Juni 2013

Polymer-Chemie ist ein konzernunabhängiges Familienunternehmen, das sich als Bindeglied zwischen Rohstoffherstellern und der kunststoffverarbeitenden Industrie versteht. Die Polymer-Chemie compoundiert, veredelt und modifiziert Polymere, führt kundenspezifische Entwicklungen durch und reagiert mit neuen Produkten auf die aktuellen Anforderungen des Marktes. Mitte 2008 stand die Polymer-Chemie Gruppe, Bad Sobernheim, vor der Entscheidung, ein neues System zur Abbildung der Unternehmensprozesse einzuführen.

Die bisher in Eigenentwicklung betriebenen Module Warenwirtschaft, Produktion und Qualitätssicherung deckten zwar viele Unternehmensfunktionen pragmatisch und anwendernah ab, aber die Eigenentwicklung konnte im Zeitablauf nicht den Anforderungen der wachsenden und sich diversifizierenden Gruppe gerecht werden. Eine von externen Beratern durchgeführte Analyse kam zu dem Lösungsansatz, ein Standard-ERP-Systems zu installieren. Die Polymer-Geschäftsführung analysierte daraufhin in einer weiteren Analyse die prozessualen Ziele der Gruppe. Dabei wurden Fragen wie, welche operativen Prozesse müssen durch das System pragmatisch und branchenspezifisch abgebildet werden, in den Mittelpunkt gestellt. Aber auch wie die in Frage kommenden Systeme diese Prozesse unterstützen oder ob die neuen Prozesse zu einer effizienteren Bewältigung der Arbeitsaufgaben führen.

Das Ergebnis dieser Analyse war überraschend. Nicht ein Standardsystem, sondern 3 bis 4 spezifische Branchenanwendungen wären nötig gewesen, um die relevanten Geschäftsprozesse effizient und branchennah abzubilden. Zudem mussten diese Systeme über Schnittstellen eng miteinander verzahnt werden. Ein umfassendes Standard-ERP-System, das die Zielprozesse des Compoundierers ganzheitlich, durchgängig und branchenpragmatisch abbildet, war am Markt aber nicht vorhanden.

Entwicklung einer Branchenlösung beauftragt

In dieser Situation entschied man sich für einen außergewöhnlichen Weg und beauftragte die Entwicklung einer spezialisierten Branchenlösung, welche die Geschäftsprozesse aller Unternehmen der Gruppe standardisiert aber dennoch branchenspezifisch abbilden soll. Die Leitlinie der Entwicklung ließ sich mit „so standardisiert wie möglich und so individuell wie nötig“ beschreiben. Das Systemhaus Kirchhoff Datensysteme Software (KDS) in Wackernheim zielte in diesem Projekt von Anfang an darauf ab, ein für Compoundiere branchenspezifisches ERP-System zu entwickeln. ERP bedeutet dabei, alle operativen Unternehmensprozesse durchgängig auf einer integrierten Unternehmensdatenbank abzubilden, sodass alle Abteilungen des Unternehmens entlang ihrer Arbeitsprozesse Hand-in-Hand zusammenarbeiten.

Modulbasierte Einführung

Die neue Softwarelösung Poly ERP wurde modulweise entwickelt und eingeführt. Im August 2010 wurden die ersten Module bei einer Tochtergesellschaft installiert, welche PVC compoundiert. Mit der Einführung ging eine Vielzahl grundlegender Arbeitsprozessveränderungen einher. So wurde eine barcodegeführte Bestandsverwaltung mittels mobilen Datenterminals eingeführt. Dabei wird jedes Gebinde von Eingang bis zum Verbrauch, von der Entstehung bis zur Auslieferung mit einem Barcode ausgezeichnet und per Scanner in seinem logistischen Lebenszyklus verfolgt.

Die einfach handhabbaren Scanfunktionen sind dabei so konzipiert, dass sie von Produktions- und Logistikmitarbeitern beherrscht werden können. Der Produktionsleitstand ist direkt mit dem Auftragsbestand gekoppelt, sodass ohne unnötigen Beleglauf eine integrierte auftragsterminbezogene Produktionsplanung stattfinden kann. Dabei sind branchenspezifische Auftragsarten wie Lohnfertigungsaufträge, Rahmenabrufaufträge oder produktionstechnische Besonderheiten wie Einblendprozesse und Anfahrsteuerung für Granulate berücksichtigt. Egal ob Chargenverfolgung, Rohstoffverbrauch, Materialbedarf oder Fertigwarenentstehung: Alle Prozesse in der Produktion werden direkt über Scanner erfasst und stehen im System zur Verfügung. Sukzessive wurde Modul für Modul entwickelt und bei den Unternehmen der Polymer-Gruppe eingeführt. So entstand in fast fünf Jahren ein umfassendes ERP-System, das alle operativen Prozesse des Compoundierers abdeckt.

Kontinuierliche Ausrichtung an der Praxis

Neben den normalen Geschäftsprozessen eines rezepturbasierten Compoundierers wurden auch spezielle Lösungen implementiert. So wurde ein Modul zur Geschäftsintegration von externen Unternehmen implementiert. Mit diesem Schnittstellenmanager ist ein extern bewirtschaftetes Logistikzentrum an das ERP-System Poly ERP angebunden. So wurde beispielsweise der elektronische Belegaustausch zwischen der Unternehmenstochter Polyblend und einem Kunden realisiert. Auch die Einführung bei dem russischen Tochterunternehmen Tula Polymer, verlangte das Abbilden einer Vielzahl von landesspezifischen Systemprozessen. Dem kam zugute, dass das System in seiner Architektur durchgängig auf Mehrsprachigkeit ausgelegt ist. Anpassungen an individuelle Prozesse des Compoundierers können durch Parametersteuerung ohne großen Aufwand vorgenommen werden.

Neben dem Ausbau von Modulen und Fachfunktionen hat die Polymer-Chemie-Gruppe mit Kirchhoff Datensysteme einen Prozess der kontinuierlichen Prozessverbesserung etabliert. Hier arbeiten Fachverantwortliche aller operativen Bereiche und Systementwickler fortwährend daran, Arbeitsprozesse und die verbundenen Systemfunktionen im Hinblick auf Effizienz, Pragmatik und Beherrschbarkeit zu verbessern. Ergebnisse dieser Arbeit fließen regelmäßig in die neuen Softwarereleases ein und verbessern damit stetig die Ablauforganisation im Unternehmen. Seit Anfang 2012 vermarktet Kirchhoff Datensysteme Software das ERP-System Poly ERP als spezialisierte Branchenlösung für Compoundierer im europäischen Markt.

 

Ich halte es für hilfreich, dass wir über branchenspezifisch standardisierte Prozesse immer klarere Bilder auf die Unternehmen bekommen und
dennoch ihre fachspezifischen Themen effizient abgebildet werden.

Dr. Gerald Hauf, geschäftsführender Gesellschafter der Polymer-Gruppe

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