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Auch feine Strukturen lassen sich mit dem Bio-Faser-Compound spritzgießen. (Bild: Biofibre)

 

Nachhaltigkeit an erster Stelle

In der Biowerkstoffentwicklung sind zudem der CO2-Footprint und regionale Rohstoffquellen wichtige Aspekte. Dabei soll die Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie weitestgehend vermieden werden. Besonders attraktiv sind hierfür Reststoffe der Forst-, Landwirtschaft- und Ölsaatenindustrie, die bisher vor allem für die energetische Rohstoffnutzung verwendet wurden. In aufbereiteter Form können weiterhin Recyclingwaren in einem zweiten Nutzungskreis als ökoeffizente Rohstoffmaterialien verwendet werden. Ein wichtiger Hinweis bezüglich der beiden genannten Rohstoffquellen ist die in hohem Maße regionale Verfügbarkeit. Nicht zuletzt fördert die mögliche Verwendung bestehender Anlagen ein nachhaltiges Wirtschaften bei den Compound-Verarbeitern.

Mitte März 2017 hat das Europäische Parlament die Mitgliedstaaten im Rahmen des EU-Kreislaufwirtschaftspakets darin bestärkt, weitere Anreize für die Herstellung von Verpackungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu schaffen, um schließlich die Marktbedingungen für biobasierte Materialien und Produkte zu verbessern. Damit wird erstmalig auch das organische Recycling in die Begriffsdefinition des Recyclings aufgenommen. Konkret kann sich Biofibre auch ein firmeneigenes Kreislaufsystem vorstellen. Größere Mengen an Produktionsabfällen oder ausgedienten Industrieverpackungen könnten dem Stoffkreislauf erneut mit der Voraussetzung der thermoplastischen Verarbeitbarkeit zugeführt werden und bei Bedarf durch maßgeschneiderte Additivierung erneut prozessiert werden. Je nach Sortenreinheit und Qualität kann so neben dem Downcycling auch ein Re- und Upcycling des Materials in gleichwertiger oder sogar höherwertiger Qualität stattfinden.

Das bringt den kundenseitigen Vorteil der finanziellen Entlohnung für die Reststoffbeseitigung und unternehmensseitig das vollständige Schließen der Kreislaufführung. Dazu bedarf es dringend einer klaren und möglichst einheitlichen Gesetzgebung, wobei hier bereits einiges auf europäischer Ebene angeschoben wird. Weiterhin bedarf es der Aufklärungsarbeit der (End-)Konsumenten bezüglich biobasierter Produkte, um zukünftig die breite Markteinführung biobasierter Produkte voranzutreiben.

Neben einem klaren Labeling der Verpackungen (z.B. „auf Basis nachwachsender Rohstoffe“) kommt es auch auf eine geeignete Zertifizierung an. Hierzu gibt es in Europa unabhängige Zertifizierungsstellen wie DIN CERTCO (Deutschland) und Vinçotte (Belgien), die zukünftig für das Funktionieren des Kreislaufsystems beitragen können. Mit dem Vinçotte-Zertifikat „OK biobased“ wird bei der Biofibre GmbH der nachwachsende Ursprung der Rohstoffe ihres Produktes „NatureCel“ dokumentiert. Weitere Möglichkeiten bietet das AVK-Qualitätssiegel an. Dabei handelt es sich um Qualitätsnachweise, die auch ethische, arbeits- und umweltschutztechnische Kriterien miteinbeziehen. Der Einsatz von Biokunststoffen stellt durch diesen Nachweisprozess eine hilfreiche und zugleich vertrauensvolle Basis dar.

ist Director R&D von Biofibre in Straubing.

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