Dezember 2012

Die Tooling & Engineeringbranche Portugals hat ihr Ansehen auf dem internationalen Markt kontinuierlich ausgebaut und gefestigt. Motor ist die Nachfrage aus anderen europäischen Ländern, insbesondere Deutschland, nach wettbewerbsfähigen, integrativen und innovativen Lösungen mit den Schwerpunkten Qualität, Preis und Markteinführungszeit. Einer der führenden Hersteller von Spritzgussformen für die Automobilindustrie ist TJ Moldes in Marinha Grande. Das 1985 gegründete Unternehmen ist in vier spezialisierte Geschäftsbereiche aufgeteilt. TJ Moldes entwickelt und fertigt kleine Spritzgusswerkzeuge bis 2?t Schließkraft, TJ Aços für mittelgroße Formen und ITJ für große Spritzgießformen bis zu 30?t.

Der Unternehmensbereich RTJ beschäftigt sich ausschließlich mit dem Testen der Werkzeuge und Formen sowie der Produktion von Vorlaufserien und kleinen Serien. João Faustino, Direktor von TJ Moldes, und Präsident des nationalen Formenbau-Verbandes Cefamol, hebt die Organisationsstruktur hervor. „So können wir die spezifischen Vorteile eines kleinen Unternehmens, nämlich die Flexibilität in der Planung und Abwicklung zu Gunsten unserer Kunden einbringen. Im Verbund können wir auch Komplettpakete anbieten sowie auch Produkttests und ebenso kleinere Serienproduktionen.“ Bereits 1986 führte man erste Projekte mit deutschen Automobilherstellern durch.

So ist es nicht verwunderlich, dass zu etwa 50 Prozent der deutsche Markt adressiert wird. Wie Faustino bestätigt sind die Auftragsbücher voll und man wird in nächster Zeit verstärkt in den Maschinenpark und in Automatisierung investieren. Viel Potenzial sieht er in der Luft- und Raumfahrtindustrie. „Dies ist zwar nur eine Nischenbranche, sie birgt aber ein großes Potenzial, da hier unser spezialisiertes Know-how gefragt ist. Deshalb setze ich auf einen Initialeffekt durch die ASD Convention (Aerospace and Defence Industries Association of Europe) in Lissabon, wo sich hochrangige Vertreter von Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen, Universitäten und Forschungszentren treffen.“

Im Showroom zeigt er abschließend stolz Exponate wie Beleuchtungssysteme, Frontends und Interieur von führenden Automobilherstellern. Diese Referenzen sind aber auch eine Verpflichtung für João Faustino: „Um uns solche wichtigen Aufträge sichern zu können, reicht es heute nicht mehr aus nur perfekte Werkzeuge und Formen zu liefern, wir müssen Schnittstelle sein und auch Engineering Know-how anbieten. Und dafür sind wir gerüstet.“

Tecmolde gilt als eines der ersten Unternehmen in Portugal, welches sich mit der Beschaffung, technischen Überwachung und Verwaltung von Werkzeugen und Formen für die Kunststoffverarbeitung und der Metallumformung etablierte. Über 50 Jahre Erfahrung im Bau von mehr als 400 Werkzeugen pro Jahr für die unterschiedlichsten Branchen, haben dem Unternehmen eine exorbitante Stellung in der portugiesischen Toolingindustrie eingebracht. Über die Jahre hinweg hat man ein Netz von örtlichen Zulieferern aufgebaut, was es ermöglicht, Projekte jeder Art, in kurzen Lieferzyklen und zu konkurrenzfähigen Preisen zu liefern.

Tecmolde tritt als Generalist für das ganze Projekt auf und erleichtert somit dem Kunden die Abstimmung der Prozesse. Von der Zeichnung bis hin zum Modell entwickelt das Unternehmen alles bis zum Endprodukt. ,,Kommt ein Auftrag rein, schauen wir, welcher Werkzeugmacher am besten dafür geeignet ist“, erklärt Antonio Santos, Präsident des Unternehmens. Die Partner können Formen bis maximal 40?t fertigen. Auch verfügt man über einen eigenen Bemusterungsbetrieb.

