Sascha Wenzler, Bereichsleiter Formnext, Mesago Messe Frankfurt

Sascha Wenzler, Bereichsleiter Formnext, Mesago Messe Frankfurt (Bild: Mesago)

Die Messe Frankfurt wird zum üblichen Zeitpunkt der Euromold eine eigene Messe für Werkzeug- und Formenbau und additive Fertigungstechnologien durchführen, die Formnext. Die Euromold zieht nach Düsseldorf um und findet vom 22. bis 25. September 2015 im Messegelände am Rhein statt. Ausschlaggebend für den Standortwechsel war eine Neuausrichtung und flexiblere Gestaltung der Euromold an einem der wichtigsten Messeplätze Deutschland. Diana Schnabel: „Gerade in Bezug auf Internationalität bei Ausstellern und Besuchern ist die Messe Düsseldorf führend. Ich bin sicher, dass die Euromold-Kunden davon profitieren können.“ Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, ergänzte: „Die Euromold als Gastveranstaltung ist die Ergänzung unseres Fachmesse-Portfolios und bildet den idealen Brückenschlag zu unserer Kunststoffmesse.“ Zum eigentlich für die Euromold vorgesehenen Termin, vom 24. bis 27. November 2015, fällt der Startschuss zur Formnext in Frankfurt. „In enger Abstimmung mit der Branche werden wir eine Messe an den Start bringen, die den Wünschen der Aussteller gerecht wird“, beschreibt Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, das Ansinnen. „Sie wird der internationale Rahmen, um Geschäft anzubahnen und wird wie ein Katalysator des technologischen Fortschritts wirken.“

Es stellt sich nun die Frage, ob die Branche drei Fachmessen mit gleicher Ausrichtung in einem Jahr verträgt. Denn vom 05. bis 08. Mai 2015 wird in Stuttgart, auch zum ersten Mal, die Moulding Expo, Fachmesse für Werkzeug-, Modell- und Formenbau, stattfinden. Die Veranstalter von der Landesmesse Stuttgart haben die wichtigsten Verbände wie den Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF), den Bundesverband Modell- und Formenbau (MF), den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und den Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) als Partner gewonnen.

Es stellt sich nun die Frage, ob die Branche drei Fachmessen mit gleicher Ausrichtung in einem Jahr verträgt. Die Redaktion des Plastverarbeiter suchte das Gespräch mit den Projektleitern der drei Messen. Leider war vom Veranstalter der Euromold kein Statement zu bekommen.

 

Herr Wenzler, die Formnext ist eine weitere Werkzeug- und Formenbau-Messe im Kalender. Wie erklären sie sich, dass es noch vor zwei Jahren nur die Euromold gab und kein Messeveranstalter eine Gegenveranstaltung plante?

Sascha Wenzler Eine Messe ist immer dann stabil, wenn die richtigen Aussteller und die richtigen Besucher zusammen kommen und ihr Geschäft machen können. Ist dem nicht mehr so, kommt es zu einer Spirale, bei der wechselseitig Aussteller- und Besuchergruppen wegbleiben. So etwas ruft dann auch den Wettbewerb auf den Plan. Ich denke, bei der Euromold hat sich in den vergangenen Jahren eine Unzufriedenheit bei vielen Ausstellern breit gemacht. Das zeigte sich nicht zuletzt in sinkenden Ausstellerzahlen. Das bleibt bei Messeveranstaltern nicht unbemerkt, in unserem Fall sind Aussteller konkret auf uns zugekommen. So haben wir 2015 tatsächlich die Situation der drei Messen. Das ist für keine Branche wünschenswert und wird so auch nicht bleiben. Wir sind sehr spät aber bewusst ins Rennen gegangen. Das beste Messekonzept wird sich durchsetzen.

Ihr Anspruch ist es eine internationale Leitmesse für den Werkzeug- und Formenbau und die additive Fertigung zu schaffen. Welche Argumente untermauern diesen Anspruch?

