch  die Zeichen der Kunststoff verarbeitenden Industrie auf Wachstum. In der Besucherumfage bezeichneten 60 Prozent ihre wirtschaftliche Lage als „sehr gut“ bzw. „gut“, ebenso viele rechnen mit einer Verbesserung in den nächsten zwölf Monaten.

K 2016 so international wie nie zuvor

Der weltweite Aufschwung der Kunststoffbranche spiegelte sich zudem in einer erneut steigenden Internationalität der Messe wider: Rund 70 Prozent der insgesamt zirka 230.000 K-Besucher (2013: 218.000) kamen aus dem Ausland, davon wiederum mehr als 40 Prozent aus Übersee. Knapp 30.000 Fachleute – und damit erneut mehr als im Jahr 2013 – reisten aus Süd-, Ost und Zentralasien an den Rhein, womit die asiatischen Gäste wiederum das größte Kontingent unter den ausländischen Besuchern bildeten. Besonders stark vertreten waren erneut Gäste aus Indien, wobei die Messe Düsseldorf aber auch  einen steigenden Besucherstrom namentlich aus China, Südkorea und dem Iran registrierte. Insgesamt lockte der weltgößte Event der Kunststoff- und Kautschukindustrie Besucher aus 160 Ländern nach Düsseldorf, darunter auch Entwicklungsländer wie Äthiopien, Bangladesch, Costa Rica, Elfenbeinküste, Jamaica, Oman, Madagaskar, Mauritius, Surinam oder Togo.

Ulrich Reifenhäuser (links), Präsident der K 2016, und Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe Düsseldorf, ziehen eine positive Bilanz.

Ulrich Reifenhäuser (links), Präsident der K 2016, und Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe Düsseldorf, ziehen eine positive Bilanz.

Umsätze um 46 Prozent gestiegen

An der wachsenden globalen Nachfrage nach Kunststofftechnolgien dürften die europäischen Maschinenbauer stark profitieren, was die auf der K 2016 präsentierten neuen Branchenzahlen bestätigen. Bereits zwischen 2010 und 2015 haben die im Dachverband der europäischen Hersteller von Kunststoff- und Kautschukmaschinen (Euromap) zusammengeschlossenen Unternehmen ihre Umsätze um 46 Prozent auf 13,5 Mrd. EUR gesteigert. In der gleichen Periode legten die Exporte aus den Euromap-Ländern um 52 % auf 10 Mrd. EUR zu. 2016 sowie in den beiden Folgejahren erwartet der Verband einen Anstieg der Verkäufe um jährlich 1,8 Prozent. Für die deutschen Kunststoff- und Kautschukmaschinen-Hersteller bestätigte der VDMA in Düsseldorf seine bereits im Frühjahr vorgelegte Prognose eines zweiprozentigen Jahreswachstums zwischen 2016 und 2018. Freilich sind die Europäuer nicht die einzigen, die vom weltweiten Kunststoffboom profitieren, neue Konkurrenten aus Übersee schneiden sich einen großen Teil vom Kuchen ab. Deckten europäische Maschinenbauer 2005 noch über die Hälfte des Weltmartktes ab, so sank dieser Anteil 2015 auf rund 43 Prozent. Katapultartig gewachsen ist der Anteil Chinas, dessen Hersteller 2015 zu 32,5 Prozent am Weltmarkt partizipierten, wobei das Gros des Umsatzes natürlich auf dem Heimmarkt generiert wurde. Bei den weltweiten Exporten behaupteten die Europäer aber mit rund 55 Prozent ihre Spitzenstellung.

Industrie 4.0: konkrete Beispiele zu sehen

Industrie 4.0 war ein großes Leitthema der K 2016. Und anders als auf der Vorgängermesse, als das Internet der Dinge noch etwa nebulös über den Messehallen schwebte, wurden diesmal zahlreiche Detaillösungen gezeigt, die eine zielgerichtete Erfassung und Verwertung von Prozessdaten zulassen und die Richtung zur komplett regelbaren Fertigung, der Smart Factory andeuten. Dies gilt nicht nur für die Kernmaschinen und die Robotik, sondern auch für die gesamte Peripherie sowie für die Werkzeugtemperierung. Absehbar ist, dass die Ausstattung neuer Geräte mit der neuen Euromap-Schnittstelle gemäß UPC UA demnächst zum Standard wird. An meheren Messeständen wurde die vernetzte Fabrik der Zukunft, zum Teil unter Einbezug von Smart-Services-Aspekten, als Messe-Anwendung präsentiert. So setzte zum Beispiel Engel, Schwertberg, Österreich, sieben hochintegrierte, automatisierte Fertigungszellen in Betrieb, deren Produktionseinheiten über ein unternehmenseigenes MES-System vernetzt waren.

