April 2014

Auf die richtige Verpackung kommt es an. Das wissen Werbeexperten, die möglichst auffällige, ansprechende Karton- und Kunststoff-Hüllen für Produkte designen. Das weiß aber auch jeder Hersteller gleich welchen Produkts. Denn er macht sich Gedanken darüber, wie er seine Güter heil zum Kunden bringt. Dabei unterstützt ihn das Product Compliance Center (PCC) von Fujitsu, Augsburg. Gemeinsam mit dem Kunden legen die Experten für Umverpackungen fest, für welche Transportformen und -wege, wie Lkw, Seefracht, Flugzeug oder Schiene, die Produkthülle geeignet sein muss und welche Umschlagorte geplant sind. Häufig geht es auch darum, im Feld aufgetretene Schadensbilder nachzuvollziehen.

Welche Anforderungen eine Verpackung erfüllen muss, hängt nicht nur vom vorgesehenen Versandweg ab, sondern auch von der Transportbelastbarkeit beziehungsweise Empfindlichkeit des verpackten Gutes. Zudem existieren für Verpackungs- und Transporttests zahlreiche Normen, die zum Teil nach Produktgruppen untergliedert sind. In anderen Fällen schreibt der Anforderungskatalog oder das Datenblatt des Produkts Verpackungstests vor.

Auch übergeordnete Normen zur Produktsicherheit wie die DIN EN 60950 spielen eine Rolle. Die Verpackungstests selbst sind ebenfalls normativ definiert, zum Beispiel in DIN ISO 2248, die Falltests für Verpackungen beschreibt, oder DIN ISO 2247 für Prelltests. Immer wichtiger werden darüber hinaus die praxis­nahen Teststandards der International Safe Transit Association (Ista), die verschiedene US-Gesellschaften – Prüflabore, Versender und Speditionen – gemeinsam für den nationalen und internationalen Transport entwickelt haben. Das PCC prüft Verpackungen auf Wunsch nach Ista-Kriterien.

Auf Grundlage dieser Eingangsparameter simuliert das Unternehmen die Transportbelastungen im Labor. Aus den Ergebnissen leitet es Maßnahmen zum Optimieren der Verpackung ab, im Hinblick auf Transportsicherheit, Umwelt- und Kostenaspekte.

Achtung, Paket fällt

Insbesondere Umladevorgänge setzen die Güter spezifischen mechanischen Belastungen aus. Diese stellen die Techniker im Labor nach, unter anderem durch den kontrollierten freien Fall auf die Ecken und Kanten der Verpackung oder Palette. Treffen feste Teile im Prüfling aufeinander, treten Beschleunigungen bis 1.000 g auf. Nicht immer lassen sich die durch freien Fall entstandenen Schäden sofort mit bloßem Auge erkennen. Sie beeinträchtigen aber die Funktion und die Lebensdauer der Produkte. Am Prüfling angebrachte Beschleunigungs-Sensoren helfen unter anderem dabei, sensible Stellen zu identifizieren, um die Verpackung so auszulegen, dass sie die auftretende Energie aufnimmt. So testen die Verpackungs-experten auch Packmittel und Polster, ob sie das Produkt ausreichend schützen.

Zum Beispiel bei der Auslieferung mit Kleintransportern kommt es vor, dass Packstücke frei im Transportraum umhergeschleudert werden. Prelltests dienen dazu, den losen Transport einer Einzelverpackung zu simulieren.
Größere Verpackungseinheiten, die aufgrund ihrer Geometrie einen hohen Schwerpunkt haben, müssen sich zusätzlich einem Kippfalltest in unterschiedlichen Versuchsaufbauten unterziehen. Ähnlich wie beim Falltest nehmen Beschleunigungs-Sensoren die Erschütterungen an Verpackung und Produkt auf.

Schütteltest

Darüber hinaus sind Güter während der Ladevorgänge häufig, im Vergleich zum freien Fall weniger starken Schocks ausgesetzt, beispielsweise beim Überfahren einer Ladekante mit einem Hubwagen. Diese Belastungen stellt im Labor der sogenannte Shaker nach: Die Schockzustände folgen dabei in kurzen Zeitabständen aufeinander, um den Polstern möglichst wenig Zeit für die Rückstellung zu geben. Die Schockwerte variieren auf Basis der mit dem Auftraggeber gemeinsam definierten Anforderungen und der jeweils geltenden Normen.

Vibrationsalarm

Auch beim Transport auftretende Vi-brationen können zu Schäden an Produkten führen. Derartige Fremd­erschütterungen simulieren die Ingenieure mittels Vibrationen in den für die vorgesehenen Transportmittel und -wege typischen Anregungsspektren. Eine besondere Rolle kommt hier dem Simulieren rauschförmiger Schwingungen zu, wie sie durch eine Kombina­tion unterschiedlicher Schwingungsquellen vorkommen, zum Beispiel im fahrenden LKW oder im Frachtraum eines Flugzeugs oder Schiffes.

Klimawandel im Schnelldurchlauf

Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Kondensat­bildung durch Klimaschwankungen setzen der Stabilität und Tragfähigkeit einer Verpackung ebenfalls stark zu. Das gilt für wasserannehmende Verpackungsmaterialien wie Wellpappe ebenso wie für Kunststofffolien oder -polster. Diese schrumpfen, platzen, dehnen sich oder zerreißen durch solche Einflüsse. Bei internationalen Transporten durchlaufen Güter unter Umständen verschiedene Klimazonen und sind durch Tag-Nacht-Wechsel oder beim Verladen zum Beispiel an Häfen klimatischen Schwankungen ausgesetzt. Das Product Compliance Center setzt das Packgut beziehungsweise die Verpackung in Klimakammern verschiedenen klimatischen Einflüssen aus und unterzieht sie anschließend physikalischen Tests und untersucht sie auf beschleunigte Alterungsprozesse hin. Bei all diesen Tests belegt die Akkreditierung des Prüflabors nach ISO/IEC17025 den Qualitätsstandard.

Sie möchten gerne weiterlesen?