Industrie 4.0 erfordert mehr als Produktinnovationen

Im Zentrum der Industrie 4.0 steht die Vernetzung. Diese schließt Maschinen und Anlagen ebenso ein wie Software-Systeme und Messdaten. (Bild: Mystock – Fotolia.com)

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Hinsichtlich Kunststoffmaschinen folgen auf die Spritzgießmaschinen gerade die Extruder, dann wahrscheinlich die Blasformmaschinen, meint Dr. Harald Weber (m.), zuständig für Technik und Innovation beim VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen. Links und rechts neben ihm: Sebastian Sachse und Patrick Bruder, beide B&R. (Bildquelle: David Löh/Redaktion Plastverarbeiter)

Welche Gerätekategorien bekommen ihre Euromap-Schnittstelle nach den Spritzgießmaschinen und Robotern?
Weber: Für Extruder fand die erste Sitzung Mitte Juni statt. Dabei ging es darum zu schauen, was denn der grundsätzliche Rahmen ist, in dem wir uns bewegen wollen. Ich meine, das fängt ja an vom reinen Extruder, also ein Zylinder mit Schnecke drin, bis dann zu kompletten Anlagen. Da werden wir jetzt nicht alles auf einmal angehen können, also wir kümmern uns jetzt erst mal um den Extruder, der im Zentrum steht, und welche Daten er rausgeben soll.

Was dann wahrscheinlich demnächst angegangen wird, das sind Blasformmaschinen. Aber da ist im Moment noch kein Termin festgelegt. Aber das wird natürlich auch dann in naher Zukunft mit angegangen werden. Auch um die Peripherie-Geräte werden wir uns demnächst kümmern. Aber das große Thema ist erst mal der Extruder als neuer, großer Block.

Was sind denn die jüngsten, wesentlichen Fortschritte in Richtung Euromap 77?
Weber: Also ich denke, das Wesentliche ist jetzt gerade der Aufbau einer übergeordneten Struktur. Wir machen jetzt nicht die Scheuklappen zu und sagen, wir kümmern uns nur um Spritzgießmaschinen und Leitrechner, und was links und rechts ist, interessiert uns nicht, sondern sagen, da ist doch sehr viel, was für andere Maschinenkombinationen wiederverwendet werden kann mit drin und wir lösen das raus. Wir müssen dadurch manche Sachen vielleicht ein bisschen allgemeiner formulieren, doch dann bleibt wirklich nur noch das, was speziell für den Anwendungsfall in der speziellen Euromap 77 ist, und alles andere sind übergeordnete Objekttypen, die dann an verschiedener Stelle einfach wiederverwertet werden können. Wenn man dann vielleicht mit Blasformmaschinen anfängt, wird man feststellen, ach, da gibt es ja jetzt schon sehr viele allgemeine Typen, die nehmen wir uns einfach. Jetzt schauen wir nur noch, was muss noch für die Blasformmaschinen dazu, wie unterscheiden sie sich von den Spritzgießmaschinen, und man muss nicht wieder bei Null anfangen.


Relaunch von www.plastverarbeiter.de

(Bildquelle: David Löh/Redaktion Plastverarbeiter)

Marktübersicht Extrusionsanlagen

Die vier interaktiven Marktübersichten enthalten das Maschinenangebot von allen relevanten Herstellern und gliedern sich in die Produktgruppen Rohre, Profile und Blasfolien sowie Tafeln. Jede dieser Übersichten ermöglicht es, die geeignete Extrusionsanlagen sowie deren Anbieter nach Einsatzzweck, Materialart und Leistungsparametern zu selektieren. So lassen sich die aufgeführten Extruder leicht nach den Anforderungen filtern, die sich aus dem konkreten Anwendungsfall ergeben.

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Steht OPC-UA irgendwann in Konkurrenz zu Powerlink?
Sachse:
Zunächst einmal ist das TSN-Protokoll noch in der Entwicklung. Das heißt, da gilt es erst mal bis Ende des Jahres abzuwarten, welche Performance damit erreicht werden kann. Allerdings wird es definitiv Überschneidungspunkte geben, bei denen sich die Performance von OPC-UA/TSN mit Powerlink oder vergleichbaren Protokollen ähneln. Und genau dort haben wir natürlich ein ganz großes Auge drauf. Stand heute ist, dass TSN nicht die Performance von einer Powerlink-Emotion-Anwendung erreicht.

Gibt es zum Schluss noch einen Aspekt in dieser Thematik, den Sie noch gerne ansprechen wollen?
Sachse: Abschließend kann gesagt werden, dass das Wichtigste die einheitliche Standardisierung ist. Im Jahr 2000/2001 gab es bereits den Ansatz dazu, damals war es Ethernet. Leider kamen dabei statt eines einheitlichen, kompatiblen Standards unzählige Protokolle heraus. Jetzt haben wir wieder die Möglichkeit, etwas einheitlich zu standardisieren. Diese Chance müssen wir nutzen. Unternehmen haben aber auch dazugelernt, deshalb sind wir optimistisch, dass es dieses Mal gelingt, einen einheitlichen Standard für IoT-Anwendungen zu schaffen.

Weber: Aus unserer Sicht ist das Gute daran, dass wir uns im vorwettbewerblichen Umfeld bewegen. Also da kommen wirklich die Konkurrenten zusammen und entwickeln gemeinsam eine einheitliche Schnittstelle. Die wollen hier eben nicht alle Apples sein, die nur eigene Schnittstellen haben und wehe, jemand möchte das jetzt mit einem anderen System verbinden. Die Unternehmen sagen, das bringe ihnen nichts. Sie haben auch keine Befürchtungen, dadurch austauschbar zu werden. Schließlich unterscheiden sie sich ja trotzdem hinsichtlich Performance, Zykluszeiten, Genauigkeiten. All das wird ja in keinster Weise dadurch beeinflusst, dass die Daten standardisiert nach außen gegeben werden.

ist Redakteur des Plastverarbeiter. david.loeh@huethig.de

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