Die Messe-Anwendungen der Maschinenbauer standen im Fokus.

Die Messe-Anwendungen der Maschinenbauer standen im Fokus.

Über die neuen Industrie-4.0-Applikationen hinaus wurde die K 2016 ihrem Ruf als Plattform für „echte“ Weltpremieren gerecht. So ergänzten quasi alle großen Spritzgießmaschinen-Hersteller ihre Sortimente durch neue Modelle. Zum Teil wurde das Schließkraft-Spektrum mit unternehmenseigener Technik nach oben oder unten erweitert, häufig unter Einbezug zusätzlicher Funktionsintegrationen und optimierter Antriebstechnik. Als Beispiele genannt seien hier der hybride Allrounder von Arburg, Loßburg, mit Schließkraft 6500 kN, die neu überarbeiteten vertikalen Rundtischmaschinen von Wittmann Battenfeld, Kottingbrunn, Österreich, mit standardmäßigen energieeffizienten Servoantrieb, die neue Tischmaschine von Dr. Boy, Neustadt-Fernthal, mit Schließkraft 63 kN und Schneckenplastifizier-Einheit oder die neuen Generationen elektrischer Maschinen von Krauss Maffei, München, und von Sumitomo Demag, Schwaig. Neben der Energieeffizienz haben sich die Hersteller u.a. die Reduktion von Stellflächen sowie die Optimierung von Maschinenzugängen und intuitiven Steuerungen ins Pflichtenheft geschrieben und konnten auf der K 2016 auch in dieser Hinsicht bemerkenswerte Fortschritte präsentieren.

K-Messe als Schaufenster zu visionären Anwendungen

Nicht zuletzt fungierte der weltgrößte Branchenevent als Schaufenster zu aktuellen und visionären Anwendungen des Werkstoffs Kunststoff. Verschiedene Rohstoff-Hersteller präsentierten sich als Projektpartner, die gemeinsam mit Entwicklern, Designern und Werkzeugbauern neue Technologien unter anderem im Mobilitätsbereich realisieren. So enthüllte die BASF, Ludwigshafen, an ihrem Stand ein Konzeptauto von Hyundai. Bei der Konstruktion des Rennwagens wurde auf das übliche Leichtbaumaterial carbonfaserverstärkter Kunststoff (CFK) verzichtet. Stattdessen kamen

Autos mit Kunststoffanteilen waren Blickfänger in den Messehallen.

Autos mit Kunststoffanteilen waren Blickfänger in den Messehallen.

Hartintegralschaum-Systeme zum Einsatz, die neue Designmöglichkeiten etwa bei Kotflügeln oder Spoilern eröffnen. Und Covestro, Leverkusen, stellte u.a. seinen Beitrag zur Entwicklung einer innovativen Fahrzeug-Beleuchtung ins „Rampenlicht“. Bei der vom Lichtspezialisten Hella, Lippstadt, gemeinsam mit Covestro entwickelten Front- und Heckbeleuchtung werden holografische Folien mithilfe von LEDs und Reflektoren von hinten beleuchtet. Die Designs für die Hologramme sind in der Folie gespeichert. Auf diese Weise lassen sich verschiedene Lichtelemente unter einer durchgehenden, fugenlosen Oberfläche integrieren. Zudem werden neue Signalleucht-Effekte möglich wie etwa „wischende“ Blinklichter oder auch holografische Botschaften an die Verkehrsteilnehmer, die außer dem Bremslicht in Zukunft z. B. auch den Hinweis „STOP“ zu sehen bekommen könnten.


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ist Chefredakteur Plastverarbeiter. ralf.mayer@huethig.de

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