Juni 2012

Wer hat’s erfunden? Die Schweizer! Das gilt nicht nur in Werbung für Kräuterbonbons, sondern auch für Klettverschlüsse. Der Überlieferung nach kam der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral im Jahre 1941 auf einem seiner regelmäßigen Ausflüge ins Grüne auf die Idee, als sich Kletten ständig im Fell seines Hundes verfingen. Er friemelte vorsichtig, mit vermutlich bewundernswerter Geduld, die Früchte der Großen Klette, so die biologische Bezeichnung, aus dem Haarkleid seines Haustiers und untersuchte sie unter dem Mikroskop. Im fiel auf, dass die Häkchen der Klette zwar sehr elastisch waren, trotzdem aber so stabil, dass sie auch mehrmaliges Verhaken und Auseinanderreißen schadlos überstanden, ohne ihre Form zu verlieren. Diese Eigenschaften wollte er in ein industriell gefertigtes Produkt übertragen. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit fiel ihm Nylon 6.6 in die Hände.

Dieses Material eignete sich durch seine Widerstandsfähigkeit bei gleichzeitiger Biegsamkeit hervorragend für den Klettverschluss. 1951 meldete er seine Erfindung zum Patent an. Anschließend gründete er die Firma Velcro, deren Namen sich aus den Anfangssilben von „velours“ und „crochet“, zu Deutsch Samt und Haken, zusammensetzt. Im Jahr 1959 brachte das Unternehmen dann den ersten Klettverschluss auf den Markt. Dieser bestand aus zwei Teilen, dem Haken- und dem Flauschband. Wie bei dem Vorbild aus der Natur verbinden sich die unzähligen Haken der einen Seite mit den ebenso zahlreichen Ösen der anderen. Allerdings dienten sie fortan weniger dazu, Klette und Hund zu vereinen, sondern beispielsweise dazu, Schuhe zu schließen, ohne dass sich die Träger zuvor mit den Geheimnissen des Schnürsenkelbindens auseinandersetzen mussten. Das überzeugte nicht nur kleine Kinder auf Anhieb. Schnell stieg die Klettband-Jahresproduktion auf mehrere zehntausend Kilometer. Heute ist Velcro mit Produktionsstätten und Filialen auf der ganzen Welt vertreten.

Der Klettverschluss geht mit der Zeit

Das Funktionsprinzip des Klettverschlusses hat sich in den gut 50 Jahren seit der Firmengründung natürlich nicht geändert, sehr wohl aber das Material. Polyamid hat das Nylon mittlerweile abgelöst, da es noch haltbarer ist und so rund 10.000 Schließ- und Aufreißvorgänge übersteht. Außerdem lässt sich das Polymer einfacher mit Press- und Extrusionsverfahren verarbeiten – auch eine geniale Erfindung geht mit der Zeit. Aber natürlich verbirgt sich auch im Verschluss selbst noch Verbesserungspotenzial: Das Unternehmen 3M beispielsweise erfand den Pilzkopf-Klettverschluss. Dieser hat weniger mit den Beatles als mit den halbkreisförmigen Hüten von Champignons und Co. zu tun.

Der diesen nachempfundene Haken ergibt in Kombination mit dem herkömmlichen Schlaufengegenstück eine wesentlich stabilere Verbindung. Wahlweise lassen sich zwei Pilzkopf-Flächen auch direkt miteinander verbinden. Damit ist diese Art Klettverschluss noch einfacher zu handhaben und noch vielseitiger. Anders ausgedrückt: Der Pilz kommt, im Unterschied zur Klette, auch ohne Hund aus.

 

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