Ein Gabelstapler lädt die PE-Rohre von 4.000 mm Länge in den Auffangbehälter der S: Gran.

Ein Gabelstapler lädt die PE-Rohre von 4.000 mm Länge in den Auffangbehälter der S: Gran. (Bild: alle NGR)

Idyllisch eingebettet in ausgedehnte Wald- und Wiesenlandschaften werden in Eupen, der östlichsten Stadt Belgiens, Spitzenprodukte erzeugt. Das Unternehmen Kabelwerk Eupen produziert auf seinem rund 335.000 m² großen Firmengelände Kabel, Rohre und Kunstschaumstoff für den Weltmarkt. Das Traditionsunternehmen, mit Wurzeln, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreichen, bündelt am Firmensitz Eupen seine gesamten Aktivitäten, vom Design über die Produktion bis hin zur finalen Produkt-Prüfung. Unternehmensintern schätzt man die daraus resultierenden kurzen Wege, die Anpassungsfähigkeit in allen Etappen, die Kontrolle über die hohen Qualitätsstandards in jeder Phase des Entwicklungs- und Herstellungsprozesses.

Eine hohe Priorität wird in Eupen dem Thema Nachhaltigkeit eingeräumt. Seit mehr als 60 Jahren entwickelt und produziert das Kabelwerk Kunststoffrohre. Bereits bei deren Herstellung  können gewisse Abfallmengen  anfallen. Das belgische Unternehmen suchte nach einer Lösung, um dieses Material energie- und ressourcenschonend aufzubereiten. Im Fokus standen Anfahrklumpen sowie Rohre mit bis zu 4.000 mm Länge aus der Produktion des gesamten PE-Rohrsortiments. Diese sollten ohne Qualitätseinbußen aufbereitet und zu 100 Prozent wieder dem Herstellungsprozess zugeführt werden können.

Keine Kompromisse, sondern Zero-Scrap-Production

Die Herausforderung steckte dabei in der Länge des zu verarbeitenden Materials. Für ein hochwertige Recycling-Granulate, die so nah wie möglich an die Qualität der Neuware herankommen sollen, kommt nur ein einstufiger Prozess infrage. Bestehende Aufbereitungslösungen hätten dem Kabelwerk Eupen jedoch genau hier einen Kompromiss abverlangt. Die bis zu 4.000 mm langen PE-Rohre müssen für die Wiederaufbereitung zunächst in kleinere Stücke portioniert werden. Erst dann kann der Kunststoff mit der Aufbereitungstechnik weiterverarbeitet werden. Für diese vorbereitende Zerkleinerung der Rohre gab es aber noch keine Lösung im Rahmen eines Aufbereitungsprozesses. Eine  Aufteilung des Gesamtprozesses in mehrere Stufen hätte jedoch neben kontinuierlichen Einbußen bei der rGranulat-Güte weitere Nachteile gehabt: personeller Aufwand für Zerkleinerung und Transport der Rohrstücke, Verschmutzung der Arbeitsumgebung sowie möglicher Materialverlust auf den Transportwegen. All dies wollte das Kabelwerk Eupen nicht in Kauf nehmen, sondern hielt am Ziel der Zero-Scrap-Production fest.

Durch Neukonstruktion zur nachhaltigen Lösung

Zero-Scrap-Production durch Komplettlösung: Die S: Gran 085-70 V HD und der eigens konstruierte Auffangbehälter mit Hydraulikmesser (Guillotine).

Zero-Scrap-Production durch Komplettlösung: Die S: Gran 085-70 V HD und der eigens konstruierte Auffangbehälter mit Hydraulikmesser (Guillotine).

