Benjamin Franz, Stephan Reich, Infopoint Digitalisierung,

Benjamin Franz (links), Manager Digital Solutions und Stephan Reich, Abteilungsleiter IT-Anwendungsentwicklung bei Arburg. (Bild: Arburg)

Benjamin Franz, Sie als Vertriebsexperte sind im ständigen Kontakt mit Interessenten und Nutzern von Arburgxworld. Wie kommt das Kundenportal denn in der Spritzgießwelt an?

Franz: Sehr gut. Unsere Kunden schätzen sehr, dass Arburgxworld echten Mehrwert und viele Features bietet, mit denen sie ihren Arbeitsalltag noch effizienter gestalten können – und das in einer Basisversion ganz ohne Kosten und damit auch ohne Risiko! Im Moment wird das Portal am stärksten in Deutschland genutzt. Das hat auch etwas mit unserer Ausrollstrategie zu tun. Denn dort haben wir im Frühjahr 2019 mit der Markteinführung begonnen, bevor im Herbst dann der weltweite Launch folgte. Hohe Nachfragen verzeichnen wir mittlerweile aber auch zum Beispiel aus den USA, Frankreich und Osteuropa.

Als Anwendungsentwickler von digitalen Produkten stellt man sich sicher die Frage, auf welche Resonanz die neuen Ideen und Lösungen am Markt stoßen. Stephan Reich, welche Erfahrungen haben Sie dazu gemacht?

Reich: Unsere Cloudlösung kommt bei den Kunden sehr gut an – und auch als Entwickler darf man mit ein wenig Stolz sagen: Klar, weil sie einzigartig ist. Der Renner sind aktuell die beiden kostenlosen Apps Shop und Machine-Center. Das hatten wir auch so erwartet. Denn im Shop können die Kunden jederzeit sehr komfortabel und zu attraktiven Konditionen Ersatzteile bestellen. Das Machine-Center bietet mit dem zentralen Zugriff auf produktionsrelevante Informationen und Dokumente Transparenz über den eigenen Maschinenpark. Aber auch Premium-Services wie zum Beispiel der Self-Service, der Machine-Finder und die App Virtual-Control werden derzeit sehr intensiv nachgefragt.

Das ist in der aktuellen Situation sicher besonders interessant. Welche Rolle spielt die Corona-Pandemie im Zusammenhang mit Arburgxworld?

Franz: Als Beispiel möchte ich die Premium-App Virtual-Control nennen, die die Maschinensteuerung am PC oder Tablet simuliert. Diese stieß bereits auf der K 2019 auf großes Interesse, das nochmals deutlich zunahm. Denn sie bietet gerade in Zeiten von Homeoffice handfeste Vorteile: Der Einrichter kann damit Spritzgießprogramme von zuhause aus simulieren und bearbeiten sowie Troubleshooting betreiben. Die Daten lassen sich anschließend zum Beispiel über das Leitrechnersystem ALS oder per Compact-Flash-Karte direkt auf die Maschine übertragen.

Reich: Viele Unternehmen verzichten wegen Corona auf Dienstreisten oder Besuche vor Ort. Deshalb bieten wir inzwischen die Möglichkeit zur „remoten“ Maschinenabnahme. Dabei geht unser Vertriebsexperte gemeinsam mit dem Kunden das Lastenheft durch. Unter anderem unterstützt dabei ein spezielles Kamera-Equipment, sodass sich per Sichtabnahme Punkt für Punkt alle Anforderungen überprüfen lassen. Zum Abschluss erhält der Kunde dann ein ausführliches Protokoll mit einer zusätzlichen Bilddokumentation. Das ist zeit- und kosteneffizient und eine spannende Option für die Zukunft. Genauso wie der Online-Support über den Arburg Remote Service (ARS). Um standardisiert vernetzt werden zu können, sind alle unsere neuen Allrounder mit einem IIoT-Gateway ausgestattet und verfügen über Basis Connectivity.

Welche Bedeutung messen Sie der Arburgxworld mittel- und langfristig bei?

