Der Kunststoff-Dia(hr)log feierte erfolgreich sein 10. Jubiläum.

Der Kunststoff-Dia(hr)log feierte erfolgreich sein 10. Jubiläum. (Bild: Akro-Plastic)

“Was versteckt sich hinter unserem Motto Creating Value?“, fragte Leander Bergmann, Leiter Marketing bei Akro-Plastic und Gastgeber der Veranstaltung. „Wir möchten mit Ihnen gemeinsam Wertschöpfung generieren, sodass Sie dadurch einen Wettbewerbsvorteil erhalten, der Ihr Geschäft langfristig sichert und es wachsen lässt“, erläuterte Bergmann das diesjährige Motto der Veranstaltung.

Das Thema Industrie 4.0, vorgetragen durch Herrn Prof. Dr. Walter Wincheringer von der Hochschule Koblenz, sorgte für den Einstieg in die beiden Veranstaltungstage. Er zeigt anschaulich auf, dass bei vielfältig verketteten Prozessen Industrie 4.0, auch wenn es für manchen noch als schwer definierbares Konstrukt erscheint, durchaus einen hilfreichen Beitrag zur Wertschöpfung leistet. „Industrie 4.0 soll die Mitarbeiter entlasten, aber nicht entlassen“, so Prof. Dr. Wincheringer. „Systeme, die Mitarbeiter ersetzen wollen, sind nicht zielführend Vielmehr geht es darum noch ressourcenschonender und effizienter zu produzieren. Dabei wird Software und Informationstechnologie eine Schlüsselrolle einnehmen“, fügte er hinzu.

Dass Ressourceneffizienz eine wahrhaftige Jahrhundertaufgabe ist, stellt Herr Prof. Dr. Christian Bonten vom Institut für Kunststofftechnik in Stuttgart (IKT) dar. Er zeigte anhand mehrerer Beispiele auf, welchen Beitrag Kunststoffe leisten können, um die Produktivität zu verbessern, die Materialeffizienz zu erhöhen und die Energieeffizienz zu steigern. „Der freie Markt versagt bei langfristigen Fragestellungen wie Ressourcenpolitik“, weiß Prof. Bonten „Durch Steuern erhöhte Ressourcenpreise kompensieren die Effizienzgewinne nicht gänzlich und fördern dadurch wieder die Investition in Effizienz“.

Justin Jin, CEO der koreanischen Axia Materials stellte in einem Exkurs die Möglichkeiten vor, die uns Organosheets bieten, um Mehrwert zu schaffen. Dabei zeigte er eine beeindruckende Vielfalt an Entwicklungsprojekten, die mit Organosheets in seinen jeweils marktfähigen unterschiedlichen Prozessstufen realisiert werden können. Beeindruckend war der Erfolg, der sich mit dem Konzept komplette Häuser aus diesem Werkstoff herzustellen, bereits eingestellt hat.

Ebenfalls ein Erfolgskonzept präsentierten Dr. Frieder Lörcher und Andreas Gross von Ziehl-Abegg. Sehr detailliert beschrieben diese, dass mit multidisziplinärer Zusammenarbeit innerhalb sehr kurzer Zeit Ideen umgesetzt und ein echter Mehrwert geschaffen werden konnte. Die hier vorgestellten hocheffizienten Diagonalventilatoren und die zur Produktion entwickelte Werkzeugtechnologie beeindruckten die Zuhörer sehr. „Wir konnten durch die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit bessere Effizienz- und Akustikwerte durch mehr Freiheitsgrade bei der Formgebung und durch die Umsetzung in Kunststoff erreichen“, so Dr. Lörcher.

Materialpreis und Funktion müssen stimmen

Der zweite Veranstaltungstag begann mit einem Vortrag von Thilo Stier, Bereichsleiter Vertrieb & Innovation bei Akro-Plastic. Er stellte Entwicklungen mit hochverstärkten Kunststoffen vor. Dabei machte Stier deutlich, dass es nicht nur auf einen günstigen Materialpreis ankommt, wenn man seine Effizienz steigern möchte. Verbesserte mechanische Eigenschaften, ein Ersatz von Metallen durch zum Beispiel teilaromatisches Polyamid oder hochgefüllte Polyamide mit bis zu 60 % Glasfasergehalt, aber auch speziell dichtereduzierte Materialien können hier einen erheblichen Beitrag leisten. „Besonders im Automobilbereich und unter Berücksichtigung der 2020 in Kraft tretenden CO2-Obergrenze von 95 g/km, ergibt sich hier ein erhebliches Einsparpotential“, erklärte Stier.

Dr. Volker Gorzelitz, geschäftsführender Gesellschafter von M.Tec, Ingenieurgesellschaft für kunststofftechnische Produktentwicklungen, erläuterte im Anschluss, dass wir mittlerweile in der Lage sind, mit der Topologieoptimierung Bauteile für Leichtbaukonstruktionen nach dem Vorbild der Natur zu berechnen. Sein beschriebenes Beispiel verdeutlichte, dass durch die frühe Strukturoptimierungssimulation im Entwicklungsprozess die optimale Struktur der Bauteile unter Berücksichtigung der Anisotropien ermittelt und somit das gesamte Potenzial des Leichtbaus ausgeschöpft werden kann.

Gerhard Niederlechner von Hotec erläuterte, wie man Beschädigungen im Spritzgießwerkzeug, die tagtäglich passieren können, reparieren kann bzw. diese durch eine optimale Vorbehandlung und Beschichtung erst gar nicht entstehen. Dabei stellte er umfassend die unterschiedlichen aufeinander aufbauenden Möglichkeiten der Oberflächenoptimierung vor. Dies ließ erkennen, dass nicht nur Werkstoffe und Prozesse sondern in ganz erheblichem Maße auch die Qualität und Beschaffenheit des Werkzeugs zur Wertschöpfungskette beiträgt.

Abschließend ging Dr. Rene Fuhrich von Robert Bosch auf eine optimierte Infrarotschweißtechnik für hochverstärkte Kunststoffe ein. Er wies darauf hin, dass beim IR-Schweißen von gefüllten Kunststoffen der Anspruch an die Auswahl der optimalen Prozessparameter wächst. „Grundsätzlich sollte die Temperatur nicht die kritische Masse überschreiten. Es gilt den richtige Abstand zu wahren“, so Dr. Fuhrich.

„Wir sind an den beiden Veranstaltungstagen viele Prozesse aus Ihren und unserem betrieblichen Ablauf durchgegangen und sind faktisch wieder an den Anfang zurück gekehrt“, resümierte Leander Bergmann. „Eine intelligente Verkettung von Prozessen, die durch Industrie 4.0 selbststeuernd und selbsterlernend sind, schaffen Mehrwert in unserer täglichen Arbeit“, fasste er die beiden Veranstaltungstage zusammen. Er freut sich auch im nächsten Jahr wieder auf zahlreiche Besucher.

Der nächste Dia(hr)log findet am 9. und 10. Mai 2017 in Niederzissen statt.

 

[ega]

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