Durch Produktionsverlagerungen von Unternehmen gehen jährlich 74000 Arbeitsplätze in Deutschland verloren. Das belegt eine vom VDI, Düsseldorf, in Auftrag gegebene Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung. „Diese Entwicklung ist bedenklich“, mahnt VDI-Präsident Prof. Bruno O. Braun: „Jährlich verlagert jeder elfte Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes Teile seiner Produktion ins Ausland. 2 % der Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes gehen so Jahr für Jahr verloren – das sind 7 Mrd. Euro!“ Doch es gibt auch eine positive Entwicklung: Seit Mitte 2004 ging die Zahl der Verlagerer in den Kernbranchen von jährlich jedem achten auf derzeit jeden elften Betrieb zurück.

Nicht jede Verlagerung bringe die erhoffte Kostensenkung. „Unternehmen agieren hier teilweise sehr kurzsichtig und unprofessionell“, kritisiert Braun, „da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht berücksichtigen.“ Immer mehr Unternehmen machen deshalb ihre Entscheidung wieder rückgängig und verlagern die Produktion zurück. Braun: „Was wir erleben, ist eine Renaissance des Standorts Deutschland.“

Hauptmotiv für die Verlagerung sind nach der Untersuchung in erster Linie die Personalkosten. „Genau diese Betrachtungsweise ist problematisch“, erklärt Dr. Steffen Kinkel vom Fraunhofer ISI. „Denn die Lohnkosten machen in vielen Betrieben nur noch 10 % der Gesamtkosten aus, die hier zu erzielende Hebelwirkung ist also begrenzt. Die Anlaufzeiten am neuen Standort, das Netzwerk vor Ort oder etwa die Kosten für die Betreuung und Kontrolle werden häufig nicht berücksichtigt.“ Im Ergebnis der Studie profitieren Betriebe eher von marktorientierten Produktionsverlagerungen, d.h. wenn dadurch auch neue Märkte erschlossen werden.

Dass Produktion in Deutschland sich lohnt, zeigt zum Beispiel Weltmarktführer Rittal, Systemanbieter für Schaltschränke. 70 % des Umsatzes macht das Unternehmen im Ausland, aber 70 % der Produktion findet in Deutschland statt. „Wir haben uns bewusst für Made in Germany entschieden“, sagt Norbert Müller, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Rittal. „Die breite Wirtschaftsstruktur und die hohe Qualifikation der Mitarbeiter sprechen für Deutschland. Der Standort ist weiterhin hoch attraktiv.“

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