Startbildschirm, Starseite, Tablet, Hand, Hände, iPad, EN,

Das Portal Arburgxworld erleichtert die tägliche Arbeit rund um das Spritzgießen. Inzwischen hat das Unternehmen vier Angebotspakete geschnürt, die kostenlose sowie kostenpflichtige Apps und Leistungen bündeln. (Bild: Arburg)

Franz: Arburgxworld spricht die komplette horizontale und vertikale Wertschöpfungskette an. Die K 2019 hat gezeigt, dass unser Kundenportal eines der umfassendsten Angebote an digitalen Produkten und Services im Spritzgießbereich bietet. Und dieses bauen wir kontinuierlich und zielgerichtet aus.

Reich: Seit dem Herbst 2020 haben wir die zahlreichen Apps erfolgreich in vier Paketen gebündelt, aus denen vom Maschinenbediener bis zum Geschäftsführer praktisch jeder Nutzen für seine tägliche Arbeit ziehen kann: Das kostenfreie Paket „Basic“ bietet zum Beispiel einen Überblick über Maschinenpark, Service-Historie und anstehende Wartungstermine. Mit dem kostenpflichtigen Paket „Premium“ lässt sich die Maschinen­verfügbarkeit deutlich steigern, etwa dank erweiterter digitaler Maschinenakte und der Video-Telefonie. Die Ausbaustufe „Premium Plus“ ermöglicht Zugriff auf Berechnungs-Tools und detailreiche Wissens-Datenbanken von Arburg. Unter „Connect“ schließlich haben wir maschinenbezogene Erweiterungs­möglichkeiten zur digitalen Vernetzung zusammengefasst.

Was sind denn sozusagen die brandheißen Neuheiten für Nutzer der Arburgxworld?

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Der Shop für die Ersatzteilbestellung ist aktuell die beliebteste App. Sie lässt sich jetzt direkt mit den ERP-Systemen der Kunststpffverarbeiter verbinden. (Bild: Plastverarbeiter)

Reich: Wir bieten inzwischen Tutorials zu den einzelnen Apps an, die die Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten erklären. Die Shop-App lässt sich jetzt über eine OCI-Schnittstelle (Open Catalog Interface) direkt mit den ERP-Systemen unserer Kunden verbinden. So kann zum Beispiel ein Einkäufer Ersatzteile wie gewohnt über sein eigenes ERP bestellen. Die Bestellung wird dann automatisch in den Shop übertragen. Das spart Zeit und Extra-Aufwand.

Franz: Und wir schaffen natürlich auch finanzielle Anreize. Im Shop gibt es länderspezifische Verkaufsaktionen, die nur online über die App angeboten werden. Wer sich für Arburgxworld anmeldet und den Arburg Remote Service nutzt, erhält eine Verlängerung der Gewährleistung für Neumaschinen um drei beziehungsweise sechs Monate, je nach Land. Zusätzlich erhält der Kunde beim Kauf einer Neumaschine einen Gutschein zur Nachrüstung mit dem Assistenzpaket „4.Service“ für zwei ältere Spritzgieß­maschinen ab Baujahr 2014 zum Sonderpreis. Unser Kundenportal zu nutzen, lohnt sich also ganz deutlich.

Warum muss man sich eigentlich für die Arburgxworld registrieren und wer sollte unbedingt einsteigen?

Online Konfigurator, 270 S compact, Tablet,

Der Allrounder 270 S compact ist die erste Spritzgießmaschine des Herstellers, die der Anwender über eine App im Portal Arburgxworld online konfigurieren und bestellen kann. (Bild: Arburg)

Franz: Arburgxworld ist für alle Hierarchieebenen eines Spritzgieß­betriebs interessant: Der Geschäftsführer kann sich einen Überblick über aktuelle Aufträge und Auslastung seiner Maschinen machen, der Fertigungsleiter die Produktion planen und optimieren. Während sich Servicetechniker und Instandhalter für die Service-Historie, Ersatzteilbestellungen, die im Machine-Center hinterlegten Dokumente und anstehende Wartungstermine interessieren, nutzt der Einkäufer zum Beispiel die Apps Machine-Finder und Configurator. Der Allrounder 270 S compact ist die erste Spritzgießmaschine von uns, die über eine App online konfiguriert und bestellt werden kann. Ende Oktober ist der Granulattrockner und -förderer Thermolift 100-3 hinzugekommen. Dieses Angebot werden wir kontinuierlich weiter ausbauen.

