Juli 2012

Ein schwerer Verkehrsunfall war für Ewald Kongsbak Anlass, ein heute alltägliches Produkt zu erfinden: den Verkehrsleitkegel. 1952 wurde er Zeuge, als ein Fahrzeugführer auf der Auto­bahn kurz vor München eines der rot-weiß angestrichenen, leeren Ölfässer touchierte, die damals die Fahrbahn in Baustellen und Gefahrenbereichen markierten. Der das Fass beschwerende Naturstein traf den Fahrer am Kopf und erschlug ihn.

Damit stand für Kongsbak fest, es musste eine ungefährliche Alternative her. Diese Alternative – wegen der Heimatstadt ihres Erfinders auch Lübecker Hütchen genannt – konnten Autos schadlos überfahren. Außerdem waren sie durch ihre konische Form stapelbar und standen stabil – auch ohne beschwerenden Naturstein. Nicht zuletzt war das Ausgangsmaterial billig und die Herstellung simpel: Der frischgebackene Produzent von Absperrtechnik klebte einzelne Gummiplatten zu Hütchen zusammen und sprühte sie im Siebdruckverfahren rot-weiß an. Der Norddeutsche erkannte das Potenzial seiner Entwicklung und meldete das Patent beim Bundespatentamt in München an.

Leider war ein US-Amerikaner schneller: In Übersee existierten bereits ähnliche Kegel. Kongsbak bekam daher den sogenannten Bundesgebrauchs-musterschutz. Dieser sicherte ihm für einige Jahre zumindest innerhalb Deutschlands das alleinige Herstellungs- und Vertriebsrecht. Und der Lübecker nutzte es. Er verkaufte tausende der Hütchen vor allem an Polizei, Bundesgrenzschutz und Bundeswehr.

Die Konkurrenz schläft nicht

Konkurrenz bekam er erst 1968 mit der Firma Molan. Sie stellte die Kegel anstatt aus Gummi aus PVC her. Dieses war dem ursprünglichen Material vor allem in Haltbarkeit und Farbechtheit überlegen. Eine Umweltkomponente spielte ebenso mit hinein: Es konnte auch bereits verwendetes, also recyceltes, PVC in den Herstellungsprozess einfließen. Das verwendete Spritzgussverfahren eignete sich zudem besser für die Massenproduktion, da sich auf diese Weise schneller und billiger produzieren ließ. Der Erfolg gab dem Unternehmen Recht: Zehn Jahre nach der Markteinführung hatte der sogenannte Molan-Kegel einen Marktanteil von 70 Prozent. Im Spitzenjahr 1991 produzierte der Hersteller 400.000 reflektierende Hüte. Im gleichen Jahr lief der fünfmillionste Kegel vom Stapel.

Um die Jahrtausendwende änderte sich die Marktsituation allerdings. Aus Frankreich, Italien und England wuchs Konkurrenz heran. Auch Firmen in Polen und China begannen, die farbigen Kegel herzustellen. Zusätzlich ging der Absatz insgesamt zurück. In Folge dieser Entwicklung übertrug Molan im Jahre 2004 Produktion und Vertrieb auf seine Tochterfirma Microlite. Diese stellte die konischen PVC-Produkte für weitere fünf Jahre her. 2009 entschloss sich das Unternehmen schließlich, den Namen Molan-Kegel inklusive der Maschinen und Anlagen an das Unternehmen Wemas zu verkaufen. Dieses bietet die Kegel noch heute in verschiedenen Größen und Farben an, aus PVC oder HDPE.

Aber auch die originalen Lübecker Hütchen sind nach wie vor erhältlich: Schon lange bestehen auch sie aus PVC. Verschiedene Firmen im In- und Ausland stellen sie in Auftrag her. Den Vertrieb leitet mit Klaus Reim seit jeher ein Kongsbak-Erbe.

 

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