„Bemusterungsdaten wie Maschinen-Einstellparameter, Temperierung, Druck und Zykluszeiten werden erfasst und dem Kunden zur Verfügung gestellt,“ ergänzt Mario Galvao, Vizepräsident. „Wir sind für das gesamte Projekt über alle Phasen hinweg verantwortlich: Von Konstruktion und Durchführbarkeit bis hin zur Überprüfung der Funktionalität sowie die Bemusterung“.

Netzwerk von Werkzeugbauern als Basis

Die portugiesischen Formenbauer zeichnet ja eines besonders aus: Sie bieten ein breit gefächertes Dienstleistungsangebot, das sich von der Formteil-Konstruktion bis zur Kleinserienfertigung erstreckt, und dies gebündelt an einem Ort. Beispielsweise die Gruppe LN Moldes in Marinha Grande. Sie beschäftigt sich seit 1987 mit dem Herstellen von Präzisionsformen. Ihr Spezialgebiet ist das Entwickeln und Fertigen von komplexen Formen mit Multi-Kavitäten und Werkzeugen für das Dünnwand-Spritzgießen. „Wir bieten unseren Kunden von der Konstruktion über Prototypen- und Serienwerkzeuge bis zur Serienproduktion inklusive Lackierung und Montage alles aus einer Hand an“, erklärt Telmo Ferraz, Geschäftsführer von Planimolde der Redaktion.

„Aber nicht immer können wir alles allein bewältigen, beispielsweise wenn noch größere Formen hergestellt werden müssen.“ Deshalb wurde auch das Unternehmen Planimolde in die Gruppe integriert, ein Werkzeugmacher der in der unmittelbaren Nachbarschaft angesiedelt ist. Zudem hat man Kooperationsabkommen mit verschiedenen Universitäten und dem CENTIMFE, dem Technologiezentrum der Branche. Eine etwas andere Strategie verfolgt Uepro. Das noch recht junge Unternehmen ebenfalls mit Sitz in Marinha Grande, fertigt selbst keine Werkzeuge und Formen, sondern übernimmt nur die komplette Projektkoordination und das Engineering. Dank einem Netzwerk kann man Spritzgieß- und Druckgussformen sowie Blaswerkzeuge für die Medizintechnik, die Elektro-, die Automobil-, Haushaltgeräte- sowie Luftfahrtindustrie anbieten.

Überspritzen von Holz

Auch Moldoeste ist ein Anbieter in der Entwicklung, der Konstruktion und der Herstellung von hochwertigen Spritzgieß-Werkzeugen. Mit 120 Mitarbeitern bedient man fast überwiegend Kunden aus der deutschen Automobilindustrie. Die langjährige Erfahrung und das Wissen insbesondere um das Umspritzen von Holzinterieur hat das Unternehmen zum einzigen Anbieter in Portugal gemacht, der solche speziellen Dekorteile fertigen kann. Zwar ist die Grupo Moldoeste stark abhängig von konjunkturellen Schwankungen, doch fortwährende Investitionen in den Maschinenpark und in die Automatisierung der 5-Achs-Berabeitungszentren sichern die Marktstellung ab.

Unsere Reise in und um Marinha Grande belegte einmal mehr, dass die Marke „Engineering & Tooling from Portugal“ gelebt wird, und dass sich die im Pool-Net-Verbund organisierten Werkzeug- und Formenbau-Unternehmen mit diesen damit verknüpften Eigenschaften auszeichnen – Know-how, Innovationskraft und Technologie, Qualität und Zuverlässigkeit sowie eine optimale Vernetzung.

 

Die Luft- und Raumfahrt ist zwar eine Nischenbranche, sie birgt aber ein großes Potenzial, da hier unser spezialisiertes Know-how gefragt ist.

João Faustino, Direktor von TJ Moldes und Präsident des nationalen Formenbau-Verbandes Cefamol

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