Der Weg zur Wunsch-Lösung führte über die Next Generation Recyclingmaschinen (NGR), Feldkirchen, Österreich.  Nur wenige Monate dauerte es von der Bedarfsermittlung bis zur Inbetriebnahme der S: GRAN-Recycling-Anlage vor Ort. Diese besitzt nun im Kabelwerk Eupen einen von NGR eigens konstruierten Aufnahmebehälter für Rohre. Auf diese Weise konnte der Kundenwunsch nach einem einstufigen Prozess zur Gänze realisiert werden. Mit

einem Gabelstapler werden die PE-Rohre (mit einem Durchmesser von bis zu 400 mm, SDR 11) in den Auffangbehälter geladen. Ein Hydraulikmesser (Guillotine) schneidet diese anschließend in Ringe mit einer variabel einstellbaren Länge von 500 bis 600 mm. Die Ringe fallen auf das Förderband der Recycling-Anlage und können mittels Schredder-Feeder-Extrusions-Kombination schnell und energieeffizient zu rGranulat verarbeitet werden. Der Platzbedarf der Maschine samt Auffangbehälter ist gering, der Personalaufwand ebenfalls. Der gesamte Aufbereitungsprozess besitzt einen hohen Automatisierungsgrad. Der Auffangbehälter wird beladen, anschließend startet man den Kreislauf an der Steuereinheit.

Prozesse neu durchdenken und in die Praxis bringen

Neukonstruktion für Kabelwerk Eupen: Ein Hydraulikmesser schneidet die PE-Rohre in Ringe mit einer variabel einstellbaren Länge von 500 bis 600 mm.

Neukonstruktion für Kabelwerk Eupen: Ein Hydraulikmesser schneidet die PE-Rohre in Ringe mit einer variabel einstellbaren Länge von 500 bis 600 mm.

Im Kabelwerk ist man stolz auf die für das Unternehmen entwickelte Komplettlösung. Die bedarfsorientierte Beratung und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den österreichischen Reycycling-Spezialisten werden als unverzichtbare Faktoren für den gelungenen Transfer in die Praxis gewertet. Dabei stellte die Anpassung der Hydraulik des Schneidemessers im Praxistest die größte Herausforderung dar. Gerade bei individuellen Produktadaptionen entscheidet die Servicequalität vor Ort darüber, ob eine Innovation zu einem Erfolg wird. Aus PE-Anfahrklumpen und zerkleinerten PE-Rohren kann nun hochwertiges rGranulat gewonnen werden.

Dies führt zu Produktivitätssteigerungen im Herstellprozess, da rasch wieder hochwertiges Material zur Verfügung steht. Das rGranulat wird in Eupen zur Gänze in der Produktion von Kabelschutzrohren eingesetzt. Der für das belgische Unternehmen entwickelte Auffangbehälter wurde, entsprechend den Kundenbedürfnissen, für eine Maximallänge von 4 m konzipiert. Grundsätzlich ist eine Erweiterung auf ein Fassungsvermögen für noch längere Rohre möglich. Die clevere Guillotine ist mittlerweile auch bei anderen Herstellern erfolgreich im Einsatz (gespritzte PE-Großbehälter, Entkernung von Folienrollen).

Die PE-Ringe fallen auf das Förderband und werden mittels Schredder-Feeder-Extrusions-Kombination schnell und energieeffizient zu rGranulat verarbeitet.

Die PE-Ringe fallen auf das Förderband und werden mittels Schredder-Feeder-Extrusions-Kombination schnell und energieeffizient zu rGranulat verarbeitet.

Für das Kabelwerk Eupen konnte, dank der NGR-Neuentwicklung, ein Kreislauf in der PE-Herstellung geschaffen und damit eine Zero-Scrap-Production realisiert werden. Für den wertvollen Werkstoff Kunststoff weist das Unternehmensmodell weit darüber hinaus: Es zeigt, auf welchen Wegen es gelingen kann, auch für die Zukunft Kunststoff als wertvollen Werkstoff zu erhalten. Indem man konsequent die gesamte Prozesskette betrachtet und mit dem Ziel der Nachhaltigkeit nach den besten Lösungen sucht. Das erfordert ein weiträumiges Umdenken, weg vom linearen Wirtschaften, hin zur Kreislaufwirtschaft.

ist Leiter Marketing bei NGR.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

NGR Next Generation Recyclingmaschinen GmbH

Gewerbepark 22
4101 Feldkirchen
Austria