An der Nutzbarmachung des Polystyrol-Anteils wird weiter gearbeitet: Hans Grubmüller, Geschäftsführer von Innplast, bei der Besichtigung des PS-Granulats an der Extrusion.

An der Nutzbarmachung des Polystyrol-Anteils wird weiter gearbeitet: Hans Grubmüller, Geschäftsführer von Innplast, bei der Besichtigung des PS-Granulats an der Extrusion. (Bild: Innplast)

Die in den Sammelzentren anfallende Hartkunststoff-Fraktion wird oft nur thermisch verwertet, sprich verbrannt. Denn: Derzeit gibt es für diese Fraktion von Sachgütern aus Kunststoffen nach dem Ende der Lebensdauer in Österreich kaum Wiederverwertungsmöglichkeiten. Dies könnte dazu führen, dass die in manchen Sammelzentren mühevoll eingeführte gesonderte Sammlung dieser Fraktion in den Abfallzentren wieder eingestellt wird.

Exkurs: Fraktion der Hartkunststoffe

Dazu gehören großvolumige Teile aus harten Kunststoffen, das heißt keine Folien oder kleinvolumige Verpackungen wie Joghurtbecher oder PET-Flaschen. Beispiele sind Großbehälter für Flüssigwaschmittel, Wäschekörbe, Gartenmöbel, Kleiderbügel. Rund 65 % dieser Fraktion besteht aus Polyolefinen. Noch wird diese Fraktion aufgrund der suboptimalen Verwertungsmöglichkeiten nicht flächendeckend in den Sammelzentren gesammelt, trotzdem betragen die anfallenden Mengen allein in Oberösterreich bereits 1.200 Tonnen pro Jahr.

Technologie und Know-how sind top

Um diese brachliegenden Rohstoff-Ressourcen zu nutzen, haben vier Partnerunternehmen des Kunststoff-Clusters gemeinsam in einem Cluster-Kooperationsprojekt an einer Lösung gearbeitet, wie diese Hartkunststoff-Fraktion sinnvoll stofflich aufgearbeitet und verwertet werden kann. Das Ergebnis des im Frühjahr 2016 abgeschlossenen Projekts: Die gesamte Prozesskette von der Reinigung, Aufbereitung und Rezeptierung bis hin zur Herstellung neuer, hochwertiger Produkte im Spritzgießverfahren wurde technologisch dargestellt und optimiert. Letztendlich zeigte sich, dass das so hergestellte Regranulat nur geringfügigst schlechtere mechanische Eigenschaften als Neumaterial aufweist und als Ersatz für Neuware bestens geeignet ist. Mit diesem Wissen und der optimierten Prozesstechnologie kann diese bis dato ungenutzte Fraktion sinnvoll stofflich wiederverwertet werden.

Wermutstropfen bleibt

Klar zeigte sich aber auch, dass die Wirtschaftlichkeit an den Preis der Neuware gekoppelt ist. Der aktuell niedrige Ölpreis macht die stoffliche Verwertung dieser Fraktion – trotz nun vorhandenem Wissen und optimaler Technologie defacto fast unmöglich. Ein Projektpartner arbeitet deshalb jetzt nach Projektende an der Nutzbarmachung des Polystyrol-Anteils dieser Fraktion weiter. Wenn es gelingt, neben den Polyolefinen auch diesen Anteil zu verwerten, wäre auch in Zeiten eines niedrigen Ölpreises die Wirtschaftlichkeit gesichert.

Der Projektinhalt

Der Hartkunststoff wurde geschreddert und die Polyolefine (rund 65% dieser Fraktion) mit dem Sink-Schwimm-Verfahren abgetrennt und gewaschen. Mittels verschiedener Anlagenkonzepte und Filtertechnologien wurde auf Recycling-Versuchsanlagen daraus Regranulat hergestellt. Aus dem rezyklierten Material wurden unterschiedliche Bauteile gespritzt. Die Bauteile wurden in ihren Eigenschaften mit Bauteilen, hergestellt aus Neuware, verglichen. Das Material wurde während des Prozesses immer wieder mechanisch, thermisch und rheologisch charakterisiert und bei Bedarf durch Zugaben modifiziert.

Die Projektpartner

Die Transfercenter für Kunststofftechnik ist Ansprechpartnerin für anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung in allen Bereichen der Kunststofftechnik und zudem akkreditiertes Prüflabor. Die Innplast Kunststoffe ist Full-Service-Partner der Industrie für Recycling und Recompounding und verfolgt als solcher den strategischen Ansatz, zunehmend auch Post-Consumer-Rezyklate wieder in der Industrie zum Einsatz zu bringen. Die Erema Engineering Recycling Maschinen und Anlagen ist Weltmarktführer bei der Entwicklung und Produktion von Kunststoffrecycling-Anlagen und -Komponenten und hat besonderes Know-how und Erfahrungen im Bereich der Post-Consumer-Aufbereitung. Das Spritzgießunternehmen Katzengruber Kunststofftechnik bietet von der Festlegung der Rohstoffe über innovative Bauteil- und Werkzeugentwicklung bis zur fertigen Entwicklung von Systemlösungen alles an und hat zudem Erfahrung in der Verarbeitung von Regranulaten.

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Unternehmen

EREMA Engineering Recycling Maschinen undAnlagen Ges.m.b.H.

Unterfeldstraße 3
4052 Ansfelden/Linz
Austria