Reich: Das Kundenportal bildet somit gewissermaßen die gesamte Welt des Kundenunternehmens ab und ist entsprechend breit gefächert. Weil es viele kundenspezifische Informationen enthält ist es wichtig, einen Master-User im Unternehmen zu definieren und bei der Registrierung der Nutzer zu klären, wer zum Beispiel Zugriff auf Informationen zum Maschinenpark und für die Konfiguration neuer Maschinen hat oder wer Ersatzteile bestellen darf. Wie das alles genau funktioniert, zeigen unsere Verkaufsberater den Kunden auch mit einer Demoversion gerne „live“. Zudem haben wir an unserem Firmensitz in Loßburg einen physischen „Infopoint Digitalisierung“ eingerichtet, wo sich unsere Kunden beraten lassen und das Kundenportal selbst ausprobieren können.

Wie sicher sind denn die Kundendaten, wenn die Maschinen vernetzt werden?

Reich: Der Maschinenpark lässt sich über das Leitrechnersystem ALS oder über die App Machine-Dashboard an das Kundenportal anbinden. Alle anderen Apps aus der Basis- und Premium-Version von Arburgxworld übermitteln keine Daten. Die Datenübertragung erfolgt generell nach dem aktuellsten Stand der Technik – absolut sicher und nur für den Kunden zugänglich. Das lässt sich vergleichen mit einem „digitalen Raum“, zu dem nur der Kunde den Schlüssel zum Öffnen besitzt.

Machinecenter, deutsche Sprache, Maschinencenter,

Die Integration des Freeformers in das Portal ermöglicht die Rückverfolgung von Prozessdaten, Download aktueller Software und Materialdatenblätter sowie eine schnelle Ersatzteilbestellung. (Bild: Arburg)

Franz: Ganz neu ist die Möglichkeit, den Freeformer an das Kundenportal anzubinden und damit die additive Fertigung in die gesamte Produktionslandschaft eines Unternehmens zu integrieren. Eine wichtige Rolle spielt hier die erfolgreiche und lückenlose Überwachung und Dokumentation der Prozess- und Bauauftragsdaten.

Das hört sich alles sehr spannend an. Welche Ziele hat Arburg oder anders gefragt: Wohin geht die Reise – arbeitet die Kunststoffbranche künftig in einer rundum digitalen Welt?

Reich: Bei vielen Themen waren und sind wir ja bekanntermaßen der Pionier unserer Branche. Daher beschäftigen wir uns intensiv und praxisnah mit der Frage, wie sich heute und in Zukunft durch Digitalisierung die Produktionseffizienz in der Kunststoff­verarbeitung steigern lässt. Auch mit Blick auf unsere eigenen, internen Prozesse sind wir sehr weit, etwa was unsere eigenen digitalen Logistik- und Fertigungsprozesse angeht. Auf Basis dieses Know-hows entwickeln wir kontinuierlich neue Lösungen und Produkte auch für unsere Kunden. Arburgxworld als zentrale Plattform ist dabei ein ganz, ganz großer Meilenstein.

Franz: Und auch bei unseren Kunden hält die Digitalisierung rasant Einzug. Die Kontakte werden ebenfalls immer digitaler. Daneben ist und bleibt die herkömmliche Kommunikation per Telefon und das persönliche Gespräch wichtig. Diese beiden Welten werden wir sinnvoll miteinander verschmelzen. Ich denke, wir bieten dazu einen guten Mix und sind auf dem richtigen Weg. Wir machen uns gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern auf die Reise Richtung digitale Transformation. Unser Ziel ist, unsere Kunden mit Rat und Tat zu begleiten und sozusagen „Konnektivität“ zu schaffen zwischen ihnen, unseren Maschinen und Arburg.

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