MedPLAST 14 2014

3D-Ansicht des Mutterbrustsaugers. Gut zu erkennen ist die aufwändige Belüftung. Die Natural Bottle-Flaschenreihe gibt es in verschiedenen Ausführungen – Größe und
Durchmesser variieren jeweils.
Rico / Philips Avent)

Der brustähnliche Sauger macht nach Herstellerangabe den Wechsel zwischen Flaschenernährung und Stillen leichter. Eine kleines Detail mit großer Wirkung, nicht nur für Mutter und Kind, sondern auch für die Anforderungen an die Produktentwicklung und Produktion. Philips Avent produziert die Sauger für die sogenannten Naturnah-Trinkflaschen am Standort Glemsford/Großbritannien. Produkte zur Versorgung von Säuglingen müssen nicht nur höchsten Ansprüchen an Sauberkeit genügen. Sie müssen auch praktisch und effizient im Einsatz sein und für Mutter und Kind gleichermaßen optimal funktionieren. An der Entwicklung und Umsetzung der zur Produktion des brustähnlichen Saugers von Philips Avent notwendigen Fertigungsstraße war Rico, Thalheim/Wels, Österreich, mit Werkzeug- und Greifertechnik maßgeblich beteiligt. Die hohe Akzeptanz der Sauger bei den Säuglingen basiert auf einer speziellen Gestaltung: Ein Flügelaufbau im Inneren macht den Silikon-sauger viel flexibler und dehnbarer. Darüber hinaus schützt dieser Aufbau vor Deformierung. Das „naturnahe Flaschen-Gefühl“ soll auch durch eine in den Sauger integrierte Luftrückführung über seitliche High-Tech-Ventile unterstützt werden.

Produktion der Fläschchen und aller Zubehörteile

Zur Serienproduktion der „Natural Bottle“-Reihe hat Philips Avent 2013 am Standort Glemsford, Großbritannien, eine komplett neue Produktionsanlage mit einem Investiti-onsvolumen von rund 20 Millionen Euro aufgebaut. Die weitgehend automatisierte Produktionslinie besteht aus: fünf Blasformanlagen zur Produktion der Fläschchen, drei Fläschchen-Bedruckungsstationen in einem Reinraum, acht Spritzgießmaschinen inklusive Linearhandling zur Herstellung der Sauger zehn Stammwerkzeugen mit 17 Wechseleinsätzen und nachgeordneter Automationstechnik (Handlingköpfe) fünf Spritzgießmaschinen zur Produktion der Halteringe als Verbindungselement zwischen Fläschchen und Silikonsaugern einer vollelektrischen Spritzgießmaschine mit 2.800 kN Schließkraft zur Fertigung der Verpackungsdose zwei Silikonpumpen sowie acht Förderstationen zur Silikonförderung an die Maschinen vier Durchlauftemperöfen zum Tempern der Sauger vier Knickarmroboter zum Transport der Trays in die Temperöfen zwei vollautomatischen Schlitzvorrichtungen für die seitlichen Saugerventile sowie einer nachgeordneten Durchflussprüfung für die Trinköffnungen zwei Anlagen zur Montage der Schraubringe einer Verpackungsanlage für das komplette Fläschchen einer weiteren Verpackungsanlage für die Ersatzsauger Auf dieser Fertigungsstraße entstehen also sowohl die Flaschen im Blasformverfahren, die anschließend online in einem eigenen Reinraum bedruckt werden, als auch die spritzgegossenen Befestigungsringe und Kappen für die Sauger, die Verpackungsdosen für die Ersatzsauger und auch die aus Flüssigsilikon gefertigten Sauger für die Babyflaschen.

Der Werkzeugbauer lieferte insgesamt neun Werkzeuge für fünf unterschiedliche Sauger-Durchflussmengen. Auch die Spezialgreifer für das Handling, das die Sauger aus den Formen entnimmt und in speziellen Trays zum Tempern ablegt, wurden in Thalheim entwickelt und gebaut. Bei der Werkzeugherstellung waren vor allem die einzuhaltenden engen Toleranzen für die seitlichen Luftventile eine Herausforderung für den Werkzeugbau. Aber auch bei der Vermessung mussten neue Wege zur Effizienzsteigerung ge-gangen werden. So wurden beispielsweise alle Teile für den Erstmusterprüfbericht computertomografisch mit einer Zeiss Metrotom-Anlage dreidimensional vermessen und anschließend die endgültigen Maße für die Serienproduktion aus den 3D-Daten ermittelt.

Anspruchsvolle Saugerproduktion

Die Babysauger aus Elastosil LR 3040/50 von Wacker werden in unterschiedlichen Achtfach-Schieberwerkzeugen mit Kaltkanaltechnik geformt. Die Trinklöcher der Sauger mit einem Durchmesser von 0,3 mm entstehen bereits während des Spritzgießprozesses im Werkzeug. Nach dem Spritzvorgang mit einer Zykluszeit von 30 Sekunden fahren die Schieber zur Teileentformung auseinander, die Sauger werden über den Spezialgreifer aus den Werkzeugen entnommen und geordnet auf Trays abgelegt. Ein Sechsachsroboter führt anschließend den befüllten Tray einem Durchlauftemperofen zu, in dem die Sauger zwei Stunden lang getempert werden. Daraufhin werden die Silikonteile vollautomatisch geschlitzt, mit dem Haltering verbunden, auf die Flaschen montiert und verpackt. Besonders anspruchsvoll: Einerseits der Verlauf der Ventilöffnungen zum Luftaustausch im Rand der Silikonteile und nach der Montage praktisch unsichtbar unter dem Haltering. Andererseits die Physio-gnomie des Saugers im Inneren, die dem Baby zusammen mit dem Material ein dem Saugen an der Mutterbrust ähnliches Gefühl vermittelt.

Präzise Maschinentechnik

Optimal auf den Einsatz mit den Werkzeugen abgestimmt sind die hydraulischen Allrounder 570 S mit 2.000 kN Schließkraft und Spritzaggregat 400 sowie die Multilift-Handlings von Arburg. Diese hydraulischen Maschinen lassen sich variabel einsetzen und individuell auf alle Spritzgießverfahren abstimmen. Über die Selogica-Steuerung lassen sich unterschiedliche Peripheriegeräte integrieren. Die Vielzahl an Ausstattungsalternativen für eine exakte Abstimmung auf den jeweiligen Einsatz ist in diesem Fall ein weiterer Vorteil. So ist etwa eine mit elektrischen Maschinen vergleichbare Reproduziergenauigkeit und Zuverlässigkeit ebenso erreichbar wie ein energieeffizienter Verbrauch.

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Unternehmen

Rico Elastomere Projecting GmbH

Am Thalbach 8
4600 Thalheim/Wels
Austria