Wir setzen auf das Konzept der internationalen Leitmessen, wie es am Messestandort Frankfurt zu Hause ist. Wir unterscheiden uns dadurch klar vom nationalen/regionalen Ansatz anderer Veranstalter. Eine Leitmesse für den Werkzeug- und Formenbau und die Additiven Technologien muss den Anspruch haben, die gesamte Prozesskette von der Produktidee bis hin zu dessen Serienproduktion abzubilden. Das ist unser Ziel. Genau in diese Prozesskette, die mit Design, CAx-Techniken anfängt und bis hin zum Tryout für die Serienfertigung geht, sind diese beiden Branchen und ihre Zulieferer integriert. Zur internationalen Leitmesse wird die Formnext dadurch, dass sie am international bestens erreichbaren Standort Frankfurt stattfindet und von der Mesago Messe Frankfurt veranstaltet wird. Die Messe Frankfurt Group ist wie kein anderes Messeunternehmen auf allen wirtschaftlich relevanten Märkten der Welt mit eigenen Tochtergesellschaften vertreten. Dieses Netzwerk werden wir in Gang setzen, um sowohl auf der Aussteller- als auch der Fachbesucherseite alle Potenziale zu heben. Dies wird ein Prozess sein, der Durchhaltevermögen fordert. Wir sind dazu bereit.

Der Name Formnext lässt auf den ersten Blick nicht den Schluss auf die komplette Prozesskette zu. Wie machen sie dies deutlich?

Der Messename ist auch ein Ergebnis des Dialogs mit der Branche. Form steht im Deutschen und Englischen allein für sich und Next – the next Generation, zeigt die klare Zukunftsorientierung der Messe sowohl für die konventionellen Technologien als auch die Additiven. Im Untertitel „International tool making and additive technologies exhibition“ transportieren wir den Kern und den internationalen Anspruch. Was wir jetzt noch machen werden, ist das Schalenmodell des Messekonzepts weiter in die Öffentlichkeit bringen. Denn im Schalenmodell erklärt sich unser Aufbau. Wer bei den Zielgruppen die Aussteller und wer die Besucher sind.

„Wir wollen neue Wege gehen, wir werden investieren und einen langen Atem beweisen und wir nehmen die Wünsche der Aussteller sehr ernst“, lautet ein Zitat aus der Auftaktveranstaltung. Was heißt: Neue Wege gehen?

Neue Wege gehen kann man bildlich sehen und in unserem Fall auch wörtlich nehmen. Mit dem Weg in die neue Halle 3 haben wir dies schon umgesetzt. Mit der Formnext verbinden wir auch ein neues Messekonzept und einen neuen Ansatz eine Messe zu denken und ständig im Dialog mit den Ausstellern und der Branchen zu sein. In Halle 3 können wir die Stand- und Wege-Aufplanung neu denken. In den vergangenen Workshops mit den Ausstellern kamen interessante Ansätze heraus. So wurde der Ansatz in Richtung Prozesskette gewünscht, woran wir uns auch orientieren. Also eine intelligente Aufplanung in Segmenten entlang der Prozesskette, verbunden mit einer verständlichen Wegeführung. Das geht auch hin zum Partnerschaftsgedanken, ständig im Dialog zu sein, um das Konzept auch weiterzuentwickeln und zu verfeinern sowie für Transparenz zu sorgen. Ein neuer Weg einer Messe für den Werkzeug- und Formenbau sowie die Additiven Technologien ist aber sicher auch die bereits angesprochene organisatorische Integration in eines der weltweit größten Messeunternehmen. Dies öffnet neue Perspektiven.

Die Branche des Werkzeug- und Formenbaus müsste ihr Image weltweit aufpolieren. Erhält die Branche ebenfalls eine Möglichkeit auf der Messe zu präsentieren?

