Die Verwertung von Kunststoffabfällen ist in Deutschland Teil des Alltags. Beim genaueren Hinsehen aber knirscht es im Getriebe: Recycler beklagen niedrige Verbrennungskosten, die den Wettbewerb um die Sekundärrohstoffe verzerren. Der Entwurf zum neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz bleibt umstritten. Ein europäisches Deponieverbot, das die Abfälle quantitativ in die Verwertung umlenken würde, ist nicht in Sicht. Das Geschäft mit dem Altkunststoff wird nicht einfacher – so das Resümee beim Kongress „Zukunft Kunststoffverwertung 2010“ am 9. und 10. September in Krefeld.

Nach wie vor sind die deutschen Kunststoffverwerter Vorreiter in Europa – dank der Innovationskraft der Branche, aber auch dank des Deponieverbots für heizwertreiche Abfälle. „Ohne Ordnungsrecht wären wir nicht dort, wo wir heute stehen“, konstatierte Dr. Andreas Jaron, Ministerialrat im Bundesumweltministerium. Doch könne und wolle der Staat nicht richten, was der Markt selbst regeln müsse, so Jaron bei der Veranstaltung von Fraunhofer Umsicht, Oberhausen, und der BKV Plattform für Kunststoff und Verwertung, Frankfurt/Main. Dagegen äußerten Vertreter der Verwertungsindustrie, dass der Staat klar regeln müsse, wer künftig den Zugriff auf das Material habe. Eine eindeutige Aufgabenteilung sei ein wichtiger Schlüssel für einen fairen Wettbewerb in der Branche.

Einig waren sich die Kongressteilnehmer darin, dass die stoffliche Nutzung von Sekundärrohstoffen in Zeiten steigender Preise für Primärrohstoffe und Energie weiter an Bedeutung gewinnen werde. Der Blick über die Grenzen zeigt, wie groß das Potenzial dafür ist. In zwei Dritteln der EU-Mitgliedsstaaten landet der Großteil der Abfälle noch immer auf Deponien. „In Brüssel wie in den Mitgliedsstaaten ist das Bewusstsein für die Bedeutung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft, ebenso wie für deren Beitrag zum Klimaschutz noch unterentwickelt“, berichtete Karl-Heinz Florenz, langjähriges Mitglied des Europäischen Parlaments und seines Umweltausschusses. So gäbe es für manches osteuropäische Land zwar EU-Fördermittel für den Bau neuer Deponien, nicht aber für moderne Recycling- oder Verbrennungsanlagen.

Neue Verwertungsverfahren, optimierte Sortierung, höhere Qualität der Regranulate – es gibt vieles, was die Branche in den vergangenen Jahren vorangebracht hat. An einem Punkt ist sie laut Gertraud Lauber, Abteilungsleiterin Umweltschutz und Wasserwirtschaft bei der IG Bergbau, Chemie, Energie, noch nicht wesentlich weiter gekommen: „Die Kunststoffverwertung hat immer noch ein eher schlechtes Image,“ betonte sie in Krefeld. Die Branche mache in der Öffentlichkeit viel zu wenig deutlich, dass Kunststoffe hochwertig verwertet werden und damit einen Beitrag zu Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung leisteten.

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