Carbonauten

Spritzgegossene Schale aus Carbonauten OCM. (Bild: Carbonauten)

Einweggeschirr, Strohhalme und Verpackungen aus Kunststoff haben zunehmend den Ruf als Umwelt- und Klimaschädiger. Die Produktion von Kunststoff verursacht CO₂. Die Carbonauten zeigen mit ihrer zum Patent angemeldeten Materialfamilie Carbonauten OCM (Organic Carbon Material), dass das auch anders geht. Das Material, das aus CO₂-senkenden Biokohlenstoffen und Bindern besteht, speichert pro Tonne das Äquivalent von bis zu 3,6 t CO₂. Denn die Biokohlenstoffe dafür stammen aus beliebigen Resten holziger und pflanzlicher Biomasse, die sonst verrotten und dabei Klimagase erzeugen würde. Je mehr des Werkstoffs hergestellt wird, desto mehr profitiert das Klima. Als Nebenprodukt entsteht beim CO₂-neutralen Herstellen zudem überschüssige, grundlastfähige erneuerbare Energie in Form von Wärme und Strom, mit der die lokale Industrie und Haushalte auf klimafreundliche Weise versorgt werden können.

OCM bioabbaubar oder beständig

Aus dem innovativen Material können wahlweise biologisch abbaubare oder beständige Produkte entstehen. Zum Beispiel Biopflanztöpfe, deren Binder sich im Boden zersetzen, dabei den Pflanzen Stickstoff für das Wachstum liefern und die Biokohlenstoffe die Grundlage für den Superdünger Terra Preta bilden. Bisher werden 20 Mio. solcher Pflanztöpfe täglich in der EU aus Kunststoff hergestellt. Auch Einweggeschirr, Coffee-to-go-Becher, Strohhalme und Verpackungen für Lebensmittel aus abbaubarem Carbonauten OCM erlauben dank ihrer CO₂-senkenden Eigenschaften Genuss ohne schlechtes Gewissen und Verzicht.

Aus den nichtabbaubaren Varianten entstehen Gehäuse und Bauteile wie Mauerwerke, Platten für Boden, Wand und Decke, Paneele, Mauerwerke, mit Fasern verstärkte Tragstrukturen oder thermosolare Fassaden. Auch sind Schäume herstellbar, die polstern, akustisch und thermisch dämmen, filtern oder im Leichtbau zum Einsatz kommen. Auch diese Varianten lassen sich jedoch nach Gebrauch in Erstqualität recyceln.

Gründer Torsten Becker, der die Auszeichnung am 26. Mai virtuell in Empfang nahm, freut sich über die Ehrung: „Unser Traum war es von Anfang an, einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Mit Carbonauten OCM können wir das. Es ist großartig, dass die Jury des deutschen Innovationspreises das in dieser Weise anerkennt. Das motiviert mich und meinen Partner Christoph Hiemer noch zusätzlich, wenn wir Mitte 2021 mit der industriellen Produktion beginnen.“ Mit an Bord sind dabei die EurA, die Hochschule Aalen (Co-Entwicklung Kunststoffe) sowie verschiedene Hersteller aus den Bereichen Automobil, Anlagenbau, Kunststoffe, Verpackung und Bau. (sf)

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