Zu dem Technologietag des Werkzeugmaschinenbauers GF Machining Solutions Mitte April kamen rund 1.000 Gäste aus zwölf Ländern nach Schorndorf. Das Unternehmen zeigte Anwendungen und Entwicklungen im Fräsen, Senk- und Drahterodieren, in der Lasertexturierung und im 3D-Druck.

Zu dem Technologietag des Werkzeugmaschinenbauers GF Machining Solutions Mitte April kamen rund 1.000 Gäste aus zwölf Ländern nach Schorndorf. Das Unternehmen zeigte Anwendungen und Entwicklungen im Fräsen, Senk- und Drahterodieren, in der Lasertexturierung und im 3D-Druck. (Bild: GF Machining Solutions)

Die International Solution Days 2016 des Schweizer Werkzeugmaschinen-Herstellers GF Machining Solutions fanden in seiner Deutschlandzentrale in Schorndorf statt. Der Name „Solution Days“ ist Programm, wie Heiko Benz, Geschäftsführer GF Machining Solution Deutschland, zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltung erklärte: „GF Machining Solutions entwickelt sich konform zur Marktanforderung mehr und mehr vom reinen Maschinen-Hersteller zum Industrie-Partner für integrierte Lösungen.“ Neben vielen Produkt-Innovationen aus dem Hause GF standen somit auch Themen wie die additive Fertigung und Industrie 4.0 im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen.

Demoanlage für Industrie 4.0 plant optimalen Prozess selbst

In seinem Schorndorfer Demo-Center präsentierte das Unternehmen eine vollautomatisierte Multi-Technologie-Zelle erstmals der Öffentlichkeit. Sie demonstierte die Möglichkeiten der Industrie 4.0. Die Zelle kombiniert Schneid-, Senkerosion und Hochgeschwindigkeits-Frästechnologien mit Zellmanagement-Systemen, Sensoren, E-Tracking-Lösungen, einer Waschmaschine und einer Zeiss-Messanlage. „Das System plant den optimalen Prozess größtenteils selbstständig: Ist Fräsen oder Erosion für die Aufgabe besser geeignet oder ist gar eine Kombination beider Technologien das Mittel der Wahl? Die Multi-Prozess-Planungs-Lösung ist in der Lage, diese Fragen weitgehend ohne Zutun von außen zu beantworten. Die Fertigung läuft ohne Brüche im Datenfluss vollautomatisch, von der CAD-Zeichnung bis zum fertigen Teil – und zwar im 5µ-Bereich“, erklärte Geschäftsführer Heiko Benz.

Lokal beschaffen, global verkaufen

Der europäische Werkzeugbau erfreut sich aktuell „guter Gesundheit“, muss aber darauf achten, gegenüber den USA, China oder aufstrebenden Ländern wie Brasilien oder Vietnam nicht ins Hintertreffen zu geraten, erklärt Dr. Wolfgang Boos, Geschäftsführer der Aachener Werkzeugbau Akademie, in seinem Vortrag: „Als fundamentaler Indikator zeigt die Beschaffung gut auf, wie es um die Werkzeugbauer in Europa bestellt ist. Wir haben bei unserer Studie „World of Tooling“  festgestellt, dass sich Werkzeugbauer im deutschsprachigen Raum verstärkt auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Die Eigenleistung zum Umsatz sinkt tendenziell, ihre Wertschöpfungstiefe hat sich in den letzten Jahren von zirka 80 Prozent auf 70 Prozent reduziert. Doch 75 Prozent aller ihrer Lieferanten befinden sich in einem Umkreis von 300 Kilometer. Das heißt: Wir reden zwar alle vom Mega-Trend Globalisierung, stellen aber fest, dass der europäische Werkzeugbau meist regional, wenn nicht lokal, beschafft. Verkauft wird aber global.“

3D-Druck ergänzt klassische Verfahren

Neben der vollautomatisierten Multi-Technologie-Zelle, interessierten sich die Besucher vor allem für die additive Fertigungsmaschine AM S 290 Tooling. Erstmals auf der Messe EMO Mailand 2015 vorgestellt, ist der industrielle 3D-Drucker – entstanden aus der Zusammenarbeit mit EOS, Krailing – inzwischen im industriellen Einsatz, beispielsweise bei der Produktion eines Ventils des Schwester-Unternehmens GF Piping Systems.  Benz ist von der neuen 3D-Druck-Technologie überzeugt, bremst aber falsche Erwartungen: „Der industrielle 3D-Druck ist ein Thema, das alle beschäftigt. Manche glauben gar, dass man in Zukunft in der eigenen Garage einbaufertige Ersatzteile für den eigenen PKW oder die heimische Waschmaschine drucken wird, dass traditionelle Fertigung dadurch abgelöst wird. Das wird auf absehbare Zeit nicht der Fall sein. Hingegen sehen wir den 3D-Druck als komplementäre Technologie, die sich aufgrund des enormen Zusatznutzens den das Verfahren bietet rasch zu einer neuen Schlüsseltechnologie für den Werkzeug- und Formenbau entwickeln wird. Deshalb werden wir gemeinsam mit unserem Partner EOS diese Technologie in die industrielle Prozesskette integrieren.“

(dl)

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