In unseren Branchengesprächen haben wir tatsächlich gelernt, dass der klassische Werkzeug- und Formenbau in seinen Marketingaktivitäten eher zurückhaltend ist. Das mag historische Gründe haben. Zudem hat sich in diesem Bereich „Made in Germany“ mit seiner herausragenden Qualität in der Vergangenheit auch gut und fast von selbst verkauft. Aber die Branche muss sich auf neue Herausforderungen einstellen. Globalisierte Produktionsprozesse und synchronisierte Produktionsanläufe machen eine Integration des Werkzeug- und Formenbaus in diese neue Produktionswelt unabdingbar. Wer sich hier heute nicht vernetzt, hat morgen dann das Nachsehen. Genau deshalb sind wir überzeugt, dem Werkzeug- und Formenbau mit der Formnext gerade international eine ausgezeichnete Präsentationsmöglichkeit seiner Fähigkeiten zu bieten.

Die Additive Fertigungstechnologien werden überwiegend mit dem Synonym des 3D-Druckes verknüpft. Wie breit konkretisieren sie diesen Themenbereich?

Die Additiven Fertigungstechnologien mit ihrer hohen Innovationsgeschwindigkeit sind sicher nicht einfach einzugrenzen. Zur Zeit entstehen ja fast täglich neue Märkte für Additive Technologien. Der 3D-Druck ist eine wichtige Säule, aber nicht die einzige. So werden sich unter anderem Stereolithografie, selektives Laserschmelzen, selektives Lasersintern, Fused Deposition Modeling, Laminated Object Modelling, Kaltgasspritzen, also all diese Technologien, rasant weiterentwickeln und die Welt der Produktion verändern. Genau deshalb sind wir auch glücklich, dass sich bereits eine große Zahl an Unternehmen aus den Additiven Fertigungstechnologien dafür entschieden hat, die Formnext als ihre internationale Leitmesse zu nutzen und hier der Welt zu zeigen, was sie können. Jeder Besucher kann sich sicher sein, nirgends auf der Welt so konzentriert die internationale Leistungsspitze anzutreffen.

Herr Niethammer, die Moulding Expo ist eine weitere Werkzeug- und Formenbau-Messe im Kalender. Wie erklären Sie sich, dass es vor zwei Jahren nur die Euromold gab?

Florian Niethammer (links), Projektmanager der Moulding Expo, Messe Stuttgart

Florian Niethammer (links), Projektmanager der Moulding Expo, Messe Stuttgart

Florian Niethammer Nun, das sind die Zeichen der Zeit. Tatsächlich haben wir bereits Ende 2013 in umfassenden Gesprächen mit der Industrie festgestellt, dass eine Vielzahl von Firmen im Umfeld des Werkzeug-, Modell- und Formenbaus sich durchaus neu durchdachte Angebote auf dem Messenmarkt wünscht. Wir haben hier einen großen Bedarf an Alternativen gespürt, wobei der Messestandort Stuttgart als prädestiniert für das Thema Werkzeug- und Formenbau wahrgenommen wurde. Wir befinden uns immerhin mitten in einem Automobilcluster. Das vor sieben Jahren bezogene neue Messe- und Kongresszentrum in Stuttgart eignet sich, der Branche ein adäquates „Zuhause“ zu bieten. In intensiven Gesprächen mit Industrievertretern und Verbänden wurde dieser Gedanke dann weitergesponnen und ein eigenständiges Messekonzept erarbeitet.

Ihr Anspruch ist es, eine Fachmesse von der Branche für die Branche zu schaffen. Welche Argumente untermauern, dass dieses Ansinnen klappen wird?

Die Unterzeile der Messe, „Von der Branche für die Branche“, wird von uns gelebt. Die vier wichtigsten Branchenverbände – der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF), der Bundesverband Modell- und Formenbau (MF), der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) – sind ideelle und fachliche Träger der Veranstaltung. Und der Beirat der Moulding Expo setzt sich aus Unternehmern der verschiedenen Untergruppierungen sowie aus Verbands- und Medienvertretern zusammen. Was wir mit unserer Leistungsschau erreichen wollen, ist, dass wir mit den ausstellenden Unternehmen gemeinsam eine Messe nach ihren Anforderungen gestalten. Darum stellen wir hier in Stuttgart die Werkzeug-, Modell- und Formenbauer selbst in den Fokus des Geschehens und präsentieren um sie herum die Lieferanten für diesen Industriezweig. Und die aktuellen Zahlen der Moulding-Expo-Premiere machen mich zuversichtlich: Rund ein Drittel aller Anmeldungen kommen nämlich aus dem Kernbereich des Metiers, sind also Werkzeug-, Modell- oder Formenbauer. Und, dass über 20 Prozent der Aussteller ausländische Unternehmen sind, beweist, dass die Moulding Expo auch international wahrgenommen wird.

Welche Aussteller-Zielgruppen sprechen Sie detailliert an?

Auf der Premiere wird es die komplette Bandbreite dessen zu entdecken geben, was das Metier an Hightech zu bieten hat – von Formen für den Spritz- und Druckguss über Stanz- und Umform-Werkzeuge bis zu den neuesten Entwicklungen im Modell- und Prototypenbau oder bei Additiven Fertigungsverfahren. Aber ganz konkret: In Halle 4 wird man einen Schwerpunkt zum Modell- und Prototypenbau finden. Dort werden auch die Additiven Fertigungsverfahren angesiedelt sein. In Halle 6 trifft man die Werkzeug- und Formenbauer an und deren Zulieferer, wie zum Beispiel Normalien- oder Heißkanal-Anbieter und Werkstofflieferanten. In Halle 8 geht es um Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge, Spannmittel, aber auch um Werkzeugmacher, die nah am Metall sind, also Umform- oder Stanzwerkzeuge. Unser Zielgruppen-Spektrum wird breit gefächert sein.

Inwieweit heben Sie sich von den anderen Messen und Veranstaltungen zu diesem Thema ab?

Wir konzentrieren uns auf unser erarbeitetes Konzept. Wir hören aufmerksam zu – das ist die Grundlage unseres Verständnisses von Messeorganisation. Darum betonen wir, dass die großen Branchenverbände für die Moulding Expo im Sinne ihrer Mitglieder mit einer Stimme sprechen. Wir sind ganz bewusst auf viele Wünsche der Industrie eingegangen, wie den Termin ins Frühjahr zu legen und die Veranstaltung in zweijährigem Turnus durchzuführen. Wir wollen mit den ausstellenden Unternehmen gemeinsam eine Messe nach ihren Anforderungen gestalten. Die Werzeug-, Modell- und Formenbauer selbst werden auf der Messe im Mittelpunkt stehen.

Die Branche des Werkzeug- und Formenbaus müsste ihr Image weltweit aufpolieren. Wie erhält die Branche die Möglichkeit, dies auf der Messe umzusetzen?

Wie es der VDWF-Präsident, Professor Thomas Seul, treffend ausdrückte: „Der Deutsche Werkzeug- und Formenbau ist eine Marke.“ Diese Marke kann und soll in Stuttgart gezeigt, gepflegt und nach vorn gebracht werden. Gemeinschaftsstände, die von den Verbänden für ihre Mitglieder organisiert werden, sind daher ein wichtiger Bestandteil der Messe.

Sie wollen auf der Moulding Expo neue Pfade gehen. Was meinen Sie mit neuen Pfaden?

Gemeint ist damit, dass wir bei der Planung offen für alle Einflüsse sind – einziges limitierendes Kriterium bei allen Initiativen ist die Frage nach der Qualität. Insgesamt stellen so zahlreiche Mosaiksteine sicher, dass die neue Fachveranstaltung in Stuttgart ein hochwertiges Programm bietet. Eine Reihe von Kooperationen werden Qualität und Fachkompetenz in die Messe einbringen.

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Unternehmen

Mesago Messe Frankfurt GmbH

Rotebuehlstraße 83-85
70178 Stuttgart
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